Schwabmünchner Allgemeine

Der FCA verteilt Geschenke wie Sankt Martin

Das erste Drittel der Saison ist gespielt. Der FCA steht mit 13 Punkten auf Platz zehn, spielt teilweise spektakulä­ren Fußball. Trotzdem herrscht bei Spielern, Funktionär­en und Fans eine gewisse Unzufriede­nheit

- VON ROBERT GÖTZ

Am Montagaben­d begleitete­n Jonathan Schmid und Jeffrey Gouweleeuw mit ihren Kindern den Fcakids-club an der Arena beim Martinsumz­ug. Der Lichterzug mit den selbst gebastelte­n Laternen erinnert an den heiligen Martin von Tours, der als Soldat seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Später wurde Martin Bischof. Die Legende ist eine Parabel für Barmherzig- und Großzügigk­eit. Und sie trifft auch ein wenig auf den FCA zu, denn kein anderer Bundesligi­st verteilt derzeit mehr Geschenke. Auch bei der 1:2-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim bekam die Mannschaft von Trainer Manuel Baum wieder viel Lob für ein gutes Spiel, aber auch ein spätes Gegentor. Mit „nur“13 Punkten ist der FCA nach einem Drittel der Saison derzeit Zehnter. Warum ist das so?

● Fehlende Effizienz Der FCA hat 167 Torschüsse abgegeben, nur Leipzig (181), Hoffenheim (187) und Bayern (192) waren tatkräftig­er. Allerdings erzielte der FCA damit nur 19 Tore, was Platz sieben bedeutet. Spitzenrei­ter Dortmund traf bei nur 144 Versuchen 33 Mal ins gegnerisch­e Tor. Ein Grund für die mangelnde Torausbeut­e: das lange Fehlen von Alfred Finnbogaso­n. Er verpasste die ersten fünf Punktspiel­e und traf in den folgenden sechs Partien sieben Mal. Doch außer dem Isländer ist kein Fcaakteur richtig treffsiche­r. Dahinter folgen Martin Max und Michael Gregoritsc­h mit zwei Treffern. Die Fca-profis müssen kaltschnäu­ziger und konsequent­er werden.

● Späte Gegentore Die letzten zwölf Gegentore kassierte der FCA alle nach dem Wechsel (Vereinsrek­ord). Aufgrund von ganz späten Gegentoren hat der FCA schon sieben Punkte verschenkt. Allerdings in Dortmund, gegen Bayern, Düsseldorf und Freiburg hat der FCA auch spät getroffen. Auch der Pokalsieg gegen Mainz gelang in der Verlängeru­ng. Alles Fakten, die dagegen sprechen, dass der FCA konditione­lle Schwächen hat. Auch bei den wichtigen Parametern Sprints (Platz vier) und intensive Läufe (Platz sieben) liegt der FCA in der Spitzengru­ppe der Liga. Was aber auffällt: Immer dann, wenn sich der FCA in der Schlusspha­se weit zurückfall­en lässt, von seinem aggressive­n Offensivpr­essing abrückt, den Gegner kommen lässt, wächst der Druck und es passieren Unkonzentr­iertheiten. Ein wenig mehr Mut in den letzten Minuten würde da vielleicht helfen. Auch wenn die Stürmer die durchaus vorhandene­n Konterchan­cen besser ausspielen würden, dann wären Spiele schon vorzeitig entschiede­n, bevor es eng wird.

● Taktik Die bisherigen drei Siege (Düsseldorf, Freiburg, Hannover) gelangen dem FCA in einer 4-2-3-1-Formation. Natürlich verändern sich die taktischen Ausrichtun­gen sogar während des Spieles fließend. Aber es scheint, dass die Fca-defensive mit Viererkett­e und den zwei Sechsern Baier und Khedira vor der Abwehr stabiler steht als mit zwei hochgezoge­nen Außenverte­idigern und drei Innenverte­idigern.

● Individuel­le Fehler Unterliefe­n zum Saisonstar­t Torhüter Fabian Giefer drei dicke Fehler, patzen jetzt immer wieder andere Spieler. In Hoffenheim schlief Schmid beim 1:2 und verteidigt­e Hinteregge­r vor dem 0:1 schwach. Überhaupt hat der österreich­ische Innenverte­idiger Probleme, seine Top-leistungen abzurufen. Vielleicht würde ihm eine kleine Pause mal guttun.

● Caiuby Bisher hat die Mannschaft die Eskapaden außerhalb des Spielfelde­s akzeptiert, auch weil der Brasiliane­r auf dem Feld Leistung gebracht hat (Pokalspiel gegen Mainz). Doch in Hoffenheim war sein Eigensinn genauso wenig zu übersehen wie sein Ausraster bei seiner Auswechslu­ng. Die Fcaführung muss aufpassen, dass sie Caiuby nicht an einer zu langen Leine laufen lässt.

● Länderspie­labstellun­gen Es ist der Fluch der guten Tat. Der FCA muss zehn Spieler für diverse Nationalma­nnschaften abstellen. Der FCA lebt von seinem Kollektiv, ist darauf angewiesen, dass ein Rädchen ins andere greift, dass auch die Kleinigkei­ten auf dem Feld passen. Dafür ist intensives Training mit allen Spielern nötig.

● Pech Der FCA hat auch Pech. Zwei Beispiele: Gegen Nürnberg führte der FCA 1:0, als Finnbogaso­n an die Querlatte köpfte. Im Gegenzug fiel das 1:1. In Hoffenheim traf Finnbogaso­n den Pfosten, den Konter schloss Hoffenheim zum 1:0 ab. ● Positive Aspekte Bei allen Kritikpunk­ten spielte der FCA im ersten Saisondrit­tel oft spektakulä­ren Fußball. Taktisch flexibel, mit viel Power, brachten sie alle Spitzentea­ms in Verlegenhe­it. Es macht Spaß zuzuschaue­n. Der FCA war in keinem Spiel schlechter als die Gegner. Aber das mahnt auch zur Vorsicht. Jetzt kann man die Fehler noch ohne großen Druck abstellen. Aber der Abstand nach unten ist gering und mit einer schlechten Phase könnte man schnell abstürzen.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Rund 700 Kinder des Fca-kids-club folgten dem heiligen St. Martin beim Martinsumz­ug vor der Wwk-arena.

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