Im Schatten des Gipfels
Zwar wurde am Wochenende schon gespielt, das Interesse gilt aber ganz dem Montagsspiel zwischen Hamburg und Köln. Beide haben nur ein Ziel: den Aufstieg
Regensburg Ganz im Schatten des Giganten-Duells zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln steht der aktuelle Spieltag der 2. Bundesliga. Am Sonntag hat dort der SSV Jahn Regensburg dem 1. FC Union Berlin den vorübergehenden Sprung an die Tabellenspitze verdorben und seine Erfolgsserie fortgesetzt. In einem rasanten Duell mit vergebenem Foulelfmeter und Platzverweis trennten sich die Mannschaften 1:1 (1:1). Die Regensburger spielten zum vierten Mal am Stück zwar nur remis, bleiben damit aber auch im siebten Spiel in Serie ungeschlagen. Die Berliner haben nach dem zwölften Spieltag noch keine Partie verloren.
Sebastian Polter brachte Union vor 10 848 Zuschauern in der 45. Minute in Führung, Jann George (45.+1) glich im direkten Gegenzug aus. Regensburgs Sebastian Stolze (30.) hatte einen Foulelfmeter nur in die Arme von Torhüter Rafal Gikiewicz geschossen. Die Hauptstädter mussten eine intensive Schlussphase nach Gelb-Rot gegen Grischa Prömel (77.) zu zehnt beenden. Mit 20 Zählern rutschen die Berliner auf Tabellenplatz vier, der SSV Jahn bleibt mit 17 Punkten Neunter.
Nutznießer des Unentschiedens ist der FC St. Pauli, der vorübergehend an der Tabellenspitze steht. Die Hanseaten gewannen in Bielefeld mit 2:1 (0:1) und dürfen sich mit 22 Punkten bis zum Topspiel am Montag (20.30 Uhr/Sky) zwischen dem HSV und Köln (beide 21) über die Tabellenführung freuen.
Keanu Staude brachte den Gastgeber vor 22 446 Zuschauern in der siebten Spielminute in Führung, ehe Marvin Knoll (50./Foulelfmeter) und Mats Möller Daehli (56.) die Partie drehten. Die Bielefelder stecken nach der sechsten PflichtspielPleite in Serie mitten im Kampf gegen den Abstieg. Die Elf von Trai- ner Jeff Saibene trat nach der Führung selbstbewusst auf. Doch St. Pauli ließ nicht locker und erzwang nach der Pause die Wende.
Vor dem Spiel waren Anhänger der Hamburger mit der Polizei aneinander geraten. Es kam zu einem Großeinsatz, bei dem Verstärkung mit Hubschraubern eingeflogen werden musste. Die Bundespolizei bestätigte am Sonntagabend Medienberichte, wonach rund 250 Anhänger des Zweitligisten im Zug Polizisten provoziert und geschubst hätten. Ein Großaufgebot der Polizei nahm die St. Pauli-Anhänger am Bielefelder Bahnhof in Empfang.
Der Höhepunkt des Spieltages steht aber am heutigen Montag an: Mehr Gipfel geht nicht, wenn der Hamburger SV auf den 1. FC Köln trifft. Die Klubs haben die höchsten Etats, die wertvollsten Kader, die meisten Fans, die größten Traditionen.
„Das ist kein Duell wie jedes andere“, sagt Kölns Trainer Markus Anfang vor dem Top-Spiel. „Es wäre schöner, wenn es in der ersten Liga stattfinden würde.“Sein HSVKollege Hannes Wolf sprach von einem „Superspiel“. „Es geht um einiges, aber nicht um alles“, machte der neue Hamburger Cheftrainer vor seinem Heimdebüt deutlich.
94 Mal gab es die Paarung in der Bundesliga. Zusammengerechnet absolvierten der HSV und der 1. FC Köln über 3000 Spiele in der höchsten Spielklasse, holten insgesamt neun Titel und sieben Mal den DFB-Pokal. Doch nach ihrem gemeinsamen Abstieg fremdeln sie noch in der neuen Umgebung. Zwar lagen die Kölner vor dem zwölften Spieltag als Tabellenführer punktgleich vor den Hanseaten, als Übermannschaften traten sie aber nur selten auf. Die heutige Partie vor über 51000 Zuschauern könnte richtungsweisend sein.