Kommt die Landesgartenschau nach Augsburg?
Stadtentwicklung Wohnen, Einkaufen und viel Grün: Die Pläne für das Baugebiet in Haunstetten werden konkreter. Warum die Stadt zusätzlich mit einer großen Garten-Ausstellung wie zuletzt 1985 liebäugelt
Die Stadt denkt darüber nach, sich um die Ausrichtung einer Landesgartenschau auf dem Areal des künftigen Viertels Haunstetten Südwest zu bewerben. Wo sich zwischen B 17 und Postillionstraße momentan noch Äcker erstrecken, soll in etwa fünf Jahren ein neues Wohn- und Gewerbeviertel entstehen, das sowohl in Nord-Süd- als auch in OstWest-Richtung von Grünachsen durchzogen sein soll. Indem man sich um eine Gartenschau bewerbe, könne man dauerhaft eine sehenswerten Parkanlage im Herzen des neuen Viertels schaffen, so Baureferent Gerd Merkle (CSU).
Städtebau-Experten aus ganz Europa, die die Stadt zu Haunstetten Südwest beraten, hatten vorgeschlagen, das Viertel für 10000 Bewohner von den Grünstrukturen ausgehend zu planen. Grünflächen – kombiniert mit Sportplätzen – und Wasser sollen das 200 Hektar große Areal gliedern.
Die Orientierung an der Natur soll mit dazu beitragen, ein zukunftsfähiges Viertel zu schaffen. Die Wasserflächen werden auch durch Regenwasser von Dächern und Straßen gespeist werden. So rüstet sich das Viertel für Starkregenereignisse, die Stadt spart sich zudem den Ausbau der Kanalisation, weil die momentanen Leitungen nicht reichen würden. Die Grünflächen sollen auch helfen, eine Überhitzung im Sommer zu verhindern.
Zuletzt fand in Augsburg 1985 eine Landesgartenschau statt. Sie wurde auf dem Areal des Botanischen Gartens veranstaltet, der dazu teils neu gestaltet wurde. Bis einschließlich 2026 sind in Bayern schon Standorte vergeben, wobei die Veranstaltungen vor Ort nicht immer unumstritten sind. In Traunstein (2022) und Erlangen (2024) stoppten Bürgerbegehren die Planungen. Nach einem Ersatz für Erlangen wird gerade gesucht. Auch in Schweinfurt (2026) gibt es Widerstand. Und die diesjährige Landesgartenschau in Würzburg hat ein höheres Millionendefizit erwirtschaftet als eingeplant, unter anderem, weil weniger Besucher kamen.
Eine politische Entscheidung über die Bewerbung für eine Gartenschau in Augsburg ist noch nicht gefallen. Baureferent Merkle spricht aber von einer „großen Chance“. Die Gelände früherer Landesgartenschauen haben sich oft dauerhaft zu grünen Anziehungspunkten entwickelt. Sich für eine Bundesgartenschau zu bewerben, funktioniere
Ein Zusatzast der Linie 3 könnte ins Viertel führen
aufgrund der langen Vorlaufzeiten nicht. Unterdessen haben sich bei der Stadt die Pläne konkretisiert, wie das Viertel gestaltet sein soll (die Grafik zeigt nur allererste konzeptionelle Vorüberlegungen; speziell das Thema Straßenerschließung ist noch offen):
● Wohnen Die Stadt geht von etwa 4000 Wohnungen aus. Momentan sind in Augsburg drei oder vier Stockwerke zuzüglich Penthouse der Standard bei Mehrfamilienhäusern. „Auf dem Zeuna-Stärker-Gelände ist auch ein Gebäude im Gespräch, das knapp an die Hochhausgrenze reicht“, sagt Merkle. Der Trend gehe zu höheren Bauten. Die nötigen Abstandsflächen könne man als Grünflächen nutzen. Ziel sind verschiedene Gebäudetypen und -dichten. Etwa 30 Prozent sollen für geförderten Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Baugemeinschaften und -genossenschaften, in Augsburg bisher eher selten, sollen eine besondere Bedeutung haben.
● Arbeiten In Haunstetten Südwest sollen auch bis zu 5000 Arbeitsplätze entstehen. Die Spanne reicht von Handwerk bis zur Wissenschaft. Die Stadt hofft, dass die Nähe zwischen Arbeitsplätzen und Wohnungen hilft, Verkehr zu vermeiden.
● Versorgung Ein weiterer Baustein dieses Konzeptes ist es, dass die neuen Bewohner alles für den täglichen Bedarf vor Ort kaufen können. Eingeplant werden sollen ein Supermarkt, Discounter, Drogerien, kleiner Einzelhandel, Praxen und Gas- tronomie. Um dem Viertel ein Zentrum zu geben, soll sich der Handel auf einige dichter gestaltete Straßenzüge im Erdgeschoss konzentrieren.
● Soziales Untergebracht werden müssen etwa 1200 Kita-Plätze und der Neubau der Johann-StraußGrundschule. Als Vision wird in den Planungen auch ein Neubau des Hallenbades mit Freibad untersucht. Auch Mehrgenerationenund Jugendtreffs sowie eine Pflegeeinrichtung werden vorgesehen.
● Energie/Mobilität Geplant ist, dass das Viertel möglichst wenig Energie von außen benötigt, also Häuser energiesparend gebaut werden. Energiequellen können Solarwärme und Geothermie sein. Autos sollen an den Straßenrändern so gut wie keine zu sehen sein. Für sie sind Quartiersgaragen vorgesehen. Pro Wohnung sind 0,8 Stellplätze vorgesehen. Die Idee ist, dass die dann verlängerte Straßenbahnlinie 3, das Rad und Carsharing verstärkt genutzt werden. Als Gedankenspiel ist in der Überlegung, später einen Zusatzast der Linie 3 mitten ins neue Viertel zu legen. Um zu verhindern, dass Bestands-Haunstetten mehr Verkehr durchs neue Viertel abbekommt, ist eine weitere Anschlussstelle an der B17 zwischen Königsbrunn und Inningen im Gespräch.
● Weiteres Vorgehen Ende des Jahres soll ein Wettbewerb für Stadtplanungsbüros ausgelobt werden. In einem Jahr soll ein Wettbewerbssieger gekürt sein. Das Stadtplanungsamt wird mit Bezug auf die Wettbewerbsergebnisse dann beginnen, Bebauungspläne zu entwickeln. Die Stadt rechnet damit, dass es rund 30 Jahre dauern dürfte, bis ganz Haunstetten Südwest fertig ist. Grob ist eine Erschließung von Norden nach Süden denkbar. Im Gespräch sind auch sogenannte Impulsprojekte, die dem Bauvorhaben an bestimmten Ecken Schwung verleihen sollen. So ist denkbar, als erstes das östliche Gelände, das nach Haunstetten hineinragt, zu entwickeln, um eine Nahtstelle herzustellen.