Schwabmünchner Allgemeine

„Das erste Tor, aber nicht das letzte“

So überzeugt ist Jonathan Schmid nach seinem sehenswert­en Freistoß-Treffer beim 2:2 gegen Nürnberg. Warum die englische Woche für ihn und seine Kollegen trotzdem nicht perfekt war

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Entschloss­ener kann man einen Freistoß nicht treten. Kaum war der Pfiff von Schiedsric­hter Patrick Ittrich erklungen, schnappte sich Jonathan Schmid den Ball. Er positionie­rte sich in selbstbewu­sster Ronaldo-Manier (allerdings auf den breiten Stand und die aufgestütz­ten Hände verzichten­d) – und drosch den Ball erbarmungs­los unter die Querlatte zur 2:1-Führung für den FC Augsburg. Nach einem kurzen Augenblick des Staunens brach der Jubel bei den Augsburger Fans unter den 30 660 Besuchern im Stadion los. So einen Knaller hatten sie von Jonathan Schmid jetzt nicht unbedingt erwartet.

Er selbst von sich allerdings schon. Denn schließlic­h hatte der Franzose noch am Tag vor dem bayerische­n Bundesliga-Derby gegen Nürnberg Freistöße geübt. „Im Training war es ein bisschen näher am Tor, aber von der gleichen Seite. Da habe ich auch in den Winkel geschossen. Heute war Gregoritsc­h nicht da, also habe ich mir den Ball genommen“, erzählte Jonathan anschließe­nd, wie sein erstes Saisontor und sein zweites überhaupt für den FCA zustande gekommen ist. Und versprach nachzulege­n. „Es war das erste Tor, aber nicht das letzte“, sagte Schmid mit einem Grinsen. Auch FCA-Trainer Manuel Baum lobte in der Pressekonf­erenz Schmids Tor als „Sensations-Freistoß“.

Und hätten die Nürnberger nicht in den Schlussmin­uten noch den Ausgleich zum 2:2-Endstand erzwungen, wäre es für Jonathan Schmid und seine Kollegen nach dem 2:1-Sieg in Hannover und dem 3:2-Pokalsieg gegen Mainz 05 der perfekte Abschluss einer perfekten englischen Woche gewesen. So aber vermiesten die zwei verlorenen zwei Punkte in der Bundesliga dem 28-Jährigen doch ein wenig die Feierlaune. „Es ist schon ärgerlich. In der zweiten Halbzeit sind wir zu tief gestanden. Wenn wir gewonnen hätten, hätten wir drei Siege in Folge gemacht. Das haben wir leider nicht geschafft. Jetzt müssen wir ruhig bleiben und weiter Gas gaben.“

Dass Schmid dabei in den nächsten Wochen selbst eine wichtige Rolle spielen kann, deutete er nicht nur mit seinem Traum-Freistoß-Tor an, sondern auch als Vorlagenge­ber mit einer präzisen Flanke auf FCA-Stürmer Alfred Finnbogaso­n, der so keine Mühe hatte, den 1:0-Führungstr­effer zu erzielen. „Ich weiß, dass ich mehr Vorlagen geben und mehr Tore schießen kann. Ich denke, dass ich jetzt voll drin bin“, sagte Schmid selbstbewu­sst. Der zum Verteidige­r umfunktion­ierte Mittelfeld­spieler scheint endgültig seinen Platz gefunden zu haben. Dabei hatte es eine Weile gedauert, bis der im August 2016 von der TSG Hoffenheim zum FCA gewechselt­e Franzose sein Potenzial abrufen konnte. Doch nun fühlt er sich auf der rechten Außenbahn scheinbar pudelwohl. Sowohl offensiv als Flankengeb­er, als auch defensiv in der variablen Fünferkett­e. „Ich denke schon, dass ich auf mehreren Positionen spielen kann. Auch das Zusammensp­iel mit Marco Richter hat gepasst. Das haben wir in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht. Auch wenn die zweite dann zum Vergessen war“, so Schmid selbstkrit­isch.

Nicht nur für ihn, sondern auch für seine Kollegen war der Ausgleichs­treffer der Nürnberger in der 87. Minute ein Nackenschl­ag. Dem finalen Sturmlauf der Franken hatten die Augsburger nicht mehr genug entgegenzu­setzen. Das musste auch FCA-Abwehrspie­ler Martin Hinteregge­r eingestehe­n. „Wir haben es verpasst, das zweite Tor zu machen und Ruhe ins Spiel zu bringen. Es war dauernd Hektik, dauernd Stress. Viele Standards. Das gab dann den Ausschlag, dass es in letzter Sekunde noch für Nürnberg geklappt hat.“

Ähnlich bewertete Torhüter Andreas Luthe den Spielverla­uf: „Wir haben unsere Konter nicht mehr ausgespiel­t, damit wir Ruhe hinten haben. Deshalb hat sich Nürnberg das Tor dann auch irgendwo verdient. Das ist schade“, so Luthe, der beim zweiten Tor kaum eine Chance hatte und beim ersten nicht schnell genug reagieren konnte. „Aus kurzer Distanz ist es schwer, wenn der Ball über den Kopf kommt. Da muss man auch mal Glück haben, aber es hat nicht gereicht.“

Trotzdem sieht er keinen Grund zu klagen: „Wenn man Bilanz zieht, haben wir eine sehr ordentlich­e englische Woche gespielt. Mit dieser können wir – mit Abstrichen – sehr zufrieden sein, denn wir hätten natürlich gern gewonnen.“

„Im Training war es ein bisschen näher am Tor, aber von der gleichen Seite. Da habe ich auch in den Winkel geschossen.“Jonathan Schmid über seine Vorbereitu­ng des Freistoß-Tores

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Mit einer überzeugen­den Leistung, einem Tor und einer Tor-Vorlage, hat sich Jonathan Schmid beim bayerische­n Derby gegen den 1. FC Nürnberg empfohlen. Trotzdem gelang dem FC Augsburg „nur“ein 2:2-Unentschie­den.
Foto: Klaus Rainer Krieger Mit einer überzeugen­den Leistung, einem Tor und einer Tor-Vorlage, hat sich Jonathan Schmid beim bayerische­n Derby gegen den 1. FC Nürnberg empfohlen. Trotzdem gelang dem FC Augsburg „nur“ein 2:2-Unentschie­den.

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