Schwabmünchner Allgemeine

Mensa: Für manche ist die Menüauswah­l eingeschrä­nkt

Das vegane Angebot an der Uni ist groß. Studenten mit Unverträgl­ichkeiten sind aber nicht ganz zufrieden

- VON CHRISTOF PAULUS

Hoch dekoriert wurde die Mensa der Augsburger Universitä­t im letzten Jahr: Vier Sterne erhielt sie von der Tierschutz­organisati­on Peta für ihr veganes Essensange­bot. Das war die höchste Bewertung, die Peta in ihrer Umfrage zu vergeben hatte. Aber wie schneidet die Mensa ab, wenn es um ein Angebot für Menschen mit Lebensmitt­elunverträ­glichkeite­n geht?

Insgesamt gibt es eine große Auswahl, darunter täglich bis zu vier veganen Gerichten und Sonderakti­onen, wie etwa einen Themenkoch­kurs. Doch was findet man an speziellen Angeboten für Mensagäste, die bestimmte Inhaltssto­ffe nicht vertragen? Eher weniger. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine klare Benachteil­igung: Wer etwa Gluten oder Fructose nicht verträgt, hat sich schließlic­h nicht für einen Verzicht entschiede­n, sondern muss dies gezwungene­rmaßen hinnehmen und hat weniger Möglichkei­ten, sich in der Mensa satt zu essen. Die Kritik, das Studentenw­erk würde auf die betroffene­n Gäste keine Rücksicht nehmen, lässt sich trotzdem kaum aufrecht erhalten.

Das Studentenw­erk ist für Mensen und Cafeterien der Universitä­t und Hochschule Augsburg zuständig, auch für die Verköstigu­ng an den Hochschule­n in Kempten und Neu-ulm. Ein Angebot, das Lebensmitt­elintolera­nzen in allen Details berücksich­tigt, ist aus Sicht der Verantwort­lichen kaum auf die Beine zu stellen. Dass die Betroffene­n sich in der Mensa stark einschränk­en müssen, erkennt auch Studentenw­erkspreche­r Michael Noghero an. Zugleich sagt er: Ein entspreche­ndes Angebot „kann es gar nicht geben, da diese Intoleranz­en höchst individuel­l sind“. Wer eine Laktosinto­leranz habe, könne immerhin noch alle veganen Gerichte essen. Schwierig wird es aber, wenn eine Kombinatio­n von verschiede­nen Unverträgl­ichkeiten besteht. Und in der Tat: Am bekanntest­en sind die Fälle, in denen Personen keine Laktose oder Gluten vertragen. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Intoleranz­en. Dazu kommt, dass eine Person unter mehreren Intoleranz­en leiden kann. Das alles abzudecken, könne die Mensa nicht leisten, sagt Noghero, für Restaurant­s sei dies à la carte vielleicht möglich. Mehr als die verpflicht­enden Inhaltssto­ffe kennzeichn­en die Aushänge in der Mensa nicht. „Das ist uns nicht möglich, da unsere Lieferante­n ebenfalls nur diese kennzeichn­en“, sagt der Pressespre­cher.

Studentin Anna Scherzer bringt Verständni­s für die Lage der Mensaküche auf. Spielraum für Verbesseru­ngen sieht sie dennoch: „Man könnte vollständi­g laktosefre­i kochen“, schlägt sie vor. „Da schmeckt niemand den Unterschie­d.“Sie studiert Kommunikat­ionsdesign an der Hochschule, seit letztem Jahr kann ihr Körper durch die Folgen einer Operation weder Laktose noch Fructose verarbeite­n. Vor dem Zwischenfa­ll ging sie häufiger an der Hochschule zum Essen. Seitdem kocht sie sich vor allem selbst. Auch in Restaurant­s werde sie kaum noch fündig, sagt sie. Wenn, dann ist ihre bevorzugte Mahlzeit auf dem Campus eine Portion Süßkartoff­elpommes.

Eine Möglichkei­t wäre aus ihrer Sicht, für Gäste mit Lebensmitt­elintolera­nzen ein Buffet bereitzust­ellen, wo man sich einige Optionen selbst zusammenst­ellen kann. Außerdem würde sie sich über Snackautom­aten freuen, die man mit Lebensmitt­eln bestücken könnte, bei deren Herstellun­g auf gewisse Inhaltssto­ffe verzichtet wurde. Wie sehr die Intoleranz­en Anna Scherzers Leben beeinfluss­en, sieht man an ihrer Abschlussa­rbeit: Sie beschäftig­t sich mit dem Verpackung­sdesign von laktose- und fructosefr­eien Lebensmitt­eln.

Sicher ist, dass die Anzahl derer, die nach eigenen Angaben unter Lebensmitt­elunverträ­glichkeite­n leiden, ständig wächst. Das betrifft nicht nur Studenten. Der Bedarf an alternativ verarbeite­ten Lebensmitt­eln dürfte sich demnach steigern – auch in der Mensaküche. Dort kann man sich allerdings auch an den Küchenchef wenden, wenn man Fragen hat. Er kann helfen, auch in schwierige­n Fällen ein bekömmlich­es Essen zusammenzu­stellen.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Für Menschen mit Lebensmitt­elintolera­nzen ist die Menüwahl nicht ganz einfach.

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