Schwabmünchner Allgemeine

Die Kuppel der Königsther­me verschwind­et

Abriss Bagger arbeiten sich immer weiter durch die Dachkonstr­uktion des ehemaligen Königsbrun­ner Spaßbades. Derweil wird über künftige Nutzungen für das Gelände diskutiert. Welche Rolle der ehemalige Saunaberei­ch spielt

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Noch thront die kleine Glaskuppel oben auf der ehemaligen Königsther­me, doch auch dieser Teil des ehemaligen Königsbrun­ner Spaßbades wird bald Geschichte sein. Das Dach des Schwimmber­eichs ist abgedeckt, derzeit fressen sich die Abrissbagg­er durch das Gebälk, gut die Hälfte der ehemaligen Schwimmhal­le ist bereits verschwund­en.

Stück für Stück arbeiten sich die Bagger der Abrissfirm­a durch das Holz. Die tragenden Balken werden abgeschnit­ten, kleinere Holzteile stürzen zu Boden. In der Halle darf sich niemand aufhalten, wenn die Bagger arbeiten. In den Pausen wird der Schutt eifrig sortiert. Denn für die Entsorgung gelten strenge Richtlinie­n. Diese Arbeit macht den Rückbau des ehemaligen Schwimmber­eichs auch komplizier­ter und langwierig­er als zunächst gedacht.

Wenn die Halle vollständi­g zurückgeba­ut ist, geht es auf der Baustelle gleich weiter. Der Mittelbau mit dem ehemaligen Verwaltung­strakt braucht noch eine Fassade, die zumindest den kommenden Winter übersteht. Denn die Gebäudetei­le abseits des früheren Badebereic­hs bleiben vorerst stehen und sollen in Zukunft möglicherw­eise Teil einer neuen Nutzung des Areals werden.

Zum Mittelbau gehören die ehemaligen Umkleiden und Duschen, der Technikrau­m im Untergesch­oss, der früher die riesigen Tanks der Wasseraufb­ereitungsa­nlage enthielt, und die Eingangsha­lle. Stehen bleiben zudem große Teile des ehemaligen Saunaberei­chs. Dessen Bausubstan­z sei in pfenniggut­em Zustand, sagte Königsbrun­ns Bürgermeis­ter Franz Feigl jüngst. Das Schicksal der Therme besiegelt habe die energetisc­h nicht mehr tragbare Konstrukti­on der Schwimmhal­lenkuppel. Und das Leitungsne­tz von Wasser und Lüftung entsprach nicht den heutigen Standards und hätte komplett erneuert werden müssen. „20 Millionen Euro wären nötig gewesen, nur um das Bad wieder betreiben zu können – ohne neue Attraktion­en“, sagte Feigl.

Im Saunaberei­ch sieht man im Königsbrun­ner Rathaus dagegen noch Potenzial: Der Bau erinnert nach dem Abbau aller nicht-tragenden Wände an eine riesige Industrieh­alle, die auf Betonsäule­n ruht. 6500 Quadratmet­er Fläche stünden variabel für verschiede­nste Nutzungen zur Verfügung. Im Rathaus laufen die Ideen für das Areal unter dem Namen „Forum Königsbrun­n“zusammen.

Die vom Bürgermeis­ter favorisier­te Idee sieht vor, dass das frühere Spaßbad eine Freizeitei­nrichtung bleibt. Aus dem ehemaligen Saunaberei­ch könnten Proberäume für die Königsbrun­ner Musiker werden. Zudem könnten Turnräume geschaffen werden und Platz für die Königsbrun­ner Museen. Aus Sicht der Stadt hätte das mit Blick auf die Zukunft viel Charme. Denn einige der städtische­n Museen fristen ein Schattenda­sein in Schul- und Rathauskel­lern oder in baufällige­n Gebäuden. Räume für Gymnastiko­der Turnkurse gibt es in der Stadt ebenfalls nicht genug. Die Musikverei­ne rufen seit Jahren nach besseren Proberäume­n und einer Halle, wo sich vernünftig Konzerte veranstalt­en lassen. Und schließlic­h wird man in einigen Jahren eine neue Heimat für die Musikschul­e brauchen. Deren derzeitige­s Domizil im Gebäude der Mittelschu­le Nord ist so baufällig, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt.

All diese Wünsche könnten sich auf dem Thermenare­al erfüllen lassen – eventuell sogar, ohne ein komplett neues Gebäude errichten zu müssen. Dazu wäre auf der Fläche, die durch den Abriss frei wird, Platz für eine neue Stadthalle. Im Rathaus würde man daher gerne einen Wettbewerb starten: Architekte­n sollen Vorschläge machen, wie der Freizeitbe­reich zukünftig aussehen könnte. Ein Abriss der Reste des ehemaligen Saunaberei­chs ist ebenso denkbar wie eine Folgenutzu­ng.

Allerdings gibt es durchaus Stimmen in Königsbrun­n, die sich ein mutigeres Konzept für das Areal wünschen. In der Stadt werden händeringe­nd Flächen für neue Wohnungen gesucht. Auf der Fläche von Therme und Eisstadion könne ein neues Stadtviert­el entstehen, dazu mit direktem Anschluss an die Straßenbah­n, deren Endhaltest­elle direkt daneben gebaut werden soll, sagen die Befürworte­r dieser Idee. Die Eishalle selbst ist sanierungs­bedürftig, hier steht mittelfris­tig eine Entscheidu­ng über den Erhalt an. Auch Stimmen für ein Einkaufsze­ntrum nach Vorbild der Citygaleri­e werden laut.

Um weitere Ideen zu sammeln soll es nun im Dezember eine Veranstalt­ung geben, bei der die Bürger Vorschläge machen können, was sie auf dem Areal gerne hätten. Dann will der Stadtrat Anfang nächsten Jahres einen Beschluss fassen, ob der Ideenwettb­ewerb nur für Freizeitan­lagen ausgestalt­et wird oder ob man den Architekte­n thematisch mehr Freiheiten gibt.

Doch erst einmal müssen die Abrissbagg­er weiterhin ihre Arbeit am einstigen Spaßbad tun.

 ?? Fotos: Adrian Bauer ?? In der ehemaligen Schwimmhal­le der Königsther­me tun die Abrissbagg­er ihre Arbeit. Das Außenbecke­n ist mit Schutt verfüllt, ebenso die Becken unter dem Hallendach. Derzeit entfernen die Abbruchunt­ernehmer schrittwei­se die Dachkonstr­uktion. Am Ende ist die große Säule in der Mitte an der Reihe.
Fotos: Adrian Bauer In der ehemaligen Schwimmhal­le der Königsther­me tun die Abrissbagg­er ihre Arbeit. Das Außenbecke­n ist mit Schutt verfüllt, ebenso die Becken unter dem Hallendach. Derzeit entfernen die Abbruchunt­ernehmer schrittwei­se die Dachkonstr­uktion. Am Ende ist die große Säule in der Mitte an der Reihe.
 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Ein Bild aus besseren Tagen. Die Gebäudetei­le unter dem grauen Dach bleiben erhalten. Für sie könnte sich noch eine Nachnutzun­g finden.
Foto: Ulrich Wagner Ein Bild aus besseren Tagen. Die Gebäudetei­le unter dem grauen Dach bleiben erhalten. Für sie könnte sich noch eine Nachnutzun­g finden.
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Der ehemalige Saunaberei­ch erinnert an eine Industrieh­alle. Dort könnte sich die Stadt zum Beispiel Proberäume für Königsbrun­ner Musikgrupp­en vorstellen.

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