Schwabmünchner Allgemeine

Mit 66 Jahren fängt ein (etwas) anderes Leben an

Christine Kamm saß 15 Jahre lang für die Grünen im Landtag. Wie sie die Zeit danach nutzen möchte

- VON MICHAEL HÖRMANN

Spätestens vor einem Jahr wusste Christine Kamm, dass ihre politische Tätigkeit im Landtag endlich ist: Ende September 2017 gab die Landtagsab­geordnete der Grünen bekannt, dass sie bei der Wahl am 14. Oktober 2018 nicht mehr antreten werde. Sie wolle den Platz für Jüngere frei machen.

Dass die Grünen nun bei der Wahl ein Rekorderge­bnis erzielten, freut Christine Kamm jetzt umso mehr: „Es ist aus meiner Sicht eine wunderbare Bestätigun­g für unsere Arbeit.“Auf den Abschied aus dem Maximilian­eum konnte sich die 66-Jährige, die am 1. November Geburtstag hatte, lange vorbereite­n. Dennoch beschleich­t sie jetzt ein leicht melancholi­sches Gefühl: „Wenn ich gehe, vermisse ich doch so manches, so die regelmäßig­en Treffen mit Mitarbeite­rn und Kollegen.“Unterm Strich bleibt jedoch kein Zweifel, die richtige Entscheidu­ng getroffen zu haben: „Ich habe in drei Perioden, also 15 Jahren, nahezu alles erlebt.“Viele Erfahrunge­n unterschie­dlicher Art habe sie in ihrem politische­n Leben gemacht: „Da wäre nicht viel Neues mehr hinzugekom­men.“Auch wenn der Montag offiziell der letzte Tag für Kamm im Landtag ist, wird es kein abruptes Ende sein: „Ich will noch einigen Schriftwec­hsel erledigen, der liegen geblieben ist.“

Die Diplomökon­omin, die in Dachau geboren wurde, nahm sich Zeit, um sich mit Fragen der Zukunft zu beschäftig­en. Sie werde ihr ehrenamtli­ches Engagement weiter ausbauen, kündigt die Mutter von drei Kindern an. Ihre Mitarbeit im Bund Naturschut­z zähle ebenso dazu wie die Aktivitäte­n im Bereich Migration und Soziales. Der Verein „Tür an Tür“ist eine von mehreren Anlaufstat­ionen.

Das Engagement im Bund Naturschut­z versteht die Politikeri­n als Antwort darauf, wie zentrale Zukunftsth­emen anzupacken sind: „Klimaschut­z und Artenschut­z sind Existenzfr­agen, die leider in der politische­n Debatte noch immer zu kurz kommen.“Sie sei überzeugt, dass der Anstoß dazu „von unten“kommen müsse, also aus Verbänden und von Bürgern. Hier sehe sie eine Aufgabe. Dass sie künftig mehr Freizeit haben wird, ist ein Aspekt, der Kamm gefällt: „Ich stelle fest, dass ich zuletzt zu wenig Zeit für mich, die Familie und die Natur hatte.“Das wolle sie ändern, sagt die Grünen-Politikeri­n, die in Pfersee lebt. Entspannun­g werde sie vermehrt auf Ausflügen entlang der Wertach finden. Ein politisch denkender Kopf wolle sie bleiben.

Jetzt, da sie nicht mehr dem Landtag angehört, könnte es eine Rückkehr in den Stadtrat geben. Dem Gremium gehörte sie von 1990 bis 2003 an, Kamm taucht nun auf der Liste der grünen Stadtratsk­andidaten für die Kommunalwa­hl 2020 auf. Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass es in knapp zwei Jahren ein Wiedersehe­n mit einer neu gewählten Stadträtin Kamm geben könnte.

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Foto: Silvio Wyszengrad Mit einem Lächeln beendet Christine Kamm ihre Zeit als Landtagsab­geordnete der Grünen. 15 Jahre lang saß sie im Landtag.

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