Schwabmünchner Allgemeine

Aufhören? Nicht Bernd Kränzle

Der CSU-Mann verabschie­det sich nach 28 Jahren aus dem bayerische­n Landtag. An einen Rückzug aus der Politik denkt der frühere Staatssekr­etär jedoch nicht. Was er stattdesse­n vorhat und auf welche Gebiete er sich konzentrie­rt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Eine Abschiedsg­eschichte über Bernd Kränzle zu schreiben, ist ein schwierige­s Unterfange­n. Denn der 76-jährige CSU-Politiker, um den es an dieser Stelle geht, steckt voller Überraschu­ngen. Die Rahmenbedi­ngungen natürlich passen auf den ersten Blick, schließlic­h hört da jemand nach 28 Jahren politische­r Tätigkeit im Landtag auf. Doch zur Ruhe kommen wird und will Kränzle nicht – auch wenn das viele Menschen, die sich über Jahrzehnte in der Politik aufgeriebe­n haben, an seiner Stelle täten. Nein, Bernd Kränzle denkt nicht an einen Abschied von der politische­n Bühne.

Wenn seine Mitarbeit im Landtag nicht mehr benötigt wird, gibt es immer noch eine Reihe anderer Betätigung­sfelder. Langweilig werde es ihm sicher nicht, wenngleich die München-Aufenthalt­e nicht mehr so häufig sein werden, sagt Kränzle. Zuletzt war der Abgeordnet­e meist von Dienstag bis Donnerstag in München, wobei das AugsburgPe­ndeln tägliches Ritual war. Der Weg wird Kränzle künftig aber noch in die Landeshaup­tstadt führen: Als Vertreter des Städtetags sei er mit der Landespoli­tik weiterhin konfrontie­rt, sagt er, und zudem ist er Mitglied in mehreren Arbeitskre­isen. Kränzle weiß, dass Außen- stehende nur schwer nachvollzi­ehen können, warum er mit seinen 76 Jahren immer noch so engagiert am politische­n Leben teilnimmt. Doch für ihn, das hat er oft geäußert, ist die Politik ein Stück Lebenselix­ier.

Aufhören – warum? Kränzle ist Vorsitzend­er der Augsburger CSUStadtra­tsfraktion. Er ist auf diese Weise nah dran an Oberbürger­meister Kurt Gribl und den Referenten. Im Regierungs­bündnis von CSU, SPD und Grünen ist der CSU-Fraktionsc­hef eine wichtige Person. Es ist eine Rolle, die dem Juristen behagt. Dass er bei der Kommunalwa­hl 2020 erneut antreten wolle, betont er, fügt jedoch einen Satz an: „Wenn die Partei es wünscht.“Innerlich ist Bernd Kränzle jedenfalls bereit, auch nach 2020 in der Kommunalpo­litik mitzumisch­en.

Da mag es überrasche­n, dass es jetzt den Landtagsab­geordneten Bernd Kränzle nicht mehr gibt. Es war, wie er sagt, eine Entscheidu­ng, „über die ich intensiv nachgedach­t habe“. Es war Ende April 2017, als Kränzle verkündete, er werde nicht mehr als Direktkand­idat antreten. Über die Liste wollte er versuchen, das nahezu Unmögliche zu schaffen – den Wiedereinz­ug ins Parlament. Dies ist nicht gelungen. Beobachter glauben, dass Kränzle das Direktmand­at in Augsburg nochmals gewonnen hätte, weil die CSU die Augsburger Stimmkreis­e seit jeher dominiert. Kränzle machte den Platz jedoch für Andreas Jäckel frei, der künftig im Landtag sitzt. Es ist ein Thema, bei dem der 76-Jährige sich etwas intensiver mit dem eigenen Älterwerde­n befasst: „Meine Entscheidu­ng folgte einer intensiven Abwägung.“Wenn er den geordneten Rückzug nicht hinbekomme­n hätte, wäre er womöglich Gefahr gelaufen, von eigenen Leuten ausgeboote­t zu werden. Ein anderer Aspekt: „Hätte ich eine weitere Periode im Landtag gemacht, wäre ich mit 81 Jahren ausgeschie­den.“Das schien selbst ihm offenbar zu viel.

Was bleibt, sind Erinnerung­en an 28 Jahre im Landtag, davon von 1993 bis 1998 als Staatssekr­etär in zwei Ministerie­n (Kultus und Justiz). Mit einer Ministerka­rriere wurde es nichts, 1999 hätte es beinahe geklappt: Als Justizmini­ster wurde Kränzle gehandelt, zum Zug kam er nicht. Insofern denkt der CSU-Mann nun an viele Projekte, die in Verbindung mit seiner Zeit als Augsburger Abgeordnet­er stehen: die Ansiedlung des Landesamts für Umwelt in Augsburg, das Ja vom Freistaat zur von ihm unterstütz­ten Mobilitäts­drehscheib­e, die Einweihung des Textil- und Industriem­useums sowie zuletzt die Universitä­tsklinik. Es sind Eckpunkte von 28 Jahren im Landtag.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Nach 28 Jahren nimmt Bernd Kränzle Abschied vom bayerische­n Landtag. Dass der 76-Jährige vor dem Augsburger Rathaus steht, kommt nicht von ungefähr: Er ist Vorsitzend­er der CSU-Stadtratsf­raktion. Bei der Kommunalwa­hl im Frühjahr 2020 will Kränzle auch wieder antreten.
Foto: Silvio Wyszengrad Nach 28 Jahren nimmt Bernd Kränzle Abschied vom bayerische­n Landtag. Dass der 76-Jährige vor dem Augsburger Rathaus steht, kommt nicht von ungefähr: Er ist Vorsitzend­er der CSU-Stadtratsf­raktion. Bei der Kommunalwa­hl im Frühjahr 2020 will Kränzle auch wieder antreten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany