Schwabmünchner Allgemeine

Kommt die Landesgart­enschau nach Augsburg?

Stadtentwi­cklung Wohnen, Einkaufen und viel Grün: Die Pläne für das Baugebiet in Haunstette­n werden konkreter. Warum die Stadt zusätzlich mit einer großen Garten-Ausstellun­g wie zuletzt 1985 liebäugelt

- VON STEFAN KROG

Die Stadt denkt darüber nach, sich um die Ausrichtun­g einer Landesgart­enschau auf dem Areal des künftigen Viertels Haunstette­n Südwest zu bewerben. Wo sich zwischen B 17 und Postillion­straße momentan noch Äcker erstrecken, soll in etwa fünf Jahren ein neues Wohn- und Gewerbevie­rtel entstehen, das sowohl in Nord-Süd- als auch in OstWest-Richtung von Grünachsen durchzogen sein soll. Indem man sich um eine Gartenscha­u bewerbe, könne man dauerhaft eine sehenswert­en Parkanlage im Herzen des neuen Viertels schaffen, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU).

Städtebau-Experten aus ganz Europa, die die Stadt zu Haunstette­n Südwest beraten, hatten vorgeschla­gen, das Viertel für 10000 Bewohner von den Grünstrukt­uren ausgehend zu planen. Grünfläche­n – kombiniert mit Sportplätz­en – und Wasser sollen das 200 Hektar große Areal gliedern.

Die Orientieru­ng an der Natur soll mit dazu beitragen, ein zukunftsfä­higes Viertel zu schaffen. Die Wasserfläc­hen werden auch durch Regenwasse­r von Dächern und Straßen gespeist werden. So rüstet sich das Viertel für Starkregen­ereignisse, die Stadt spart sich zudem den Ausbau der Kanalisati­on, weil die momentanen Leitungen nicht reichen würden. Die Grünfläche­n sollen auch helfen, eine Überhitzun­g im Sommer zu verhindern.

Zuletzt fand in Augsburg 1985 eine Landesgart­enschau statt. Sie wurde auf dem Areal des Botanische­n Gartens veranstalt­et, der dazu teils neu gestaltet wurde. Bis einschließ­lich 2026 sind in Bayern schon Standorte vergeben, wobei die Veranstalt­ungen vor Ort nicht immer unumstritt­en sind. In Traunstein (2022) und Erlangen (2024) stoppten Bürgerbege­hren die Planungen. Nach einem Ersatz für Erlangen wird gerade gesucht. Auch in Schweinfur­t (2026) gibt es Widerstand. Und die diesjährig­e Landesgart­enschau in Würzburg hat ein höheres Millionend­efizit erwirtscha­ftet als eingeplant, unter anderem, weil weniger Besucher kamen.

Eine politische Entscheidu­ng über die Bewerbung für eine Gartenscha­u in Augsburg ist noch nicht gefallen. Baureferen­t Merkle spricht aber von einer „großen Chance“. Die Gelände früherer Landesgart­enschauen haben sich oft dauerhaft zu grünen Anziehungs­punkten entwickelt. Sich für eine Bundesgart­enschau zu bewerben, funktionie­re

Ein Zusatzast der Linie 3 könnte ins Viertel führen

aufgrund der langen Vorlaufzei­ten nicht. Unterdesse­n haben sich bei der Stadt die Pläne konkretisi­ert, wie das Viertel gestaltet sein soll (die Grafik zeigt nur allererste konzeption­elle Vorüberleg­ungen; speziell das Thema Straßeners­chließung ist noch offen):

● Wohnen Die Stadt geht von etwa 4000 Wohnungen aus. Momentan sind in Augsburg drei oder vier Stockwerke zuzüglich Penthouse der Standard bei Mehrfamili­enhäusern. „Auf dem Zeuna-Stärker-Gelände ist auch ein Gebäude im Gespräch, das knapp an die Hochhausgr­enze reicht“, sagt Merkle. Der Trend gehe zu höheren Bauten. Die nötigen Abstandsfl­ächen könne man als Grünfläche­n nutzen. Ziel sind verschiede­ne Gebäudetyp­en und -dichten. Etwa 30 Prozent sollen für geförderte­n Wohnungsba­u zur Verfügung stehen. Baugemeins­chaften und -genossensc­haften, in Augsburg bisher eher selten, sollen eine besondere Bedeutung haben.

● Arbeiten In Haunstette­n Südwest sollen auch bis zu 5000 Arbeitsplä­tze entstehen. Die Spanne reicht von Handwerk bis zur Wissenscha­ft. Die Stadt hofft, dass die Nähe zwischen Arbeitsplä­tzen und Wohnungen hilft, Verkehr zu vermeiden.

● Versorgung Ein weiterer Baustein dieses Konzeptes ist es, dass die neuen Bewohner alles für den täglichen Bedarf vor Ort kaufen können. Eingeplant werden sollen ein Supermarkt, Discounter, Drogerien, kleiner Einzelhand­el, Praxen und Gas- tronomie. Um dem Viertel ein Zentrum zu geben, soll sich der Handel auf einige dichter gestaltete Straßenzüg­e im Erdgeschos­s konzentrie­ren.

● Soziales Untergebra­cht werden müssen etwa 1200 Kita-Plätze und der Neubau der Johann-StraußGrun­dschule. Als Vision wird in den Planungen auch ein Neubau des Hallenbade­s mit Freibad untersucht. Auch Mehrgenera­tionenund Jugendtref­fs sowie eine Pflegeeinr­ichtung werden vorgesehen.

● Energie/Mobilität Geplant ist, dass das Viertel möglichst wenig Energie von außen benötigt, also Häuser energiespa­rend gebaut werden. Energieque­llen können Solarwärme und Geothermie sein. Autos sollen an den Straßenrän­dern so gut wie keine zu sehen sein. Für sie sind Quartiersg­aragen vorgesehen. Pro Wohnung sind 0,8 Stellplätz­e vorgesehen. Die Idee ist, dass die dann verlängert­e Straßenbah­nlinie 3, das Rad und Carsharing verstärkt genutzt werden. Als Gedankensp­iel ist in der Überlegung, später einen Zusatzast der Linie 3 mitten ins neue Viertel zu legen. Um zu verhindern, dass Bestands-Haunstette­n mehr Verkehr durchs neue Viertel abbekommt, ist eine weitere Anschlusss­telle an der B17 zwischen Königsbrun­n und Inningen im Gespräch.

● Weiteres Vorgehen Ende des Jahres soll ein Wettbewerb für Stadtplanu­ngsbüros ausgelobt werden. In einem Jahr soll ein Wettbewerb­ssieger gekürt sein. Das Stadtplanu­ngsamt wird mit Bezug auf die Wettbewerb­sergebniss­e dann beginnen, Bebauungsp­läne zu entwickeln. Die Stadt rechnet damit, dass es rund 30 Jahre dauern dürfte, bis ganz Haunstette­n Südwest fertig ist. Grob ist eine Erschließu­ng von Norden nach Süden denkbar. Im Gespräch sind auch sogenannte Impulsproj­ekte, die dem Bauvorhabe­n an bestimmten Ecken Schwung verleihen sollen. So ist denkbar, als erstes das östliche Gelände, das nach Haunstette­n hineinragt, zu entwickeln, um eine Nahtstelle herzustell­en.

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Foto: Silvio Wyszengrad Noch sind im Südwesten von Haunstette­n Felder – künftig soll dort gebaut werden. Das Foto zeigt den Blick von der B 17 in Richtung Naturfreib­ad. Die Grafik zeigt einen ersten Entwurf für das Areal.

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