Wasser im Tank und Besen in der Schublade
Bei der Königsbrunner Feuerwehr präsentiert der Kommandant die Einsatzwagen. Er rollt dafür nicht den feuerroten Teppich aus, sondern die große Drehleiter / Serie (2)
Vom Einsatzwagen der Polizei bis zum „Sanka“des Rettungsdiensts – wir zeigen in dieser Serie, wie es im Innern von solch besonderen Wagen aussieht. Diesmal: Ein Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Königsbrunn.
Es ist frühmorgens, als sich das Garagentor Nummer vier öffnet und den Blick freigibt auf eine Reihe von feuerroten Einsatzwagen – aber das alles passiert nicht zum ersten Mal an diesem Tag. „Heute sind wir schon einmal ausgerückt“, sagt Thorsten Hahn, der stellvertretende Kommandant und winkt sofort ab: „Defekte Rauchwarnmelder. War nur ein Fehlalarm.“
Die Prachtstücke im Fuhrpark der Feuerwehr Königsbrunn sind die „Hilfeleistungs-Löschfahrzeuge“. Zwei Kabel hängen an ihrer Seite: blau und gelb, für Strom und Luft. Dazu ein Abgasschlauch, ein blauer Rüssel, der an das Fahrzeug andockt und sofort abfällt, sobald es aus der Garage fährt. Im Einsatzwagen finden elf Einsatzkräfte Platz, auf den hinteren Bänken sieben, vorne vier. Auf der Rückbank liegen Rettungsrucksäcke und Pressluftatmer bereit.
Um so ein massives Vehikel wie das Löschfahrzeug lenken zu dürfen, brauchen die Feuerwehrkräfte einen Lkw-Führerschein. Zudem gibt es interne Fahrereinweisungen. 600000 Euro kostet so ein Löschfahrzeug, zwei von dieser Sorte besitzt die Feuerwehr Königsbrunn. „Auf unseren Fuhrpark sind wir schon stolz“, sagt Hahn.
Er lüftet nun den Rollladen an den Seiten des Wagens. Dahinter verbergen sich Regale, Klappen und Schubfächer mit Leuchten, Schildern und Schläuchen – jeder Zentimeter ist gut verplant. Der Kommandant fährt eine Schublade heraus, in der Schaufeln und Besen hängen. Auch eine schwere, große Schere findet im Wagen Platz, die bei Autounfällen zum Einsatz kommt, wenn Menschen aus ihren Fahrzeugen befreit werden müssen. Gleich daneben ist eine Tauchpumpe verstaut, um Wasser abzusaugen, zum Beispiel bei Straßenüberschwemmungen.
Trockenlegen, auch das macht die Feuerwehr. Doch oft lautet das Kommando: „Wasser marsch!“Hahn erklärt, dass das Wasser mit bis zu 475 Liter pro Minute aus den Schläuchen schießt. Denn der Löschwagen hat es in sich: 2000 Liter Wasser staut er auf. „So können wir kleine Brände ganz autark löschen und müssen nicht zum nächsten Hydranten eilen“, sagt Hahn.
Die Feuerwehr Königsbrunn ist eine Institution mit Tradition, die in den 1870er-Jahren gegründet wur- de. Doch das einzige, was in den Löschfahrzeugen an vergangene Tage erinnert, ist die alte Kübelspritze mit dem Holzgriff, zum Pumpen – sie tut auch heute noch ihren Dienst. Die 130 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind in fünf sogenannten Zügen organisiert. Dabei widmet sich eine Gruppe allein der Ausbildung der Jugend. Etwa 300 Einsätze fährt die Feuerwehr Königsbrunn im Jahr. „Das reicht vom großen Brand bis zur Katze auf dem Baum“, sagt Hahn. Dieser Klassiker unter den Polizeieinsätzen, Katze mit Höhenangst, begeg- net Hahn etwa fünf- bis sechsmal im Jahr – deshalb liegen in den Fahrzeugen auch Körbchen für Haustiere bereit.
Manchmal greifen die Menschen für Hahns Empfinden etwas voreilig zum Hörer. „Dann liegt da ein kleines Holzbrettchen nachts um drei Uhr auf der Straße und wir sollen es aus dem Weg räumen“, sagt Hahn. „Aber grundsätzlich gilt: Lieber einmal zu oft angerufen als einmal zu wenig.“Viele Einsätze sind dem Kommandanten im Gedächtnis geblieben, zum Beispiel ein Großbrand in einer Schreinerei.
Die Gefahr fährt immer mit, wenn die Feuerwehr ausrückt. „Der Trick ist: Man darf nicht daran denken, dass etwas passieren könnte“, sagt Hahn. „Gefahrenbewusstsein ist wichtig. Aber Angst? Das sollte nicht sein.“
In den Hallen steht neben sogenannten Kleinalarmfahrzeugen auch ein langes Gefährt, das für Einsätze in großen Höhen gedacht ist. Hahn rangiert es auf den Hof, drückt ein paar Knöpfe und lässt die seitlichen Stützen ausfahren. Dann steigt die Drehleiter in den Himmel. Hahn lässt sie per Joystick fast 30 Meter in die Höhe fahren. „Das brauchen wir zum Beispiel für Einsätze im siebten Stock, in der Augsburger Straße“, sagt er. Zuletzt kam die Leiter zum Einsatz, um einen schwer kranken Patienten aus dem obersten Stockwerk zu hieven.
Seit 28 Jahren ist Hahn Mitglied bei der Feuerwehr Königsbrunn. Warum er sich schon so lange dafür engagiert? „Es ist die Mischung aus einer Faszination für Technik und dem Zusammenspiel mit vielen Menschen“, sagt der Kommandant. „Bei der Feuerwehr ist man nie allein.“