Wenn im Dschungel der Bär steppt
Das Tournee-Theater Liberi bringt das tierische Familienmusical „Dschungelbuch“auf die Bühne. Warum Disney keine Rolle spielt und was es mit Balus Bauch auf sich hat
Schwabmünchen Auch wenn im Rund der Stadthalle die Kinderstimmen dominierten, hörten aufmerksame Gäste immer wieder Vogelgezwitscher aus Richtung Bühne in den Zuschauerraum dringen. Das Theater Liberi versuchte damit, die Besucher im Vorfeld auf das „Dschungelbuch“, einem Musical nach den mehr als hundert Jahre alten Erzählungen von Joseph Rudyard Kipling einzustimmen. Das bunt gemischte Publikum in der nicht ganz ausverkauften Halle, in dem besonders die Kinder vertreten waren, erwartete eine farbenfrohe, dynamische und sehr professionell in Schauspiel, Gesang und Bühnentechnik dargebotene Vorstellung.
Das Findelkind Mogli (Brix Schaumburg) musste sich, in der durch Bäume, Büsche, großen Felsen und einem riesigen Wasserfall dominierten Kulisse, der Entscheidung des Wolfsrudelführers Akela
(Sandra
Evans, spielte auch Mäd- chen, Affe und Geier) stellen, ob er ins Rudel aufgenommen werde. Immerhin hatte das Rudel ihn aufgezogen. Moglis bester Freund, der geduldige und herzensgute Bär Balu (Stefan Peters), hatte ihn weiter auf das Leben im Dschungel vorbereitet. Dabei wachte immer der weise Panther Baghira (Alina Schaumburg) über das Wohl des Jungen. Das Findelkind hat die Gesetze des Dschungels gelernt und muss nach und nach schmerzlich erfahren, dass er doch anders ist: Er ist ein Mensch. Dadurch spürt der Tiger Shir Khan (Viktor Silvester Wendtner, spielte auch einen Affen), der sich durch sein dominantes und aggressives Verhalten zum König des Dschungels gemacht hat, diese Position gefährdet und will Mogli aus dem Dschungel vertreiben. Dies gelingt dem Tiger schließlich nicht und er verliert den entscheidenden
Kampf. Bis dahin
erlebt Mogli auf der Suche nach seiner Identität aufregende Abenteuer. Gebannt verfolgten die Zuschauer Moglis Treffen mit der Affenbande, die ihn zum Anführer ma- chen möchte, seine Bekanntschaft im mystischen Licht mit der geheimnisvollen Schlange Kaa (Hannah Zieziula, spielte auch Wolf, Geier und Affe), seine Begegnung mit den immer positiv denkenden Geiern und dem ersten Blickwechsel mit dem Mädchen, das Mogli mit dem Feuer bekannt macht und ihm damit maßgeblich zum Sieg im Kampf gegen Shir Khan unterstützt.
Das farbenfrohe Bühnenbild erzeugte den authentischen Spielort, die Beleuchtung unterstützte effektvoll und unaufdringlich die einzelnen Szenen des von Helge Fedder geschriebenen Buches. Die Musik und die Lieder, für diese Produktion eigens von Christoph Kloppenburg und Hans Christian Becker geschrieben, reichten von der sanften Ballade über moderate Melodien bis hin zum Funk, Blues-Rock und Rock’n’Roll. Jede Figur, jede Szene bekam somit sein auf den Leib geschriebenes musikalisches Erkennungsmerkmal. Tanzeinlagen unterstützten die jeweiligen gesungenen Texte. Den Verzicht auf Ohrwürmer des Disney-Klassikers bewertet Stefan Peters (Balu) für den Erfolg der Liberi-Produktion als nebensächlich. „Zum einen haben wir eigene Lieder, die sehr hohes Mitmachpotenzial haben. Zum anderen kennen heutzutage fast nur noch die Älteren diese Lieder, die Kinder gehen unvoreingenommen an unser Musical heran“, sagte er im Gespräch nach der Vorstellung.
Während der gesamten Aufführung würzten komische Momente zusätzlich dieses Festmahl für Auge und Ohr. Ein schwäbelnder Affe, Balus Aussage zu Kaa „Schleich dich, du Schlange“oder Moglis Begrüßung an das Mädchen mit den von Balu als Menschensprache gelehrten Verrenkungen erzeugten kräftige Lacher im Publikum. „Schade, dass ich bei der lustigen Geier-Szene nicht dabei bin“, gesteht Stefan Peters in der Rolle des Balu. Als besonders amüsant empfindet der Schauspieler, der auch gerne klassische Rollen mag, die Sequenzen mit der aus Grimassen und Gestik bestehenden Menschensprache. „Die sind herrlich blöd“, kommentierte er.
Die in der Pause von einigen jungen Zuschauern aufgetretene Frage, was Balu unter der Kleidung trage, damit er so füllig aussehe, beantwortete Peters trocken: „Ich habe nun mal so einen großen Bauch. Den Rest erledigt die sehr weit geschnittene Hose.“
» Mehr Fotos vom Musical finden Sie im Internet unter schwabmuenchner-allgemeine.de