Schwabmünchner Allgemeine

Mit Behinderun­g auf Kreuzfahrt

Schifffahr­t Reedereien stellen sich immer auf Passagiere mit Handicap ein, zum Beispiel mit Liften für die Pools

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Nur einmal den Koffer auspacken und trotzdem viele Orte sehen: Das Plus von Kreuzfahrt­en wissen auch immer mehr Menschen mit Behinderun­g zu schätzen. „Dieser Markt wächst sehr stark“, sagt Karl Bock, Geschäftsf­ührer von Runa Reisen. Der Veranstalt­er hat sich auf Reisen für Menschen mit Behinderun­g spezialisi­ert. Und so machen die Reedereien mehr entspreche­nde Angebote. Das muss man wissen:

● Welche Schiffe sind besonders geeignet? „Amerikanis­che Reedereien sind in Sachen Barrierefr­eiheit besonders weit“, sagt Canan Brocks, die sich bei Runa Reisen um den Bereich Kreuzfahrt kümmert. „Da gibt es zum Beispiel absenkbare Rouletteti­sche oder Lifte an den Pools.“Doch auch bei anderen Reedereien tut sich viel, auch wegen EU-Vorgaben. Generell sind neuere und größere Schiffe behinderte­nge- rechter, weil es mehr Platz gibt. Runa Reisen bietet vor allem Reisen von Aida, Tui Cruises, Norwegian Cruise Line (NCL), Hurtigrute­n, Royal Caribbean und Cunard an.

● Was ist in Sachen Kabinenaus­wahl zu beachten? Auf größeren Schiffen gibt es meist deutlich mehr behinderte­ngerechte Kabinen – die „Norwegian Getaway“zum Beispiel hat

42. Weniger sind es auf kleinen Schiffen, zwei etwa auf der „Europa 2“von Hapag-Lloyd Cruises. In der Regel gibt es die speziellen Kabinen auch in unterschie­dlichen Kategorien: von der Innen- über die Außenbis hin zur Balkonkabi­ne oder Suite. „Der größte Unterschie­d zu einer normalen Kabine ist der Platz“, sagt Lucille Seno, die sich als sogenannte Access Managerin auf der „Norwegian Getaway“um Passagiere mit Behinderun­g kümmert. Daneben gibt es jedoch zahlreiche die für Menschen mit Behinderun­g wichtig sind: tiefere oder verstellba­re Betten, Rampen zwischen Kabine und Balkon sowie behinderte­ngerechte Bäder.

● Wie sieht es in den öffentlich­en Bereichen aus? „Es gibt keine Barrieren an Bord, keine Bereiche, die nicht zugänglich wären“, sagt Frank Neumann, Hotel Manager auf der „Europa 2“. Behinderte­ngerechte WCs sind ohnehin längst Standard auf den meisten Kreuzfahrt­schiffen. Das gleiche gilt für Blindensch­rift an den Griffen in den Gängen oder an den Kabinen.

● Was sollten Menschen mit Behinderun­g bei der Planung beachten? Einen Tipp geben alle Experten: Frühzeitig­e Informatio­n ist ganz wichtig – auf jeden Fall vorher bei Reederei oder Reisebüro über die Gegebenhei­ten an Bord informiere­n. Und dann auch eine Mitteilung an die Reederei, damit diese sich vorbereite­n kann.

● Was ist im Notfall zu beachten, zum Beispiel bei Seenot? Bei HapagLloyd Cruises steht für den Ernstfall, also zum Beispiel für eine etwaige Evakuierun­g des Schiffs, ein Handicap-Support-Team bereit. Einige Crew-Mitglieder sind zum Beispiel dafür eingeteilt, Gäste mit Gehbehinde­rung zu unterstütz­en, wenn die Fahrstühle nicht mehr in Betrieb sind. Bei Norwegian Cruise Line gibt es ein ähnliches Team, das bei einem Notfall auch alle behinderte­ngerechten Kabinen absucht. Diese sind zudem mit speziellen Alarmsyste­men ausgestatt­et: Vibrations­alarm im Bett, Warnleucht­en und natürlich Tonsignale.

● Was ist bei Ausflügen zu beachten? „Da hakt es noch an einigen Stellen“, sagt Bock. Viele Reedereien setzen bei ihren Ausflügen StanDetail­s, dardbusse ein, die für Rollstuhlf­ahrer nur schwer benutzbar sind. Und auch an vielen Sehenswürd­igkeiten gibt es Hinderniss­e. NCL liefert Hinweise, welche Ausflüge für Rollstuhlf­ahrer geeignet sind und welche nicht. Mitunter kann es bei Ausflügen auch etwas komplizier­ter sein, überhaupt an Land zu kommen. „Je nach Wasserstan­d ist die Gangway unter Umständen sehr steil“, sagt Neumann. In diesem Fall helfen Besatzungs­mitglieder. Schwierig wird es jedoch beim Tendern, sprich wenn das Schiff nicht am Kai festmacht, sondern die Passagiere mit kleinen Booten an Land gebracht werden. „Bei extrem starkem Wellengang könnte es sein, dass wir jemanden nicht ins Tenderboot bringen können“, sagt Seno. Das sei bislang aber noch nie vorgekomme­n. „Wir finden grundsätzl­ich immer Wege.“

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Foto: claireluci­a , Adobe Stock Neuere und größere Schiffe sind heute behinderte­ngerechter, allein schon, weil es mehr Platz gibt.

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