Mal wieder zu Gast bei Freunden?
Heute ist ein wichtiger Tag für Calgary und das Internationale Olympische Komitee (IOC). Für uns Beobachter ist es mindestens ein interessanter Tag. Denn heute stimmen die Bewohner der kanadischen Metropole darüber ab, ob diese sich um die Winterspiele 2026 bewerben soll.
Dabei geht es im Wesentlichen um: Geld. Sehr viel Geld. Milliarden. Und es geht darum, ob Olympia es schafft, auch mal wieder in einem Land zu gastieren, das einen Bezug zum Thema hat. In jüngster Vergangenheit und naher Zukunft war und ist das nicht der Fall. Im südkoreanischen Pyeongchang froren sich eine Handvoll Journalisten, Betreuer und Sportler die Zehen ab, als gegen Mitternacht in einem nahezu menschenleeren Stadion die Olympiasieger im Skispringen gesucht wurden. In Europa bescherte das den Tv-stationen zur besten Sendezeit gute Quoten. Von olympischem Flair waren die meisten Wettbewerbe aber maximal weit entfernt. Gut, dass das die Zuschauer hierzulande nur am Rande mitbekamen. Die leeren Ränge wurden von der internationalen Regie meist sehr kunstvoll ausgeblendet.
Ähnliches ist für die nächste Auflage im Jahr 2022 zu erwarten, wenn die Winterspiele in Peking gastieren. Auch China ist in der Vergangenheit noch nicht als große Wintersportnation aufgefallen. Was das dort regierende Regime aber nicht daran hindert, die wohl teuersten Winterspiele aller Zeiten aus dem Boden zu stampfen. Dabei liegt die Messlatte diesbezüglich schon ziemlich hoch. Die Russen hatten für Sotschi im Jahr 2014 rund 40 Milliarden Euro ausgegeben.
Calgary hantiert mit vergleichsweise kleinen Summen. Rund 3,5 Milliarden Euro soll der Spaß dort kosten. Erfahrungsgemäß wird sich diese Summe aber noch mindestens verdreifacht haben, ehe die letzte Medaille überreicht worden ist. Dieses Wissen und eine ganz grundsätzliche Abneigung gegen den Gigantismus des IOC lassen aus dessen Sicht schlimmstes befürchten für die Abstimmung. Zuletzt hagelte es in derartigen Referenden Absagen.
Neben Calgary sind noch Stockholm und Mailand (zusammen mit Cortina d’ampezzo) im Kandidatenrennen. Auch dort regt sich aber heftiger Widerstand. Wer den Wintersport liebt, sollte dennoch hoffen, dass wenigstens einer der drei Kandidaten bis zum Ende durchhält. Der ganze Prozess ähnelt allerdings dem, der seit Jahren rund um das Thema erneuerbare Energien zu beobachten ist: Natürlich brauchen wir sauberen Strom. Aber stellt das Windrad doch bitte nicht ausgerechnet vor meine Terrasse.