Bayerns Zauberfuß grätscht jetzt
Thiago Alcántara do Nascimento, besser bekannt unter dem Kurznamen Thiago, gehört zu den feinsten Technikern der Bundesliga. Kaum einer streichelt den Ball derart feinfühlig wie der 27-jährige Spanier mit brasilianischen Wurzeln. Die Technik des Mittelfeldspielers ist an den meisten Tagen eine Augenweide. Wenn er es mit den Kabinettstückchen jedoch übertreibt und selbst einfache Pässe auf Höhe der Mittellinie mit Außenrist und Hacke spielt, wird es aber selbst den eigenen Fans zu viel. Dazu kommt: Wer eine derartige Leichtigkeit mit dem Ball hat, dem wird schnell mangelnde Wettkampfhärte unterstellt. Thiago – so der Vorwurf seiner Kritiker – sei zu weich und tauche in den wichtigen Spielen ab. Seit Saisonbeginn schickt sich Thiago an, diese Kritik verstummen zu lassen. Unter Niko Kovac hat er einen Stammplatz im Mittelfeld. Selbst wenn er auf der Position vor der Abwehr eingesetzt wird – dort, wo sonst oft zweikampfstarke Abräumer ihren Dienst tun – füllt die Nummer 6 der Bayern diese Position nach eigener Interpretation aus. Trotz der enormen Konkurrenz beim Rekordmeister kam Thiago in bislang allen Bundesligaspielen zum Einsatz. Auch beim Auswärtsspiel der Bayern in Mainz schenkte Kovac ihm das Vertrauen auf der Position – und wurde erneut dafür belohnt. In der Defensive wenig gefordert, schaltete sich Thiago immer wieder ins Offensivspiel der Bayern ein. Seinem ersten Treffer nach einer halben Stunde verweigerte Schiedsrichter Harm Osmers wegen eines Fouls im Vorfeld noch die Anerkennung. Der zweite Ball, den er im Mainzer Tor unterbrachte, zählte aber: Eine Hereingabe Lewandowskis drückte er rustikal per Grätsche ins Netz. Es war der 2:1-Siegtreffer – und eine Bestätigung des Stellenwerts, den er bei seinem Trainer hat. Thiago suche immer die offensive Lösung einer Situation, „auch wenn ihm andere Spieler im Rücken hängen“, lobte Nico Kovac. „Er hat Riesen-RiesenQualitäten.“(eisl)