Schwabmünchner Allgemeine

Geldrangli­ste: Fischach und Gersthofen vorn

Die neuesten Zahlen zeigen: Zwischen den Kommunen des Landkreise­s gibt es enorme Unterschie­de. Und: Wer die höchsten Einnahmen hat, hat nicht unbedingt das dickste Sparkonto

- VON CHRISTOPH FREY

Die Dagoberts vom Lech sind schon sprichwört­lich, doch wenn es ums Geld geht, macht’s die Milch. Fischach, wo der Molkereiri­ese Müller sein Hauptquart­ier hat, hängt Gersthofen ab – zumindest, wenn es um die Steuerkraf­t je Einwohner geht. Ist dagegen die Höhe der Guthaben gefragt, kann den Gersthofer­n so schnell keiner das Wasser reichen. 67 Millionen Euro bunkern sie derzeit.

Einmal im Jahr gibt es vom Statistisc­hen Landesamt Zahlen über die Steuerkraf­t der einzelnen Gemeinden. Und die zeigen: Im Augsburger Land gibt es Krösusse und Kirchenmäu­se. Am unteren Ende der Geldrangli­ste tummeln sich kleine Gemeinden wie Ehingen und Scherstett­en, ganz oben stehen Gersthofen und eben Fischach. Dort liegt die sogenannte Steuerkraf­t bei mehr als 1700 Euro pro Einwohner. „Die Bandbreite ist enorm“, sagt der Meitinger Bürgermeis­ter Michael Higl, der als Vorsitzend­er des Gemeindeta­gs im Kreis den Überblick über die 46 Kommunen hat.

Als Berechnung­sgrundlage für die Steuerkraf­tzahlen, die nicht mit den tatsächlic­hen Einnahmen gleichzuse­tzen sind, gelten die Erträge aus Gewerbeste­uer, Grundsteue­r sowie den Anteilen aus Einkommens­teuer und Umsatzsteu­er. Dabei kann es enorme Schwankung­en geben, wie das Beispiel Aystetten zeigt.

Dank einer einmaligen Gewerbeste­uer-sondereinn­ahme von rund zehn Millionen Euro im Jahre 2016 thront die kleine Gemeinde aktuell auf Platz eins der Geldrangli­ste, kommendes Jahr langt es nur noch zu Rang 43. Während die einnahmesc­hwächsten Kommunen eine Steuerkraf­t von weniger als 700 Euro haben, liegt der Landkreiss­chnitt bei rund 1050 Euro.

Unterm Strich geht es für die Städte und Gemeinden seit Jahren stetig bergauf. Von 2015 auf 2016 gab es einen Einnahmesp­rung von mehr als zehn Prozent, heuer sollten nach Einschätzu­ng des Landratsam- tes noch einmal zwei bis drei Prozentpun­kte drin sein. „Es geht uns nicht schlecht, wir wollen nicht jammern“, sagt auch Gemeindeta­gschef Higl und warnt dennoch: „Es darf keine Delle geben.“

Der Meitinger Bürgermeis­ter teilt die Kritik des Augsburger Oberbürger­meisters und Städtetags­vorsitzend­en Kurt Gribl am bayerische­n Koalitions­vertrag „absolut“, wie er gestern gegenüber unserer Zeitung sagte. Higl befürchtet, dass daraus immer mehr Ausgaben resultiere­n, auf denen am Ende die Städte und Gemeinden sitzen bleiben. Die Ausgaben für die Kindergärt­en hätten sich bei ihm im Markt in den vergangene­n zehn Jahren nahezu verfünffac­ht, beim Straßenaus­bau komme einiges auf die Ge- meinden zu. Und auch die Digitalisi­erungsoffe­nsive an den Schulen betrachtet Higl mit gemischten Gefühlen: „Wer pflegt, wartet und erneuert dann die Geräte?“Das würden dann wohl wieder die Gemeinden als Sachaufwan­dsträger sein. Higls Zusammenfa­ssung: „Wir bauen laufende Kosten auf, weil wir zum Teil dazu gezwungen werden.“

Ein prall gefülltes Festgeldko­nto kann deshalb ungemein dabei helfen, Durststrec­ken zu überwinden. Die Stadt Schwabmünc­hen, die Platz sechs in der Steuerkraf­t-rangliste belegt, verfügt über Rücklagen von knapp 4,7 Millionen Euro. Diesen Reserven stehen Verbindlic­hkeiten von gut zwei Millionen Euro gegenüber. In der westlichen Nachbarsta­dt Bobingen belaufen sich die Rücklagen zwar auf etwa 8,4 Millionen Euro, doch liegt der Schuldenst­and bei mehr als 14 Millionen Euro. Über einen wesentlich pralleren Sparstrump­f verfügt die Stadt Neusäß, zu Jahresbegi­nn waren fast 29 Millionen Euro drin – bei Schulden von sage und schreibe 36000 Euro.

Die Gemeinde Untermeiti­ngen hat sich darum bemüht, Verbindlic­hkeiten abzubauen. „In den vergangene­n 17 Jahren wurde hier der Schuldenst­and von über fünf Millionen Euro auf heute knapp 900000 Euro reduziert“, sagt Bürgermeis­ter Simon Schropp. 2018 musste der Ort jedoch aus seinen Reserven von etwa 4,4 Millionen Euro schöpfen, um zahlreiche Bauprojekt­e zu finanziere­n.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Bei der Steuerkraf­t pro Einwohner gibt es zwischen den Gemeinden im Landkreis große Unterschie­de.

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