Eine Doppelrolle und zwei „falsche“Türen
Das Kleinaitinger Dorftheater probt zum ersten Mal auf der Bühne mit neuer Kulisse; dabei fällt der Gruppe eine unerwartete Herausforderung auf. Was in diesem Jahr noch alles neu ist und worauf die Zuschauer verzichten müssen
Kleinaitingen Hubert Voth geht zur Tür, er drückt die Klinke nach unten und möchte schnell von der Bühne verschwinden. Doch nichts passiert. Seine Kollegen auf und vor der Bühne lachen lauthals los – auch Voth kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Denn nun ist auch ihm das widerfahren, was zuvor schon (fast) allen anderen Schauspielern an diesem Donnerstagabend passiert ist: Sie wollten die Tür in die falsche Richtung öffnen. Doch diese und andere kleine Schwierigkeiten sind normal – schließlich proben die Darsteller des diesjährigen Theaterstücks zum ersten Mal auf der großen Bühne der Lechfeldhalle.
An der neuen Kulisse werkeln Stefan Hornik und Lukas Fiehl noch fleißig. Der Tresen erhält noch seinen letzten Schliff, außerdem muss noch die genaue Position des Tisches geklärt werden, damit der Kronleuchter passend an der Decke fixiert werden kann. Das fehlende Fenster wird in den nächsten Tagen eingebaut, doch die größte Herausforderung an der neuen Bühnenkulisse sind die Türen. Diese öffnen sich derzeit nach innen – sprich zur Bühne hin. Das sei bei Theaterbühnen unüblich, war die einhellige Meinung der Schauspieler. Ob ein Umbau der beiden Türen noch möglich ist, will Bürgermeister Rupert Fiehl – der zugleich die Spielleitung und eine kleine Nebenrolle innehat – nun klären.
Egal wie die Türen sich bei der Premiere am 23. November auch öffnen werden, eins ist garantiert: der Spaß. Voller Vorfreude sind die Schauspieler, nachdem vergangenes Jahr das Stück „Geliebte Hexen“krankheitsbedingt komplett ausfallen musste. „Das ist eine riesige Einnahmequelle, die dem Verein letztes Jahr gefehlt hat“, sagt Rupert Fiehl.
Das Kleinaitinger Dorftheater unterhält seit 1983 das Publikum mit einer ländlichen Komödie im Dialekt. Darsteller sind Mitglieder des Musikvereins, seit 2008 nennen sie sich Kleinaitinger Dorftheater. Mit der „Pension Pleitegeier“führen die Akteure diesmal eine Komödie in drei Akten auf, die Jürgen Schuster – ein Schulfreund von Bürgermeister Fiehl – geschrieben hat. Bei dem Stück gibt es eine besonders große Herausforderung: Es ist für acht Schauspieler gedacht, dieses Jahr sind in Kleinaitingen aber nur sieben im Einsatz.
Eine Lösung war schnell gefunden: Hubert Voth spielt eine Doppelrolle – und zwar die beiden unterschiedlichen Brüder Sepp, einen Gerichtsvollzieher, und Hannes, einen Postangestellten. Mit dieser Wahl haben die Verantwortlichen das richtige Näschen bewiesen. Voth überzeugt bereits bei der Probe vor allem in seiner mit allen Klischees behafteten Rolle als Beamter. Urkomisch wird es, als er seinen KussNotfall-Zettel herauskramt, um auf die Annäherungsversuche von Kreszenz Misterer (gespielt von Marion Fleischer) richtig zu reagieren. Doch auch die anderen Schauspieler werden die Besucher immer wieder zum Lachen bringen – und müssen unterschiedlichste Hürden meistern. Mariette Turner zum Beispiel spielt eine wilde Furie, dabei sei sie im wahren Leben das komplette Gegenteil, sagt Rupert Fiehl. Michael Brzeski hingegen hat die Hauptrolle und damit mehr als 250 Einsätze – da ist viel Textlernen angesagt.
Falls doch mal ein kleiner Texthänger passiert, tritt Souffleuse Uschi Meyer in Aktion. Vor einigen Jahren spielte sie noch selbst auf der Bühne, aber nachdem sie einst eine schwierige Rolle hatte, bei der sie sich immer wieder verhaspelte, möchte sie nicht mehr im Rampenlicht stehen, sagt Meyer während der Proben. Bei diesen fehlt an diesem Abend Biggi Rueß – das Mädchen für alle Fälle, wie sie Rupert Fiehl nennt: „Wenn ein Schauspieler bei den Proben keine Zeit hat, spielt Biggi die Rolle.“Auf eine Neuerung müssen sich die Besucher einstellen: Erstmals sind in diesem Jahr keine Tische aufgestellt, es gibt lediglich mehrere Stuhlreihen. Eine Bewirtung während des Theaterstücks findet also nicht statt, allerdings gibt es vor und während der Pausen im Nebenraum kleinere Speisen und Getränke. Grund für diese Neuerung: Durch die fehlende Bewirtung ist es deutlich ruhiger, und die Schauspieler werden weniger abgelenkt.
Wirklich ruhig wird es aber bei den Aufführungen nicht bleiben, denn das Stück ist gespickt mit kuriosen Situationen und spritzigen Dialogen.