200 Pferde kommen zum Leonhardiritt
Bei der Prozession in Inchenhofen sind einige Kutscher schon lange dabei. Ein Gablinger nimmt mit seinem Gespann schon seit rund 40 Jahren teil, ein Unterschönbacher fährt die Prominenz
Inchenhofen Der heilige Leonhard gilt als Schutzpatron der Pferde. Deshalb sind beim Leonhardiritt in Inchenhofen im Kreis AichachFriedberg am Sonntag, 4. November, auch dieses Jahr wieder rund 200 Pferde dabei. Unter anderem reiten Mitglieder des Pferdesportclubs Schrobenhausen mit. Einer der Kutscher, der mit seinem Gespann einen der Motivwagen zieht, ist Xaver Jäger aus Gablingen (Kreis Augsburg). Im Landauer von Franz Mayerhofer aus Unterschönbach (Markt Kühbach) sitzt dagegen beim Umzug gerne die Prominenz.
Als „eine Wallfahrt für mich und meine Familie“sieht Xaver Jäger aus Gablingen den Leonhardiritt in Inchenhofen. Seit rund 40 Jahren nimmt er mit seinem Gespann teil und zieht einen der Motivwagen, die verschiedene Stationen aus dem Leben des heiligen Leonhard zeigen. Ein Lieblingsmotiv hat der 78-Jährige nicht. „Für mich ist jede Station, die der Heilige durchschritten hat, es wert, gefahren zu werden.“
Die Motive auf den Wagen werden mit lebenden Darstellern nachgestellt, die während der dreimaligen Umrundung der Wallfahrtskirche unbeweglich in ihrer jeweiligen Position verharren. Für den Kutscher bedeutet das, dass er sein Gespann mit viel Gefühl lenken muss. Jägers Ziel ist es, den Umzug mög- lichst ruckelfrei zu absolvieren. „Damit sich die Darsteller leichter tun.“Vorsichtshalber warnt er sie trotzdem jedes Mal vor, dass es „kleine Rucker schon geben kann“.
Bis vor etwa vier Jahren kam der Gablinger noch mit einem Vierspänner nach Inchenhofen. Inzwischen nimmt er mit einem Zweispänner am Umzug teil. „Als Pferdebesitzer bin ich schon stolz, wenn ich bei einem so traditionellen Umzug mitfahren darf“, sagt der 78-Jährige. Die Vorbereitungen beginnen schon einige Tage vorher, wenn das Geschirr der Pferde geputzt und hergerichtet wird. Am Vortag des Umzugs werden die Vierbeiner gestriegelt und geschmückt. „Es ist schon ein enormer Arbeitsaufwand“, sagt Jäger. Um alles zu schaffen, hilft die ganze Familie zusammen.
Von viel Arbeit im Vorfeld des Umzuges erzählt auch Hans Mayerhofer aus Unterschönbach. Der 77-Jährige nimmt seit rund 45 Jahren am Leonhardiritt in Inchenhofen teil und kutschiert mit seinem Landauer „die Prominenz“. Unter anderem saßen schon der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa oder der heutige Ministerpräsident Markus Söder, damals noch Heimatminister, in seiner Kutsche. Mit seinem Gespann fährt Mayerhofer übrigens nicht nur in Inchenhofen: 30 Jahre lang war er auf dem Münchener Oktoberfest sowohl beim Einzug der Festwirte am Samstag als auch mit Festkutsche beim Trachtenund Schützenumzug am Sonntag dabei. Neben anderen Prominenten haben auch schon Oberbürgermeister Georg Kronawitter und Schauspieler Fritz Wepper in der Festkutsche Platz genommen. Heuer war er dort mit der festlich geschmückten Kutsche das letzte Mal dabei.
„Gschlampert daherkommen“, will Mayerhofer mit seinen schwarzen Warmblütern auch in Inchenhofen auf keinen Fall. Deshalb wird nicht nur die Kutsche auf Hochglanz gewienert. Auch die Pferde werden „gerichtet und geputzt“, Mähnen und Schweif geschmückt. „Von den Hufen bis zu den Ohren muss alles passen“, sagt der 77-Jährige.
Damit alles picobello ist, sieht sich ein Schmied sogar die Hufeisen der Pferde an. Und Mayerhofer legt Wert darauf, dass die Tiere frisch geputzt und ausgeruht in Inchenhofen ankommen. Damit das so ist, macht er Folgendes: „Meine Pferde werden immer transportiert.“
Eines der Tiere ist schon seit 28 Jahren beim Leonhardiritt dabei, das andere seit 23 Jahren. Da haben sich die Pferde an die vielen Hundert Menschen, die jedes Jahr zum Umzug nach Inchenhofen kommen, längst gewöhnt. Ebenso an die Muder sikkapellen, die mitgehen. Damit es so weit kam, müsse man mit ihnen „üben und üben“, sagt Mayerhofer.
Sowohl er als auch Jäger sehen in dem Leonhardiritt vor allem den christlichen Aspekt. „Ein Pferd braucht auch einen Segen“, sagt Mayerhofer. Jäger formuliert es so: „Es gehört Idealismus dazu und das Wissen, dass es eigentlich eine Wallfahrt ist.“Der Gablinger wünscht sich von den Besuchern Folgendes nach dem Ende des Umzugs: „Zum eigenen Schutz und zum Schutz der Gespanne sich nicht auf der Rückfahrt mit dem Auto dazwischendrängen.“