Untermeitingen sagt „Ja“zur Sicherheitswacht
Einige Gemeinderäte kritisieren das Konzept. Polizei sieht schwieriges Klientel in der Gemeinde
Untermeitingen Der Gemeinderat Untermeitingen hat sich für den Einsatz einer Sicherheitswacht auf dem Lechfeld entschieden. Doch das Ergebnis war alles andere als einstimmig. Bei elf von 17 Stimmen für die Sicherheitswacht gab es wieder eine kontroverse Debatte.
In der Sicherheitswacht können Bürger einen freiwilligen Polizeidienst leisten. Sobald sie ihre Ausbildung in der Polizeiinspektion bestanden haben, gehen sie mit Ausweis, Funkgerät und Pfefferspray auf Streife. Eine gemeinsame Sicherheitswacht auf dem Lechfeld könnte nun die Stadt Schwabmünchen und die Gemeinden Graben, Klosterlechfeld und Untermeitingen verbinden.
Von diesem Aufwand, von der Ausbildung und Organisation der Sicherheitswacht, verspricht sich die Polizei Schwabmünchen einen Zuwachs an Sicherheit. „Wir sind fast die letzte Inspektion in der Region, die noch keine Sicherheitswacht hat“, erklärt Inspektionsleiter Gernot Hasmüller dem Gemeinderat. Er sieht Bedarf in Untermeitingen: „Wir haben es hier mit einem schwierigen Klientel zu tun, auch mit Drogenmissbrauch.“Das schnelle Wachstum des Ortes bezeichnet er als „fast schon ungesund“. Von allen zwölf Gemeinden in seinem Einsatzgebiet sei Untermeitingen wohl die schwierigste.
Hasmüller berichtet: Seine Inspektion schütze rund 45000 Bürger. „Bei unserer Besetzung fühle ich mich da manchmal einsam“, sagt er. Der Freistaat wolle 3500 neue Stellen für die Polizei schaffen, ab Herbst 2019 werde sich die Lage bessern. Eine Sicherheitswacht wäre dabei eine zusätzliche Stütze. In den vier Orten, die das Sicherheitswachtkonzept umfasst, spielen sich etwa 79 Prozent aller Straftaten im Einsatzgebiet der Inspektion ab. Von all diesen Taten gehen wiederum etwa 15 Prozent auf Jugendliche zurück – gerade in diesem Bereich könne die Sicherheitswacht etwas bewirken, sagt Hasmüller.
Als Kritiker des Konzepts positioniert sich das Bündnis Lechfeld. Stella Roseto wiederholt ihre Kritik: „Ich würde mir lieber ein paar Polizisten mehr wünschen, die tatsächlich eingreifen können.“Die Sicherheitswacht betrachtet sie dagegen als ein falsches Zeichen: „Da sendet man den Bürgern das Signal: Ihr braucht keine eigene Zivilcourage.“Ines-Schulz Hanke stimmt in die Kritik ihrer Fraktionskollegin mit ein. Sie sagt, für die Errichtung einer Sicherheitswacht sehe sie weder eine Dringlichkeit noch einen Nutzen. Das bayerische Innenministerium will die Sicherheitswachten um 500 Mitglieder aufstocken. Im Vergleich zu den 33 000 Polizeibeamten in Bayern sei das keine spürbare Verstärkung, sagt Schulz-Hanke – weder für die gefühlte, noch für die tatsächliche Sicherheit. Zudem gebe es auch seitens der Polizeigewerkschaft kritische Stimmen zur Sicherheitswacht. „Meine Frage lautet: Ist das Kosmetik, was wir hier machen? Oder verhindert es tatsächlich Straftaten?“
Bürgermeister Simon Schropp entgegnet: „Unsere Grenzen des Machbaren sind überschritten.“In den Sommermonaten habe die Gemeinde immer wieder einen privaten Security-Service engagiert. Vor drei bis vier Jahren sei die Mittelschule der Brennpunkt gewesen, heute sei es der Spielplatz an der Wettersteinstraße. Und die Gemeinde wachse immer weiter, sagt Schropp. „Wenn damit die Probleme größer werden, möchte ich nicht nur zuschauen.“
Der Bürgermeister lobt die vorbeugende Arbeit der Streetworker, der Jugendpfleger des Kreisjugendrings, die eng mit jungen Menschen auf dem Lechfeld zusammenarbeiten. Die Sicherheitswacht sieht er aber als wichtige Ergänzung. „Die Jugendsozialarbeiter, das sind die Engelchen. Aber wir brauchen auch jemanden, der ab und an das Teufelchen spielen muss“, sagt Schropp.
Zwei Jugendsozialarbeiter verfolgten die Debatte im Gemeinderat aufmerksam. „Prinzipiell kann so etwas schon sinnvoll sein, um Vandalismus und Einbrüchen entgegenzuwirken“, sagt Jugendpfleger Manuel Fischer. „Aber beim Lechfeld muss man sich auch die Frage stellen: Haben wir hier wirklich Bedarf?“Die öffentlichen Plätze seien zudem auch ein wichtiger Lern- und Bildungsort für Jugendliche.
Am Ende der Gemeinderatsdebatte steht ein klares Ergebnis – jedoch mit Vorbehalten. Die Fraktion der Grünen und das Bündnis Lechfeld sowie zwei Vertreter der CSU stimmten nicht für die Sicherheitswacht. Schropp erklärt: „Wenn sich das Konzept als Flop entpuppt, behalten wir uns vor, aus dem Projekt auszusteigen.“Der Stadtrat von Schwabmünchen hat sich bereits für das Konzept entschieden – in Klosterlechfeld und Graben steht die Entscheidung noch aus.