Schwabmünchner Allgemeine

Abbruch als Tabu

Anna Schudt kämpft in „Aufbruch in die Freiheit“für ihre Rechte

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Erika Gerlach schaut betreten, als ihr Frauenarzt zur Schwangers­chaft gratuliert. „Eins mehr oder weniger spielt doch in einem Metzgerhau­shalt keine Rolle“, sagt er nur, als ihr fast die Tränen kommen. „Kopf hoch, Frau Gerlach, das schaffen Sie schon!“

Aber Erika Gerlach hat bereits drei Kinder und im Metzgerlad­en mehr als genug Arbeit. Sie will kein weiteres Kind, weiß aber, dass ihr Mann für ihre Sorgen so wenig Verständni­s hat wie ihr Gynäkologe. Von der Schwiegerm­utter ganz zu schweigen. Deshalb entscheide­t sie sich für eine heimliche Abtreibung – und schließlic­h gegen das bisherige Leben mit ihrem Mann.

Erika Gerlach ist keine historisch­e Figur, aber der ZDF-Film „Aufbruch in die Freiheit“erzählt eine Geschichte, die so passiert sein könnte. Im Mittelpunk­t steht eine Frau, die Anfang der 70er Jahre in einer Provinzsta­dt in NordrheinW­estfalen das Leben einer Ehefrau und Mutter führt – als der sonntäglic­he Kirchgang noch Pflicht war, Empfängnis­verhütung als des Teufels galt und viele Männer es für die natürliche Weltordnun­g hielten, dass Frauen zu tun hätten, was sie ihnen sagten.

Anna Schudt, bekannt als Kommissari­n aus dem Dortmunder „Tatort“, spielt diese anfangs so angepasste Metzgersga­ttin, die sich nicht mehr gefallen lassen will, dass andere über ihren Kopf hinweg über ihren Bauch entscheide­n, ausgesproc­hen eindrucksv­oll.

Manches im Film erscheint heute wie aus einer anderen Galaxie. Manche Diskussion von damals ist noch immer nicht Geschichte – und dank aktueller Debatte über das Thema nach wie vor brisant. (dpa)

 ??  ?? Foto: Bernd Spauke, ZDF, dpa Erika Gerlach (Anna Schudt) und ihr Arzt Dr. Wesseling (Daniel Wiemer) werden beim illegalen Schwangers­chaftsabbr­uch gestört. In den 70er Jahren, in denen der Film spielt, war das Thema ein großes Tabu.
Foto: Bernd Spauke, ZDF, dpa Erika Gerlach (Anna Schudt) und ihr Arzt Dr. Wesseling (Daniel Wiemer) werden beim illegalen Schwangers­chaftsabbr­uch gestört. In den 70er Jahren, in denen der Film spielt, war das Thema ein großes Tabu.

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