Am Kobelweg ziehen 140 Flüchtlinge ein
Die Unterkunft an der Grenze zu Neusäß wird zur zweiten Augsburger Außenstelle des Ankerzentrums in Donauwörth. Wie geht es mit der anderen Einrichtung in Inningen weiter?
Das Gebäude mit der Postanschrift Kobelweg 82 a liegt etwas nach hinten versetzt von der Straße. Früher war hier einmal die Firma Leiser, bis August 2016 diente das Gebäude in einem Gewerbegebiet in Kriegshaber dann als Unterkunft für Flüchtlinge. Vor gut zwei Jahren zogen sie wieder aus, doch die Regierung von Schwaben hatte einen längerfristigen Mietvertrag abgeschlossen. Dass das mehrstöckige Haus nochmals als Asyl-Einrichtung dienen könnte, war damit absehbar.
Nun ist es so weit: Wohl ab Mitte November werden am Standort Kobelweg Flüchtlinge aus der Türkei, Gambia und Nigeria hier eine vorübergehende Bleibe finden. Der Kobelweg ist die zweite Außenstelle des großen Ankerzentrums Donauwörth (rund 600 Bewohner) in Augsburg. Bereits seit Mitte August leben Flüchtlinge in der ehemaligen Alten Ziegelei in Inningen – derzeit sind es 45 Personen, ausschließlich Männer. Der Betrieb habe sich dort gut eingespielt, sagt die Regierung.
Das Gelände in Inningen ist eingezäunt, ein Sicherheitsdienst ist vor Ort und wer das Areal verlässt, muss sich registrieren lassen. Wer hinein möchte, muss ebenfalls am Container vorbei, in dem Sicherheitskräfte sitzen. Ehrenamtliche aus Inningen hatten zuletzt beklagt, dass dadurch spontane Hilfe für die Bewohner kaum möglich sei. Auch am Kobelweg wird das Areal eingezäunt, ein Sicherheitsdienst ist ebenfalls vor Ort. Allerdings werden in Kriegshaber künftig auch Familien mit kleineren Kindern leben. Bis zu 140 Personen sollen vorerst aufgenommen werden. Etwas mehr Platz stünde generell zur Verfügung – bis zu 190 Bewohner wären denkbar, heißt es. Für die Regierung von Schwaben ist diese Komplettauslastung derzeit kein Thema. Darüber hinaus könnte man auch nicht mehr aufstocken: Platz für eine Erweiterung gibt es auf dem Areal nicht.
Der Standort in Inningen läuft vorerst parallel weiter. Ob diese Unterkunft künftig wieder geschlossen werde, sei noch offen. Eine Entscheidung dazu sei bislang nicht gefallen, so die Regierung. Sie sei auch davon abhängig, wie sich die Zahl der einreisenden Flüchtlinge entwi- ckelt. Das Asyl-Ankerzentrum Donauwörth ist voll, deshalb werden Ausweichstandorte benötigt. Inningen und der Kobelweg gehören dazu. Anker steht laut Regierung von Schwaben für Ankunft, Entscheidung, Rückführung. An beiden Augsburger Standorten werden Flüchtlinge untergebracht, die vor der Rückführung stehen oder die auf die endgültige Entscheidung über ihren Asylantrag warten. Insgesamt leben in Augsburg derzeit etwas mehr als 2000 Flüchtlinge.
Den Bewohnern der Inninger Zweigstelle werden, wie gesetzlich vorgesehen, bestimmte Leistungen zur Deckung des Bedarfs an Ernährung, Unterkunft, Heizung und Gesundheitspflege als Sachleistung gewährt. Daneben erhalten sie vom Sozialamt der Stadt monatlich ein um den Wert der Sachleistungen reduziertes Taschengeld. Dazu teilt die Stadt mit: „Die Bewohner in Inningen erhalten aktuell monatlich ein Taschengeld von 120,27 Euro. Dieser Betrag beinhaltet Mittel für Verkehr, Telefonate, Freizeit, Unterhaltung, Kultur und Gaststättenbesuche.“Ähnliche Kriterien gelten in Kriegshaber.
In Inningen ist die Außenstelle außerhalb des Stadtteils. In Kriegshaber gibt es einige Gewerbebetriebe im direkten Umfeld der künftigen Asyl-Unterkunft. Unmittelbarer Nachbar ist die Bäckerei Balletshofer. Weil hier im Schichtbetrieb gearbeitet wird, sorgte man sich um den Schutz der Mitarbeiter. Es gibt nun ein speziell auf diesen Standort zugeschnittenes Sicherheitskonzept. „Im Gewerbegebiet, das angrenzt, werden Sicherheitskräfte Streife laufen“, sagt Birgit Linke von der Regierung von Schwaben. Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, sagt: „Oberbürgermeister Kurt Gribl hat persönlich darauf hingewirkt, die Sorgen der Anwohner und Gewerbetreibenden im direkten Umfeld ernst zu nehmen und ein eng gestricktes Sicherheitskonzept vorzunehmen. Dies ist aus unserer Sicht so erfolgt.“In der Bewertung, wie es mit dem Standort Inningen weitergehen soll, hält sich die Stadt zurück. Goerlich: „Wir gehen davon aus, dass die Regierung von Schwaben den Standort wie versprochen schließt, wenn dies die Zugangszahlen zulassen.“»Kommentar