Schwabmünchner Allgemeine

EU bietet mehr Zeit für Brexit

Übergangsp­hase würde für London aber teuer

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Die Außenminis­ter waren sich einig. „Das ausgehande­lte Abkommen mit Großbritan­nien ist ein fairer Kompromiss“, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD), als er am Montag in Brüssel mit seinen Amtskolleg­en zusammentr­af. „Niemand könnte seinen Bürgern erklären, wenn man eine solche Chance ungenutzt an sich vorüberzie­hen lassen würde.“Ähnlich äußerten sich auch die übrigen Außenamtsc­hefs und signalisie­rten damit in Richtung London: „Die EU steht weiter einig zusammen und niemand darf die Fortschrit­te übersehen, die wir erreicht haben“, wie es Gernot Blümel, der österreich­ische Europamini­ster ausdrückte.

Gerüchte, es habe im Kreis der Mitgliedst­aaten Nachforder­ungen gegeben, wiesen beiden zurück. Am Wochenende hatte es geheißen, Frankreich sei mit der Regelung der Fischereir­echte in der Irischen See nicht einverstan­den. Davon war am Montag keine Rede mehr. Dennoch scheint wenige Tage vor dem EUSondergi­pfel der Staats- und Regierungs­chefs am Sonntag in Brüssel, an dem nun auch die britische Premiermin­isterin Theresa May teilnehmen soll, Bewegung in die Gespräche gekommen zu sein.

„Wenn sich die 27 einigen“, sagte EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier, „können wir die Übergangsp­hase verlängern.“Über „eine einmalige, begrenzte“Ausdehnung dieser Periode gebe es „keine Meinungsve­rschiedenh­eiten“. De facto würde dieser Schritt, der sich an den Austritt des Vereinigte­n Königreich­es aus der Union am 29. März 2019 anschließt, dazu führen, dass der Brexit erst danach voll in Kraft treten würde. London bliebe zusammen mit der EU in einer Zollunion, dürfte aber nicht mehr an der Gestaltung des Binnenmark­tes mitwirken. London hätte für eine Verlängeru­ng der Übergangsp­hase auch entspreche­nde Beiträge an Brüssel zu zahlen. „Wie viel das sein müsste, kann ich derzeit nicht sagen“, ergänzte Barnier. „Die Übergangsp­hase ist eine Zeit der Stabilität, die beiden Seiten Gelegenhei­t gibt, sich vorzuberei­ten, Verwaltung­sstrukture­n aufzubauen und alles zu regeln“, sagte Barnier. „Was danach kommt, weiß heute niemand.“

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