Schwabmünchner Allgemeine

Kettensäge­nangriff auf einen Pizzaboten

Drei Männer schlagen ein Auto ein, finden drinnen zufällig eine Motorsäge. Mit der greifen sie ein Zufallsopf­er an. Der Mann kann den Tätern nur knapp entkommen

- VON LUZIA GRASSER

Ingolstadt Es ist ein Szenario wie in einem Horrorfilm: Drei junge Männer fuchteln nachts mit einer Axt und einer Motorsäge herum. Ein Mann, der gerade eine Pizza ausgeliefe­rt hat, spricht sie an, sagt, sie sollen den Blödsinn lassen, dann droht er, die Polizei zu holen. Daraufhin gehen ein 19- und ein 20-Jähriger auf den Mann los, der flüchtet sich in sein Auto. Als er drin sitzt, haut einer mit der Axt die Windschutz­scheibe ein, der andere durchstich­t mit der laufenden Motorsäge das Fenster auf der Fahrerseit­e, das Schwert verfehlt den Kopf des Mannes nur ganz knapp. Nach Minuten der Angst schafft es der Pizzabote, loszufahre­n und zu entkommen. Bald danach wird das Trio geschnappt, seit Montag steht es in Ingolstadt vor Gericht. Der Vorwurf: versuchter Totschlag.

Zugetragen hat sich all das am 2. Januar vor einem Wohnblock im Ingolstädt­er Norden. Als sich die drei Kumpels, damals 19 und 20 Jahre alt, am Abend bei einem der drei zu Hause trafen und im elterliche­n Keller schon mal zwei Flaschen Whiskey zusammen tranken, war bald klar, dass es nicht bei einem netten Abend zu Hause bleiben würde. Der Plan war, ein Auto zu knacken und damit ein paar Runden zu drehen. Doch das Vorhaben ging gründlich schief. Sie packten eine Axt ein, zogen los und auf einem Supermarkt­parkplatz gingen sie ans Werk. Sie schlugen die Scheiben eines Autos ein, doch als sie es kurzschlie­ßen wollten, ging das Trio wohl zu dilettanti­sch vor und der Wagen sprang nicht an. Für eine Spritztour taugte das Auto zwar nicht, die jungen Männer fanden darin aber eine Motorsäge, die sie mitnahmen. Sie zogen weiter, machten Halt vor einem Wohnblock. Dort hat einer „indianermä­ßig mit der Axt rumgeschwu­ngen“(Verteidige­r Klaus Wittmann). Ein Pizzabote, der in dem Haus gerade eine Pizza ausliefern wollte, lieferte sich mit ihm deshalb ein kleines Wortgefech­t. Als der Fahrer wieder in seinen Wagen steigen wollte, drohte er noch mit der Polizei.

Bei dem damals 19-Jährigen mit der Axt brannten da wohl die Sicherunge­n durch. Er bekam Angst, schließlic­h lag gegen ihn bereits ein Haftbefehl vor. Da packte er die Axt und drosch damit auf die Windschutz­scheibe des VW Fox ein, als der Fahrer schon drin saß. Mindestens fünf Mal, heißt es in der Anklage. Sein Kumpel hatte da die Motorsäge bereits angeworfen und schlug mit ihr gegen das Fenster in der Fahrertür. Irgendwann zerbrach es und das Schwert der Säge stach direkt in Richtung des Fahrers. Der konnte dem Angriff nur knapp ausweichen, in dem er sich weg beugte. Irgendwann nutzte der Pizzabote seine Chance und gab Gas. Daraufhin flüchteten auch die beiden Angreifer und nahmen noch den dritten mit, der sich während der Attacke abseits gehalten hatte. Bald darauf hat die Polizei die drei festgenomm­en.

Den Angriff auf den Pizzaboten haben die Angeklagte­n, die alle in Ingolstadt wohnen, zugegeben. Nicht jedoch, dass sie vorhatten, den Pizzaboten zu verletzen oder gar zu töten. „Ich könnte keinen Menschen töten“, sagte am Montag derjenige, der mit der Kettensäge hantiert hatte. „Er war wie weg“, sagte Verteidige­r Stefan Roeder über seinen Mandanten und spielt dabei auf einem Cocktail aus Drogen und Alkohol an, den der 21-Jährige an jenem Januartag konsumiert haben soll.

Das Urteil wird für Anfang Dezember erwartet.

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Foto: Polizei In diesem Auto saß der angegriffe­n wurde.Pizzabote, der

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