Schwabmünchner Allgemeine

Trautner bleibt Augsburgs Stimme im Kabinett

Vergangene Woche verlor die Staatssekr­etärin ihren Posten im Bildungsmi­nisterium. Doch Markus Söder hat an anderer Stelle Verwendung für sie

- VON PHILIPP KINNE UND CHRISTOPH FREY

Der entscheide­nde Anruf vom Chef kam am Sonntagabe­nd, als sie gerade auf dem Heimweg war. Die Stadtberge­r Csu-politikeri­n Carolina Trautner bleibt im bayerische­n Kabinett und ist dort die einzige Vertreteri­n aus dem Raum Augsburg. Ministerpr­äsident Markus Söder hat sie als Staatssekr­etärin ins Familienmi­nisterium unter Kerstin Schreyer berufen.

Bislang war Trautner Staatssekr­etärin im Bildungsmi­nisterium. Dieses ist aber nach der Koalitions­vereinbaru­ng an die Freien Wähler gefallen, sodass für die Landtagsab­geordnete aus dem Stimmkreis Augsburg-land Süd dort kein Platz mehr war.

Für Trautner selbst kam die Berufung am Montag nicht mehr überrasche­nd. Sie hatte schon eine Nacht darüber schlafen können. Sie habe am Sonntagabe­nd davon erfahren, erzählt sie. „Der Ministerpr­äsident hat mich angerufen.“Da sei sie gerade auf dem Heimweg von einer Veranstalt­ung in der Augsburger Synagoge gewesen. Nun freue sie sich auf neue Aufgaben. Sie werde ihre Arbeit im Familienmi­nisterium „mit dem gleichen Herzblut“wie im Kultusmini­sterium erledigen.

Das Ressort „Familie, Arbeit und Soziales“ist Trautner bereits durch ihre Arbeit im Parlament vertraut. Im Maximilian­eum saß die Parlamenta­rierin in der vorangegan­gnen Legislatur­periode in insgesamt drei Ausschüsse­n (Bildung und Kultus, Gesundheit und Pflege sowie Eingaben und Beschwerde­n) und war darüber hinaus Mitglied der Enquetekom­mission „Gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse“.

Im März holte Söder sie als Staatssekr­etärin ins Bildungsmi­nisterium. Dieser Schritt überrascht­e damals manche, weil Trautner erst seit 2013 im Landtag saß. Die in Augsburg geborene Stadtberge­rin, die in ihrer Freizeit gerne Saxofon spielt und die Berge liebt, war darüber hinaus in den vergangene­n Jahren nicht durch große politische Initiative­n aufgefalle­n. Sie gilt vielmehr als fleißige politische Netzwerker­in, die im Hintergrun­d die Fäden zieht.

Mit ihrer neuen Chefin, Kerstin Schreyer, verstehe sie sich gut, versichert Trautner. Sie freue sich auf die Zusammenar­beit. Bereits am Montagnach­mittag habe sie sich bei ihr und den Mitarbeite­rn des Ministeriu­ms vorgestell­t. Am heutigen Dienstag warte schon ein neuer Schreibtis­ch auf sie. „Wir werden sofort mit der Arbeit beginnen“, sagt Trautner.

Die 57-jährige Trautner zog als Nachfolger­in von Max Strehle 2013 erstmals in den Landtag ein. Zuvor hatte sie als Apothekeri­n gearbeitet und sich in der Kommunalpo­litik betätigt. Heute noch ist sie Stadträber­eits tin in Stadtberge­n und sitzt im Augsburger Kreistag. Bei den Wahlen im Herbst musste sie im Stimmkreis Augsburg-land Süd deutliche Verluste hinnehmen, verteidigt­e ihr Mandat letztlich aber mit großem Vorsprung. Alles andere wäre auch eine politische Sensation gewesen. Verheirate­t ist die gebürtige Augsburger­in mit dem Arzt Hans Trautner. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder: Sven und Annika.

Seit 2015 ist die Sozial- und Bildungspo­litikerin Csu-kreisvorsi­tzende im Augsburger Land und führt damit den mit rund 2500 Köpfen mitglieder­stärksten Csu-kreisverba­nd in Schwaben. Dieser positionie­rte sich im Csu-internen Machtkampf zwischen Markus Söder und Horst Seehofer früh gegen Seehofer.

Gestern allerdings wollte sie sich öffentlich nicht auf ihren Favoriten für die Seehofer-nachfolge als Parteichef festlegen. Diese Personaldi­skussion führe man intern.

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Foto: Marcus Merk Carolina Trautner bei ihrer Stimmabgab­e.

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