Schwabmünchner Allgemeine

Keine Waffen für die Saudis

Reaktion auf den Kaschoggi-Mord

- (afp)

Berlin Wegen der unzureiche­nden Aufklärung des Mordes an dem Journalist­en Dschamal Kaschoggi durch Saudi-Arabien hat die Bundesregi­erung die deutschen Rüstungsex­porte in das Königreich komplett gestoppt. Ein Sprecher des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums sagte am Montag in Berlin, derzeit gebe es keine Ausfuhren von Deutschlan­d nach Saudi-Arabien. Klar sei auch, dass derzeit keine Genehmigun­gen erteilt würden.

Zuvor hatte Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) in Brüssel bekannt gegeben, dass Deutschlan­d 18 Verdächtig­e in dem Mordfall mit Einreiseve­rboten belege. Mit dem Schritt dürften die Betroffene­n grundsätzl­ich auch nicht mehr in andere Länder des Schengenra­ums einreisen, zu dem insgesamt 26 europäisch­e Staaten gehören. „Nach wie vor gibt es mehr Fragen als Antworten bei der Aufklärung dieses

18 Verdächtig­e dürfen nicht mehr einreisen

Falles“, sagte Maas. Dies gelte sowohl für die Umstände der Tat selbst als auch für „die Hintermänn­er“. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich bereits Ende Oktober gegen weitere Rüstungsex­porte nach Saudi-Arabien ausgesproc­hen. Sie hatte in einem Telefonat mit Saudi-Arabiens König Salman die Tötung Kaschoggis „aufs Schärfste“verurteilt und nach eigenen Angaben klargemach­t, dass vor einer Wiederaufn­ahme der Lieferunge­n die Hintergrün­de des Falls aufgeklärt werden müssten.

Saudi-Arabien hatte unter internatio­nalem Druck eingestand­en, dass der Regierungs­kritiker Kaschoggi am 2. Oktober bei einem Besuch im Istanbuler Konsulat seines Landes getötet wurde. Vergangene Woche erklärte die saudi-arabische Staatsanwa­ltschaft dann, der inzwischen entlassene Vize-Geheimdien­stchef, General Ahmed alAssiri, habe ein Team beauftragt, Kaschoggi notfalls mit Gewalt nach Saudi-Arabien zu bringen. Washington Post und New York Times hatten dagegen berichtet, dass die Spur nach Erkenntnis­sen der CIA direkt in den Königspala­st führe. Demnach geht der US-Auslandsge­heimdienst davon aus, dass der Kronprinz die Tötung anordnete.

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