Mit 66 Jahren fängt ein (etwas) anderes Leben an
Christine Kamm saß 15 Jahre lang für die Grünen im Landtag. Wie sie die Zeit danach nutzen möchte
Spätestens vor einem Jahr wusste Christine Kamm, dass ihre politische Tätigkeit im Landtag endlich ist: Ende September 2017 gab die Landtagsabgeordnete der Grünen bekannt, dass sie bei der Wahl am 14. Oktober 2018 nicht mehr antreten werde. Sie wolle den Platz für Jüngere frei machen.
Dass die Grünen nun bei der Wahl ein Rekordergebnis erzielten, freut Christine Kamm jetzt umso mehr: „Es ist aus meiner Sicht eine wunderbare Bestätigung für unsere Arbeit.“Auf den Abschied aus dem Maximilianeum konnte sich die 66-Jährige, die am 1. November Geburtstag hatte, lange vorbereiten. Dennoch beschleicht sie jetzt ein leicht melancholisches Gefühl: „Wenn ich gehe, vermisse ich doch so manches, so die regelmäßigen Treffen mit Mitarbeitern und Kollegen.“Unterm Strich bleibt jedoch kein Zweifel, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Ich habe in drei Perioden, also 15 Jahren, nahezu alles erlebt.“Viele Erfahrungen unterschiedlicher Art habe sie in ihrem politischen Leben gemacht: „Da wäre nicht viel Neues mehr hinzugekommen.“Auch wenn der Montag offiziell der letzte Tag für Kamm im Landtag ist, wird es kein abruptes Ende sein: „Ich will noch einigen Schriftwechsel erledigen, der liegen geblieben ist.“
Die Diplomökonomin, die in Dachau geboren wurde, nahm sich Zeit, um sich mit Fragen der Zukunft zu beschäftigen. Sie werde ihr ehrenamtliches Engagement weiter ausbauen, kündigt die Mutter von drei Kindern an. Ihre Mitarbeit im Bund Naturschutz zähle ebenso dazu wie die Aktivitäten im Bereich Migration und Soziales. Der Verein „Tür an Tür“ist eine von mehreren Anlaufstationen.
Das Engagement im Bund Naturschutz versteht die Politikerin als Antwort darauf, wie zentrale Zukunftsthemen anzupacken sind: „Klimaschutz und Artenschutz sind Existenzfragen, die leider in der politischen Debatte noch immer zu kurz kommen.“Sie sei überzeugt, dass der Anstoß dazu „von unten“kommen müsse, also aus Verbänden und von Bürgern. Hier sehe sie eine Aufgabe. Dass sie künftig mehr Freizeit haben wird, ist ein Aspekt, der Kamm gefällt: „Ich stelle fest, dass ich zuletzt zu wenig Zeit für mich, die Familie und die Natur hatte.“Das wolle sie ändern, sagt die Grünen-Politikerin, die in Pfersee lebt. Entspannung werde sie vermehrt auf Ausflügen entlang der Wertach finden. Ein politisch denkender Kopf wolle sie bleiben.
Jetzt, da sie nicht mehr dem Landtag angehört, könnte es eine Rückkehr in den Stadtrat geben. Dem Gremium gehörte sie von 1990 bis 2003 an, Kamm taucht nun auf der Liste der grünen Stadtratskandidaten für die Kommunalwahl 2020 auf. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es in knapp zwei Jahren ein Wiedersehen mit einer neu gewählten Stadträtin Kamm geben könnte.