Aufhören? Nicht Bernd Kränzle
Der CSU-Mann verabschiedet sich nach 28 Jahren aus dem bayerischen Landtag. An einen Rückzug aus der Politik denkt der frühere Staatssekretär jedoch nicht. Was er stattdessen vorhat und auf welche Gebiete er sich konzentriert
Eine Abschiedsgeschichte über Bernd Kränzle zu schreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Denn der 76-jährige CSU-Politiker, um den es an dieser Stelle geht, steckt voller Überraschungen. Die Rahmenbedingungen natürlich passen auf den ersten Blick, schließlich hört da jemand nach 28 Jahren politischer Tätigkeit im Landtag auf. Doch zur Ruhe kommen wird und will Kränzle nicht – auch wenn das viele Menschen, die sich über Jahrzehnte in der Politik aufgerieben haben, an seiner Stelle täten. Nein, Bernd Kränzle denkt nicht an einen Abschied von der politischen Bühne.
Wenn seine Mitarbeit im Landtag nicht mehr benötigt wird, gibt es immer noch eine Reihe anderer Betätigungsfelder. Langweilig werde es ihm sicher nicht, wenngleich die München-Aufenthalte nicht mehr so häufig sein werden, sagt Kränzle. Zuletzt war der Abgeordnete meist von Dienstag bis Donnerstag in München, wobei das AugsburgPendeln tägliches Ritual war. Der Weg wird Kränzle künftig aber noch in die Landeshauptstadt führen: Als Vertreter des Städtetags sei er mit der Landespolitik weiterhin konfrontiert, sagt er, und zudem ist er Mitglied in mehreren Arbeitskreisen. Kränzle weiß, dass Außen- stehende nur schwer nachvollziehen können, warum er mit seinen 76 Jahren immer noch so engagiert am politischen Leben teilnimmt. Doch für ihn, das hat er oft geäußert, ist die Politik ein Stück Lebenselixier.
Aufhören – warum? Kränzle ist Vorsitzender der Augsburger CSUStadtratsfraktion. Er ist auf diese Weise nah dran an Oberbürgermeister Kurt Gribl und den Referenten. Im Regierungsbündnis von CSU, SPD und Grünen ist der CSU-Fraktionschef eine wichtige Person. Es ist eine Rolle, die dem Juristen behagt. Dass er bei der Kommunalwahl 2020 erneut antreten wolle, betont er, fügt jedoch einen Satz an: „Wenn die Partei es wünscht.“Innerlich ist Bernd Kränzle jedenfalls bereit, auch nach 2020 in der Kommunalpolitik mitzumischen.
Da mag es überraschen, dass es jetzt den Landtagsabgeordneten Bernd Kränzle nicht mehr gibt. Es war, wie er sagt, eine Entscheidung, „über die ich intensiv nachgedacht habe“. Es war Ende April 2017, als Kränzle verkündete, er werde nicht mehr als Direktkandidat antreten. Über die Liste wollte er versuchen, das nahezu Unmögliche zu schaffen – den Wiedereinzug ins Parlament. Dies ist nicht gelungen. Beobachter glauben, dass Kränzle das Direktmandat in Augsburg nochmals gewonnen hätte, weil die CSU die Augsburger Stimmkreise seit jeher dominiert. Kränzle machte den Platz jedoch für Andreas Jäckel frei, der künftig im Landtag sitzt. Es ist ein Thema, bei dem der 76-Jährige sich etwas intensiver mit dem eigenen Älterwerden befasst: „Meine Entscheidung folgte einer intensiven Abwägung.“Wenn er den geordneten Rückzug nicht hinbekommen hätte, wäre er womöglich Gefahr gelaufen, von eigenen Leuten ausgebootet zu werden. Ein anderer Aspekt: „Hätte ich eine weitere Periode im Landtag gemacht, wäre ich mit 81 Jahren ausgeschieden.“Das schien selbst ihm offenbar zu viel.
Was bleibt, sind Erinnerungen an 28 Jahre im Landtag, davon von 1993 bis 1998 als Staatssekretär in zwei Ministerien (Kultus und Justiz). Mit einer Ministerkarriere wurde es nichts, 1999 hätte es beinahe geklappt: Als Justizminister wurde Kränzle gehandelt, zum Zug kam er nicht. Insofern denkt der CSU-Mann nun an viele Projekte, die in Verbindung mit seiner Zeit als Augsburger Abgeordneter stehen: die Ansiedlung des Landesamts für Umwelt in Augsburg, das Ja vom Freistaat zur von ihm unterstützten Mobilitätsdrehscheibe, die Einweihung des Textil- und Industriemuseums sowie zuletzt die Universitätsklinik. Es sind Eckpunkte von 28 Jahren im Landtag.