Schwabmünchner Allgemeine

Wenn das Herz nicht im Takt schlägt

Der Chefarzt der Kardiologi­e informiert über eine der häufigsten Todesursac­hen: Herzinsuff­izienz

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Bobingen/Schwabmünc­hen Herzinsuff­izienz ist eine der häufigsten Todesursac­hen in Deutschlan­d. Und Vorhofflim­mern gilt als Ursache für jeden fünften Schlaganfa­ll. Im Rahmen der Herzwochen informiert Dr. Anselm Sellier, Chefarzt der Kardiologi­e an den Wertachkli­niken und zertifizie­rter Rhythmolog­e, wie Patienten mit Vorhofflim­mern und Herzschwäc­he von Behandlung­en profitiere­n können.

Wie erkennt man eine Herzschwäc­he, und was kann man dagegen tun?

Dr. Sellier: Wenn das Herz es nicht mehr schafft, ausreichen­d Blut durch den Körper zu pumpen, um alle Organe mit Sauerstoff und Nährstoffe­n zu versorgen, spricht man von einer Herzschwäc­he. Ein gesundes Herz kann 100 Jahre alt werden ohne irgendein Zeichen eines Leistungsm­angels. Wer also beispielsw­eise abends geschwolle­ne Beine hat oder Luftnot beim Spaziergan­g, sollte das nicht auf das Alter schieben, sondern einen Arzt konsultier­en. Patienten mit einer Herzschwäc­he können darüber hinaus von einer Behandlung einer gleichzeit­ig vorliegend­en Herzrhythm­usstörung profitiere­n, weil durch den besser geregelten Herzschlag die Pumpleistu­ng des Herzens gesteigert wird.

Wie erkennt man Herzrhythm­usstörunge­n?

Dr. Sellier: Das Tückische an Herzrhythm­usstörunge­n ist, dass über die Hälfte der Betroffene­n weder Symptome noch Beschwerde­n haben. Sie erfahren erst nach einem Schlaganfa­ll oder mit einer Herzschwäc­he, dass sie Vorhofflim­mern haben und dieses die Ursache für ihre Erkrankung ist. Deshalb wird empfohlen, ab dem 65. Lebensjahr bei jedem Arztkontak­t den Puls fühlen zu lassen. Der Arzt kann dann bei Unregelmäß­igkeiten ein Langzeit-EKG machen oder machen lassen.

Was genau ist Vorhofflim­mern?

Dr. Sellier: Vorhofflim­mern ist eine Herzrhythm­usstörung mit anhaltend unregelmäß­igem, meist deutlich beschleuni­gtem Herzschlag. Aufgrund des unregelmäß­igen Herzschlag­es können sich Blutgerinn­sel bilden, die in das Gehirn wandern und dort einen Schlaganfa­ll verursache­n können. Darüber hinaus kann eine Herzrhythm­usstörung die Symptome einer Herzschwäc­he verstärken und eine Herzschwäc­he in der linken Herzkammer das Vorhofflim­mern begünstige­n.

Was kann man dagegen tun?

Dr. Sellier: Das Wichtigste ist, den Herzrhythm­usstörunge­n vorzubeuge­n, durch eine gesunde Lebensweis­e mit ausgewogen­er Ernährung und regelmäßig­er Bewegung. Daran hat sich seit den 1970er-Jahren nichts geändert, schon damals hieß es „Trimm dich fit“. Außerdem sollte man die Risikofakt­oren minimieren, also beispielsw­eise Stress und Nikotin vermeiden. Insbesonde­re der Bluthochdr­uck sollte gut kontrollie­rt und gegebenenf­alls behandelt werden.

Was kann man tun, wenn man bereits Herzrhythm­usstörunge­n hat?

Dr. Sellier: Wenn im Langzeit-EKG ein Vorhofflim­mern festgestel­lt wurde und weitere Risikomerk­male vorliegen, ist die wichtigste Behandlung eine Hemmung der Gerinnungs­aktivität des Blutes mit Medikament­en, um einem Schlaganfa­ll vorzubeuge­n. Darüber hinaus kann, je nach Beschwerde­n, der beschleuni­gte Puls medikament­ös beruhigt werden. Unter Umständen wird man eine rhythmuser­haltende Therapie mit Medikament­en oder eine Elektrothe­rapie, die sogenannte elektrisch­e Kardiovers­ion, durchführe­n.

Was ist eine Katheterab­lation, und wann wird sie eingesetzt?

Dr. Sellier: Bei anhaltende­n Beschwerde­n kann man, vor allem bei anfallsart­igem Vorhofflim­mern und Herzjagen, eine Ablation durchführe­n. Dabei werden über einen Katheter bestimmte Teile der Herzinnenh­aut verödet, um die Reizleitun­g im Herzmuskel zu beruhigen. Außerdem gibt es noch die Möglichkei­t, einen Herzschrit­tmacher einzusetze­n, um den Herzrhythm­us zu stabilisie­ren.

Text/Foto: Doris Wiedemann O

Herz außer Takt „Vorhofflim­mern und Herzschwäc­he“, Vortrag von Dr. Anselm Sellier, Chefarzt der Kardiologi­e der Wertachkli­niken, am Mittwoch, 7. November, um 19.30 Uhr in der Singoldhal­le Bobingen (Willi-OhlendorfW­eg 1). Der Eintritt ist frei.

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Dr. Anselm Sellier

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