Ein Abriss fast in Zeitlupe
Die Kuppel des ehemaligen Königsbrunner Spaßbades wird in behutsamen Schritten zurückgebaut. Grund dafür sind nicht nur strenge Entsorgungsvorschriften, sondern auch ein Stadtratsbeschluss
Königsbrunn Langsam, fast behutsam schiebt der über zwei lange Baggerarme bewegte Greifer Reste der Pappe auf dem Dach der Königstherme zusammen, packt dann den Haufen, hebt ihn hoch, senkt ihn ab und lässt ihn in den Container fallen, der einige Meter tiefer auf dem – inzwischen mit Bauschutt angefüllten – früheren Außenbecken steht. Dann bewegt der Baggerführer sein tonnenschweres Werkzeug wieder nach oben, zum nächsten Haufen Dachpappe. Sein Kollege hat derweil mit seinem Greifer den verbeulten Rest einer Dachrinne geschnappt, reißt ihn los und legt ihn etwas abseits am Boden ab.
Die wenigen Zaungäste, die gestern Vormittag den Beginn der Abbrucharbeiten am 2500 Quadratmeter großen Dach der Thermenhalle verfolgen, brauchen Geduld. Nur gelegentlich wird ihnen etwas „Action“geboten, etwa wenn der Greifer mehrere zusammen genagelte Bretter packt, sie hochhebt und einige sich dann lösen und nach unten fallen. Wer eine Abrissbirne erwartet hatte, die an einem langen Stahlseil mit Schwung in die Dachkonstruktion brettert und diese mit einigen Schlägen zum Einsturz bringt, der wird enttäuscht.
Für den Abbruch fast in Zeitlupe gibt es zwei Gründe. „Die Materialtrennung ist der größte Aufwand“, erläutert Werner Luff. Der Chef der gleichnamigen Dasinger Abbruchfirma steuert den „Longfront“-Bagger mit den zusammen 30 Meter langen, hydraulisch bewegten Baggerarmen. Sein Auftrag umfasst auch die Entsorgung oder Verwertung des Materials. Folglich ist es in seinem Interesse, dieses schon beim Abbruch möglichst sauber zu sortieren. Folglich keine Abrissbirne, sondern ein „Sortiergreifer“. Deshalb sieht das Areal rund um die Abbruchgebäude auch aus wie eine mittelgroße Recyclinganlage.
Einen weiteren Grund, warum die Abbruch-Spezialisten so bedächtig zu Werke gehen, erläutert der Mann im zweiten Bagger, Luffs Sohn Mariano: „Jedes Gebäude ist anders, man muss erst mal testen, wie stabil es ist, wie die Teile zusammenhängen“, erläutert der 19-Jährige. „Es gibt kein Rezept, das überall gilt.“Schon gar nicht bei Holzkonstruktionen. „Die sind überall anders – der eine hämmert zehn Nägel rein, der andere nur einen.“
Also müsse man testen, wie die Teile zusammenhängen, ob viel oder wenig Kraft nötig ist, um sie auseinander zu nehmen. Zudem, so ergänzt der ausgebildete Baugeräteführer, verändere sich die Statik eines Gebäudes während des Abbruchs immer wieder. „Da muss man dann die nächsten Schritte ganz schnell im Bagger entscheiden.“
Bei der Königstherme kommt hinzu, dass der Stadtrat entschieden hat, nicht den ganzen Komplex abreißen zu lassen, sondern nur die Thermenhalle, das Solebad und einige Bauten der Saunen-Welt. Deshalb hat die Stadt schon frühzeitig die Ingenieur-Gesellschaft Augsburg (IGA) mit der Ausschreibung und der Planung des Abbruchs beauftragt. „Unser Ziel ist, das Restgebäude zu schützen“, erläutert IGA-Ingenieur Ralph Meurer.
Deshalb wird am Dach der Thermenhalle besonders vorsichtig gearbeitet, nicht nur mit dem Sortiergreifer. In den vergangenen zwei Wochen hat man bereits rund 150
„Die Materialtrennung ist der größte Aufwand.“Werner Luff
„Unser Ziel ist, das Restgebäude zu schützen“IGA-Ingenieur Ralph Meurer
Tonnen Tondachziegel runtergeholt. „Das hat das Dachgewicht minimiert und die Holzkonstruktion entlastet.“In der kommenden Woche werden Vater und Sohn Luff erst mal weiter behutsam Bretter und Dämmung der Dachkonstruktion entfernen. Erst dann nehmen sie die Leimbinder zwischen den Säulen und schließlich die großen Leimbinder, die von den Säulen zur Mittelstütze laufen, ins Visier.