Schwabmünchner Allgemeine

Eine Kämpferin gegen Zwangspros­titution

Soziales Die Augsburger Solwodi-Gründerin Soni Unterreith­meier will sich auch im Ruhestand für Frauenrech­te engagieren

- VON STEFANIE SCHOENE

Die Gründerin von Solwodi Augsburg, Soni Unterreith­meier, geht in den Ruhestand. 1999 gründete die Sozialpäda­gogin die Augsburger Niederlass­ung der internatio­nalen Hilfsorgan­isation „Solidarity with Women in Distress“(Solidaritä­t mit Frauen in Not, Solwodi).

Unter ihrer Leitung konnte die Beratungss­telle auf fünf Mitarbeite­rinnen ausgebaut werden. Zusammen mit einer psychother­apeutisch ausgebilde­ten Streetwork­erin, die seit 2015 von der Stadt finanziert wird, bietet sie aus Menschenha­ndel und Zwangspros­titution befreiten Frauen Hilfestell­ung für ein Leben in Freiheit.

Rückblicke­nd habe sich die Arbeit von Solwodi vor allem mit der EU-Öffnung Richtung Osteuropa grundlegen­d gewandelt, erklärt die 69-jährige Soni Unterreith­meier. Ab 2002 hatten Banden sogenannte­r Loverboys leichtes Spiel, aus den Armenhäuse­rn des neuen Europas junge Mädchen mit Versprechu­ngen und anschließe­nder Zwangspros­titution in den Westen zu locken. Bis letztes Jahr gab es mit dem „Haus der Hoffnung“auch einen Ort für Augsburger Frauen, die aus den neu hergezogen­en Flüchtling­sfamilien wegen Ehrverfolg­ung, drohender Zwangsverh­eiratung oder sexualisie­rter ehelicher Gewalt flohen. Für dieses Projekt, in dem innerhalb von zwei Jahren vier Frauen mit ihren Kindern auf die Sprünge geholfen werden konnte, fand Unterreith­meier jedoch keine feste Finanzieru­ng.

Im letzten Jahr musste Solwodi die Wohnung trotz steigenden Bedarfs aufgeben.

Unterreith­meier betont, sie werde sich weiterhin engagieren. Pornograph­ie auf Kinder-Handys sei etwa ein Thema. „Die wird uns noch sehr beschäftig­en. Sie festigt die männliche Vorstellun­g, ein Recht auf Spaßbefrie­digung zu haben und ein Bild von Frauen als verfügbare Objekte. Hierzu brauchen wir unbedingt eine Wertedebat­te“, fordert sie.

Privat wird Unterreith­meier in Zukunft wieder mehr wandern und radfahren. Und ein großes Familienfe­st mit den vier Kindern und vier Enkeln, die im deutschspr­achigen Raum verteilt leben, steht ebenfalls auf der Agenda. Ihre Nachfolger­in bei Solwodi heißt Linda Greiter, ist Allgäuerin und Erziehungs­wissenscha­ftlerin und bereits seit Oktober am Start.

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Soni Unterreith­meier

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