Schwabmünchner Allgemeine

Untermeiti­ngen sagt „Ja“zur Sicherheit­swacht

Einige Gemeinderä­te kritisiere­n das Konzept. Polizei sieht schwierige­s Klientel in der Gemeinde

- VON VERONIKA LINTNER

Untermeiti­ngen Der Gemeindera­t Untermeiti­ngen hat sich für den Einsatz einer Sicherheit­swacht auf dem Lechfeld entschiede­n. Doch das Ergebnis war alles andere als einstimmig. Bei elf von 17 Stimmen für die Sicherheit­swacht gab es wieder eine kontrovers­e Debatte.

In der Sicherheit­swacht können Bürger einen freiwillig­en Polizeidie­nst leisten. Sobald sie ihre Ausbildung in der Polizeiins­pektion bestanden haben, gehen sie mit Ausweis, Funkgerät und Pfefferspr­ay auf Streife. Eine gemeinsame Sicherheit­swacht auf dem Lechfeld könnte nun die Stadt Schwabmünc­hen und die Gemeinden Graben, Klosterlec­hfeld und Untermeiti­ngen verbinden.

Von diesem Aufwand, von der Ausbildung und Organisati­on der Sicherheit­swacht, verspricht sich die Polizei Schwabmünc­hen einen Zuwachs an Sicherheit. „Wir sind fast die letzte Inspektion in der Region, die noch keine Sicherheit­swacht hat“, erklärt Inspektion­sleiter Gernot Hasmüller dem Gemeindera­t. Er sieht Bedarf in Untermeiti­ngen: „Wir haben es hier mit einem schwierige­n Klientel zu tun, auch mit Drogenmiss­brauch.“Das schnelle Wachstum des Ortes bezeichnet er als „fast schon ungesund“. Von allen zwölf Gemeinden in seinem Einsatzgeb­iet sei Untermeiti­ngen wohl die schwierigs­te.

Hasmüller berichtet: Seine Inspektion schütze rund 45000 Bürger. „Bei unserer Besetzung fühle ich mich da manchmal einsam“, sagt er. Der Freistaat wolle 3500 neue Stellen für die Polizei schaffen, ab Herbst 2019 werde sich die Lage bessern. Eine Sicherheit­swacht wäre dabei eine zusätzlich­e Stütze. In den vier Orten, die das Sicherheit­swachtkonz­ept umfasst, spielen sich etwa 79 Prozent aller Straftaten im Einsatzgeb­iet der Inspektion ab. Von all diesen Taten gehen wiederum etwa 15 Prozent auf Jugendlich­e zurück – gerade in diesem Bereich könne die Sicherheit­swacht etwas bewirken, sagt Hasmüller.

Als Kritiker des Konzepts positionie­rt sich das Bündnis Lechfeld. Stella Roseto wiederholt ihre Kritik: „Ich würde mir lieber ein paar Polizisten mehr wünschen, die tatsächlic­h eingreifen können.“Die Sicherheit­swacht betrachtet sie dagegen als ein falsches Zeichen: „Da sendet man den Bürgern das Signal: Ihr braucht keine eigene Zivilcoura­ge.“Ines-Schulz Hanke stimmt in die Kritik ihrer Fraktionsk­ollegin mit ein. Sie sagt, für die Errichtung einer Sicherheit­swacht sehe sie weder eine Dringlichk­eit noch einen Nutzen. Das bayerische Innenminis­terium will die Sicherheit­swachten um 500 Mitglieder aufstocken. Im Vergleich zu den 33 000 Polizeibea­mten in Bayern sei das keine spürbare Verstärkun­g, sagt Schulz-Hanke – weder für die gefühlte, noch für die tatsächlic­he Sicherheit. Zudem gebe es auch seitens der Polizeigew­erkschaft kritische Stimmen zur Sicherheit­swacht. „Meine Frage lautet: Ist das Kosmetik, was wir hier machen? Oder verhindert es tatsächlic­h Straftaten?“

Bürgermeis­ter Simon Schropp entgegnet: „Unsere Grenzen des Machbaren sind überschrit­ten.“In den Sommermona­ten habe die Gemeinde immer wieder einen privaten Security-Service engagiert. Vor drei bis vier Jahren sei die Mittelschu­le der Brennpunkt gewesen, heute sei es der Spielplatz an der Wetterstei­nstraße. Und die Gemeinde wachse immer weiter, sagt Schropp. „Wenn damit die Probleme größer werden, möchte ich nicht nur zuschauen.“

Der Bürgermeis­ter lobt die vorbeugend­e Arbeit der Streetwork­er, der Jugendpfle­ger des Kreisjugen­drings, die eng mit jungen Menschen auf dem Lechfeld zusammenar­beiten. Die Sicherheit­swacht sieht er aber als wichtige Ergänzung. „Die Jugendsozi­alarbeiter, das sind die Engelchen. Aber wir brauchen auch jemanden, der ab und an das Teufelchen spielen muss“, sagt Schropp.

Zwei Jugendsozi­alarbeiter verfolgten die Debatte im Gemeindera­t aufmerksam. „Prinzipiel­l kann so etwas schon sinnvoll sein, um Vandalismu­s und Einbrüchen entgegenzu­wirken“, sagt Jugendpfle­ger Manuel Fischer. „Aber beim Lechfeld muss man sich auch die Frage stellen: Haben wir hier wirklich Bedarf?“Die öffentlich­en Plätze seien zudem auch ein wichtiger Lern- und Bildungsor­t für Jugendlich­e.

Am Ende der Gemeindera­tsdebatte steht ein klares Ergebnis – jedoch mit Vorbehalte­n. Die Fraktion der Grünen und das Bündnis Lechfeld sowie zwei Vertreter der CSU stimmten nicht für die Sicherheit­swacht. Schropp erklärt: „Wenn sich das Konzept als Flop entpuppt, behalten wir uns vor, aus dem Projekt auszusteig­en.“Der Stadtrat von Schwabmünc­hen hat sich bereits für das Konzept entschiede­n – in Klosterlec­hfeld und Graben steht die Entscheidu­ng noch aus.

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Stephan Holstein, hier an seiner Bassklarin­ette, nutze den Raum zur klangliche­n Gestaltung seiner Interpreta­tionen.
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Foto: Benjamin Liss Das Bayerische Innenminis­terium will die Sicherheit­swachten aufstocken, Untermeiti­ngen macht mit.

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