Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe
Fachtagung über Behindertenarbeit und Themen, die Menschen mit Behinderung bewegen
Rund 200 Besucher waren gekommen, um am Fachtag im Fritz-Felsenstein-Haus teilzunehmen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des 50-jährigen Bestehens des Fritz-Felsenstein-Hauses (FFH) statt. Die Schirmherrschaft hatte Kerstin Schreyer, die Bayerische Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales übernommen.
Der Thementag war mit sechs Referenten und neun Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten breit gefächert. Das Motto „Mittendrin – Zukunft ungehindert leben“machte deutlich, worum es den Organisatoren des FFH-Beratungsteams ging. „Wir geben Experten und Laien, Spezialisten aus Forschung, Lehre und Praxis, engagierten Aktivisten und Interessensvertretern der Behindertenarbeit eine viel beachtete Plattform für den fachlichen Austausch über Themen, die Menschen mit Behinderung wirklich bewegen“, sagt Gregor Beck, Vorstand des Fritz-Felsenstein-Hauses.
„Dabei nehmen wir kein Blatt vor den Mund und packen auch Themen an, die polarisieren. Denn aus kontroversen Diskussionen entstehen die besten Anregungen und Ideen, wie wir Menschen mit Behinderung noch besser dabei unterstützen, ihre Zukunft zu gestalten.“
Die Gesellschaft verändere sich rasant und damit würden sich auch die Rahmenbedingungen sowohl für Menschen mit Behinderung, als auch für das Fachpersonal, das diese Klienten fördert und begleitet, verändern.
Referent Dr. Thomas Hegemann, Facharzt für Psychiatrie, wies in seinem Vortrag darauf hin, dass interkulturelle Kompetenz zunehmend wichtiger wird, wenn es darum geht, psychosoziale Dienste auch für Menschen aus anderen Kulturkreisen zu öffnen.
Und Dr. Stefan Dose sieht im Umgang mit der Vielfalt in der Gesellschaft eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft. Er sagt: „Behinderung muss in den Kontext der Vielfalt gestellt werden. Vielfalt bereichert eine Unternehmenskultur. Und ebenso profitiert eine Gesellschaft langfristig von der Vielfalt ihrer Mitglieder.“
Einen ähnlichen Ansatz wählte der bundesweit bekannte Inklusions-Aktivist und Blogger Raúl Krauthausen, der über das Thema „Eine Frage der Haltung – Menschen mit Behinderung auf Augenhöhe begegnen“referierte.
Kurzweilig berichtete der Rollstuhlfahrer über seine diversen, deutschlandweit renommierten Sozialhelden-Projekte wie wheelmap.org, einer freien, weltweiten Online-Karte für rollstuhlgerechte Orte oder Leidmedien, einem Beratungsangebot für klischeefreie Berichterstattung in den Medien.
Er plädierte dafür, nicht nur über Menschen mit Behinderung zu reden. „Fragt uns, was wir wollen und wie es uns geht. Wir wollen als Menschen gesehen werden, die in ihrer Vielfalt unsere Gesellschaft bereichern“, so Krauthausen. „Denn eine Behinderung ist nur eine Eigenschaft von vielen, sie ist nicht die eine, alles prägende Eigenschaft.“(AZ)