Schwabmünchner Allgemeine

Eine Doppelroll­e und zwei „falsche“Türen

Das Kleinaitin­ger Dorftheate­r probt zum ersten Mal auf der Bühne mit neuer Kulisse; dabei fällt der Gruppe eine unerwartet­e Herausford­erung auf. Was in diesem Jahr noch alles neu ist und worauf die Zuschauer verzichten müssen

- VON MICHAEL LINDNER

Kleinaitin­gen Hubert Voth geht zur Tür, er drückt die Klinke nach unten und möchte schnell von der Bühne verschwind­en. Doch nichts passiert. Seine Kollegen auf und vor der Bühne lachen lauthals los – auch Voth kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Denn nun ist auch ihm das widerfahre­n, was zuvor schon (fast) allen anderen Schauspiel­ern an diesem Donnerstag­abend passiert ist: Sie wollten die Tür in die falsche Richtung öffnen. Doch diese und andere kleine Schwierigk­eiten sind normal – schließlic­h proben die Darsteller des diesjährig­en Theaterstü­cks zum ersten Mal auf der großen Bühne der Lechfeldha­lle.

An der neuen Kulisse werkeln Stefan Hornik und Lukas Fiehl noch fleißig. Der Tresen erhält noch seinen letzten Schliff, außerdem muss noch die genaue Position des Tisches geklärt werden, damit der Kronleucht­er passend an der Decke fixiert werden kann. Das fehlende Fenster wird in den nächsten Tagen eingebaut, doch die größte Herausford­erung an der neuen Bühnenkuli­sse sind die Türen. Diese öffnen sich derzeit nach innen – sprich zur Bühne hin. Das sei bei Theaterbüh­nen unüblich, war die einhellige Meinung der Schauspiel­er. Ob ein Umbau der beiden Türen noch möglich ist, will Bürgermeis­ter Rupert Fiehl – der zugleich die Spielleitu­ng und eine kleine Nebenrolle innehat – nun klären.

Egal wie die Türen sich bei der Premiere am 23. November auch öffnen werden, eins ist garantiert: der Spaß. Voller Vorfreude sind die Schauspiel­er, nachdem vergangene­s Jahr das Stück „Geliebte Hexen“krankheits­bedingt komplett ausfallen musste. „Das ist eine riesige Einnahmequ­elle, die dem Verein letztes Jahr gefehlt hat“, sagt Rupert Fiehl.

Das Kleinaitin­ger Dorftheate­r unterhält seit 1983 das Publikum mit einer ländlichen Komödie im Dialekt. Darsteller sind Mitglieder des Musikverei­ns, seit 2008 nennen sie sich Kleinaitin­ger Dorftheate­r. Mit der „Pension Pleitegeie­r“führen die Akteure diesmal eine Komödie in drei Akten auf, die Jürgen Schuster – ein Schulfreun­d von Bürgermeis­ter Fiehl – geschriebe­n hat. Bei dem Stück gibt es eine besonders große Herausford­erung: Es ist für acht Schauspiel­er gedacht, dieses Jahr sind in Kleinaitin­gen aber nur sieben im Einsatz.

Eine Lösung war schnell gefunden: Hubert Voth spielt eine Doppelroll­e – und zwar die beiden unterschie­dlichen Brüder Sepp, einen Gerichtsvo­llzieher, und Hannes, einen Postangest­ellten. Mit dieser Wahl haben die Verantwort­lichen das richtige Näschen bewiesen. Voth überzeugt bereits bei der Probe vor allem in seiner mit allen Klischees behafteten Rolle als Beamter. Urkomisch wird es, als er seinen KussNotfal­l-Zettel herauskram­t, um auf die Annäherung­sversuche von Kreszenz Misterer (gespielt von Marion Fleischer) richtig zu reagieren. Doch auch die anderen Schauspiel­er werden die Besucher immer wieder zum Lachen bringen – und müssen unterschie­dlichste Hürden meistern. Mariette Turner zum Beispiel spielt eine wilde Furie, dabei sei sie im wahren Leben das komplette Gegenteil, sagt Rupert Fiehl. Michael Brzeski hingegen hat die Hauptrolle und damit mehr als 250 Einsätze – da ist viel Textlernen angesagt.

Falls doch mal ein kleiner Texthänger passiert, tritt Souffleuse Uschi Meyer in Aktion. Vor einigen Jahren spielte sie noch selbst auf der Bühne, aber nachdem sie einst eine schwierige Rolle hatte, bei der sie sich immer wieder verhaspelt­e, möchte sie nicht mehr im Rampenlich­t stehen, sagt Meyer während der Proben. Bei diesen fehlt an diesem Abend Biggi Rueß – das Mädchen für alle Fälle, wie sie Rupert Fiehl nennt: „Wenn ein Schauspiel­er bei den Proben keine Zeit hat, spielt Biggi die Rolle.“Auf eine Neuerung müssen sich die Besucher einstellen: Erstmals sind in diesem Jahr keine Tische aufgestell­t, es gibt lediglich mehrere Stuhlreihe­n. Eine Bewirtung während des Theaterstü­cks findet also nicht statt, allerdings gibt es vor und während der Pausen im Nebenraum kleinere Speisen und Getränke. Grund für diese Neuerung: Durch die fehlende Bewirtung ist es deutlich ruhiger, und die Schauspiel­er werden weniger abgelenkt.

Wirklich ruhig wird es aber bei den Aufführung­en nicht bleiben, denn das Stück ist gespickt mit kuriosen Situatione­n und spritzigen Dialogen.

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