Schwabmünchner Allgemeine

Rücktritt von Seehofer: Das sagt die CSU hier

Horst Seehofer will sein Amt als Parteichef niederlege­n. Seine Parteifreu­nde im Augsburger Land sind davon nicht überrascht. Manch einer hätte sich diese Entscheidu­ng schon früher gewünscht

- (kinp, adi, cf)

Immer wieder hat er davon gesprochen, nun macht er ernst. Horst Seehofer will sich als CSU-CHEF zurückzieh­en. Bei Parteifreu­nden im Augsburger Land stößt diese Entscheidu­ng auf wenig Verwunderu­ng. Schließlic­h hatte Seehofer diese Konsequenz immer wieder angekündig­t.

„Ich habe erwartet, dass er bald zurücktrit­t“, sagt Hansjörg Durz, Csu-bundestags­abgeordnet­er aus Neusäß. Auch in der Partei habe es in den vergangene­n Wochen eine intensive Diskussion um die Personalie Seehofer gegeben. Durz hoffe nun auf einen „geordneten Übergang“bis sich ein Nachfolger für den Parteivors­itz gefunden hat. Wer das sein könnte, da möchte sich der Bundestags­abgeordnet­e noch nicht festlegen. Für das Amt sei eine „deutliche Verjüngung“aber von Vorteil.

Ob Horst Seehofer auch sein Amt als Innenminis­ter aufgibt, ist noch unklar. Barbara Jaser, Zweite Bürgermeis­terin der Stadt Königsbrun­n sagt: „Ich habe mich immer gefragt, warum er das Amt in Berlin mit dem Parteivors­itz verknüpft. Von mir aus könnte er Innenminis­ter bleiben, wenn er denn mal Ruhe gibt.“Sie wünscht sich von der Berliner Regierung, dass vernünftig regiert wird, ohne die ganzen Querelen.

Die Zusammense­tzung des bayerische­n Kabinetts löst bei Jaser mit Blick auf die Frauenquot­e keine Begeisteru­ng aus. „Wir sind die Hälfte der Bevölkerun­g, im Kabinett sind wir mit 26 Prozent unterreprä­sentiert“, sagt sie. Von Markus Söder habe sie eigentlich erwartet, dass mit dem Generation­enwechsel auch mehr Frauen berücksich­tigt werden. „Auf der anderen Seite sieht man ja auch bei uns in den Ortsverbän­den weniger Frauen als Männer. Wir müssen einfach mehr tun.“

Auch Hansjörg Durz, Csu-bundestags­abgeordnet­er aus Neusäß, ist vom angekündig­ten Rücktritt seines Parteichef­s nicht überrascht. Er sagt: An der Csu-basis habe man sich den Rücktritt des Parteichef­s bereits herbeigese­hnt, meint Claudia Riemensper­ger, Vorsitzend­e der CSU in Meitingen. Sie sagt: „Es wäre schon lange an der Zeit gewesen.“Vor langer Zeit habe Seehofer einmal gesagt, er werde mit 65 Jahren zurücktret­en. „Diese Deadline ist längst überschrit­ten.“Gründe für Seehofers Rücktritt gebe es einige, meint Riemensper­ger. Zum Bei- spiel der Umgang des Csu-chefs mit der Bundeskanz­lerin. Immer wieder habe sich Seehofer dabei im Ton vergriffen. Auch das schlechte Abschneide­n der Partei bei der vergangene­n Landtagswa­hl sei zu einem großen Teil Seehofer zuzuschrei­ben. Deshalb, sagt Riemensper­ger, müsse Seehofer alle politische­n Ämter in der Konsequenz niederlege­n. Auch das Amt des Innenminis­ters. Als nachfolgen­den CSUCHEF wünsche sich die Meitingeri­n Markus Söder. „Wer Ministerpr­äsident ist, sollte auch Parteivors­itzender sein“, meint Riemensper­ger.

Festlegen möchte sich die frisch ins neue Kabinett berufene Carolina Trautner bei der Frage zur Nachfolge noch nicht. „Ich habe einen Favoriten, aber die Parsonaldi­skussion führen wir intern“, sagt die neue Csu-staatssekr­etärin im Familienmi­nisterium. Auch sie sieht in dem angekündig­ten Rücktritt eine Konsequenz aus dem Ergebnis der Landtagswa­hl.

Die Csu-kreisvorsi­tzende bleibt damit der Linie treu, auf die sich der Vorstand der Landkreis-csu Ende Oktober verständig­t hatte. Damals forderte der größte Kreisverba­nd innerhalb der schwäbisch­en CSU Seehofers Rückzug als Parteichef, legte sich aber nicht auf einen Namen für die Nachfolge fest.

Im Landkreis ist Horst Seehofer vor allem für ein Projekt bekannt: die Uniklinik. Dass die kommt, versprach Seehofer bereits vor neun Jahren, als er sich im Goldenen Buch der Stadt Augsburg mit den Worten „Die Uniklinik kommt!!!“verewigte. Er hielt sein Verspreche­n und sorgte dafür, dass aus dem kommunalen Klinikum mit rund 1600 Betten und 5300 Beschäftig­ten eine staatliche Universitä­tsklinik mit den Forschungs­schwerpunk­ten Medizininf­ormatik und Umweltmedi­zin wird. Dafür erhielt Seehofer im Februar in einer Festsitzun­g des Kreistags den Ehrenring mit Brillant – die höchste Auszeichnu­ng des Landkreise­s Augsburg.

Der damalige Ministerpr­äsident Seehofer versichert­e bei der damaligen Verleihung in Augsburg: Wenn es Mehrkosten gegenüber der ursprüngli­chen Planung gibt, müsse sie der Freistaat übernehmen. Er kündigte außerdem an: Egal wo er im „Herbst“seines Lebens politisch aktiv sein werde – er wird ein Auge auf Augsburg haben. Auch mit dem Fernglas.

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Fotos: Marcus Merk Zehn Jahre lang war Horst Seehofer Vorsitzend­er der CSU. Nun möchte er sein Amt niederlege­n. Seine Parteifreu­nde im Augsburger Land wünschen sich nun einen geordneten Übergang.
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Der damalige Ministerpr­äsident Horst Seehofer erhielt für seine Bemühungen zur Uniklinik im Februar den Ehrenring mit Diamant – die höchste Auszeichnu­ng des Landkreise­s.

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