Die Kuppel der Königstherme verschwindet
Abriss Bagger arbeiten sich immer weiter durch die Dachkonstruktion des ehemaligen Königsbrunner Spaßbades. Derweil wird über künftige Nutzungen für das Gelände diskutiert. Welche Rolle der ehemalige Saunabereich spielt
Königsbrunn Noch thront die kleine Glaskuppel oben auf der ehemaligen Königstherme, doch auch dieser Teil des ehemaligen Königsbrunner Spaßbades wird bald Geschichte sein. Das Dach des Schwimmbereichs ist abgedeckt, derzeit fressen sich die Abrissbagger durch das Gebälk, gut die Hälfte der ehemaligen Schwimmhalle ist bereits verschwunden.
Stück für Stück arbeiten sich die Bagger der Abrissfirma durch das Holz. Die tragenden Balken werden abgeschnitten, kleinere Holzteile stürzen zu Boden. In der Halle darf sich niemand aufhalten, wenn die Bagger arbeiten. In den Pausen wird der Schutt eifrig sortiert. Denn für die Entsorgung gelten strenge Richtlinien. Diese Arbeit macht den Rückbau des ehemaligen Schwimmbereichs auch komplizierter und langwieriger als zunächst gedacht.
Wenn die Halle vollständig zurückgebaut ist, geht es auf der Baustelle gleich weiter. Der Mittelbau mit dem ehemaligen Verwaltungstrakt braucht noch eine Fassade, die zumindest den kommenden Winter übersteht. Denn die Gebäudeteile abseits des früheren Badebereichs bleiben vorerst stehen und sollen in Zukunft möglicherweise Teil einer neuen Nutzung des Areals werden.
Zum Mittelbau gehören die ehemaligen Umkleiden und Duschen, der Technikraum im Untergeschoss, der früher die riesigen Tanks der Wasseraufbereitungsanlage enthielt, und die Eingangshalle. Stehen bleiben zudem große Teile des ehemaligen Saunabereichs. Dessen Bausubstanz sei in pfenniggutem Zustand, sagte Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl jüngst. Das Schicksal der Therme besiegelt habe die energetisch nicht mehr tragbare Konstruktion der Schwimmhallenkuppel. Und das Leitungsnetz von Wasser und Lüftung entsprach nicht den heutigen Standards und hätte komplett erneuert werden müssen. „20 Millionen Euro wären nötig gewesen, nur um das Bad wieder betreiben zu können – ohne neue Attraktionen“, sagte Feigl.
Im Saunabereich sieht man im Königsbrunner Rathaus dagegen noch Potenzial: Der Bau erinnert nach dem Abbau aller nicht-tragenden Wände an eine riesige Industriehalle, die auf Betonsäulen ruht. 6500 Quadratmeter Fläche stünden variabel für verschiedenste Nutzungen zur Verfügung. Im Rathaus laufen die Ideen für das Areal unter dem Namen „Forum Königsbrunn“zusammen.
Die vom Bürgermeister favorisierte Idee sieht vor, dass das frühere Spaßbad eine Freizeiteinrichtung bleibt. Aus dem ehemaligen Saunabereich könnten Proberäume für die Königsbrunner Musiker werden. Zudem könnten Turnräume geschaffen werden und Platz für die Königsbrunner Museen. Aus Sicht der Stadt hätte das mit Blick auf die Zukunft viel Charme. Denn einige der städtischen Museen fristen ein Schattendasein in Schul- und Rathauskellern oder in baufälligen Gebäuden. Räume für Gymnastikoder Turnkurse gibt es in der Stadt ebenfalls nicht genug. Die Musikvereine rufen seit Jahren nach besseren Proberäumen und einer Halle, wo sich vernünftig Konzerte veranstalten lassen. Und schließlich wird man in einigen Jahren eine neue Heimat für die Musikschule brauchen. Deren derzeitiges Domizil im Gebäude der Mittelschule Nord ist so baufällig, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt.
All diese Wünsche könnten sich auf dem Thermenareal erfüllen lassen – eventuell sogar, ohne ein komplett neues Gebäude errichten zu müssen. Dazu wäre auf der Fläche, die durch den Abriss frei wird, Platz für eine neue Stadthalle. Im Rathaus würde man daher gerne einen Wettbewerb starten: Architekten sollen Vorschläge machen, wie der Freizeitbereich zukünftig aussehen könnte. Ein Abriss der Reste des ehemaligen Saunabereichs ist ebenso denkbar wie eine Folgenutzung.
Allerdings gibt es durchaus Stimmen in Königsbrunn, die sich ein mutigeres Konzept für das Areal wünschen. In der Stadt werden händeringend Flächen für neue Wohnungen gesucht. Auf der Fläche von Therme und Eisstadion könne ein neues Stadtviertel entstehen, dazu mit direktem Anschluss an die Straßenbahn, deren Endhaltestelle direkt daneben gebaut werden soll, sagen die Befürworter dieser Idee. Die Eishalle selbst ist sanierungsbedürftig, hier steht mittelfristig eine Entscheidung über den Erhalt an. Auch Stimmen für ein Einkaufszentrum nach Vorbild der Citygalerie werden laut.
Um weitere Ideen zu sammeln soll es nun im Dezember eine Veranstaltung geben, bei der die Bürger Vorschläge machen können, was sie auf dem Areal gerne hätten. Dann will der Stadtrat Anfang nächsten Jahres einen Beschluss fassen, ob der Ideenwettbewerb nur für Freizeitanlagen ausgestaltet wird oder ob man den Architekten thematisch mehr Freiheiten gibt.
Doch erst einmal müssen die Abrissbagger weiterhin ihre Arbeit am einstigen Spaßbad tun.