Das letzte Wort hat das Feuer
Keramik In ihrer Ausstellung „in personam“untersucht Rita Maria Mayer Facetten des Menschseins und überzeut durch den virtuosen Umgang mit ihrem Material
Schwabmünchen Schon ein erster Blick in den noch menschenleeren Ausstellungsraum macht deutlich, dass hier etwas Besonderes perfekt präsentiert wird: Vor edelgrauem Hintergrund zeigt Rita Maria Mayer ihre Keramikarbeiten, die sich mit Facetten des Themas „Menschsein“beschäftigen.
Etwa mit schmerzhaften Erinnerungen, die als beschriebene, fragile Keramikplatten im Kopf eines Menschen stecken. Oder wie bei der Plastik „Frieden – ein Kartenhaus“, wo ein Mensch auf dem Kopf ein instabiles und sehr filigranes Kartenhaus balanciert. Dabei fällt die Meisterschaft ins Auge, mit der die Walkertshofer Künstlerin ihr Material, den Ton, behandelt, wenn sie ihn beispielsweise – nach Formen und Brennen – wie Papier aussehen lässt. Diese Virtuosität erwarb sie sich sowohl durch Experimentieren als auch durch Studienreisen nach Südamerika, Afrika und Asien, wo sie die keramischen Techniken und Brennverfahren anderer Kulturen erforschte. In ihrer Kunst lotet Rita Maria Mayer gerne die Grenzen des technisch Machbaren aus. Oder wie Sabine Sünwoldt, Leiterin von Museum und Galerie der Stadt, es in ihrer Laudatio treffend formulierte: „Sie geht auf bekannten Wegen ins Unbekannte“, sagte sie und spielte auf experimentelle Brennvorgänge an, als sie sagte: „Das letzte Wort hat das Feuer.“
Aber es ist nicht in erster Linie das virtuose Spiel mit dem Material und seiner Verarbeitung, das die Künstlerin zu ihren Arbeiten anregt: „Ich habe immer zuerst ein Anliegen, ein Thema, und daraus ergibt sich dann das Formelle und Technische, das Material und der Stil“, erklärt sie. Dann kann es durchaus sein, dass sie auch andere Materialien einbezieht. Die Rosendornen etwa, mit denen ein großes, aufgebrochenes Ei überzogen ist, in dessen Innerem (symbolisiert durch ein Gesicht) ein Mensch Schutz und Geborgenheit sucht.
So gelingt es Rita Maria Mayer, für ihre Gedanken eine Symbolsprache zu finden, die sich auch dem Betrachter erschließt und die ihr Anliegen verständlich transportiert. Sehr eindrucksvoll ist auch ihre Serie von „Tagebuchblättern“, auf denen die darauf niedergeschriebenen Erinnerungen von Zeit und Feuer teilweise ausgelöscht sind. Oder auch das Werk „Bilanz“, das einem Merkbuch zum Verwechseln ähnlich ist. Ein gekonntes Spiel mit der Materialität von Papier und Terrakotta.
Kein Wunder, dass von den mehr als 130 Vernissagebesuchern angesichts der Arbeiten von Rita Maria Mayer viele erstaunte und bewundernde Kommentare zu hören waren. Außerdem waren sie von der musikalischen Begleitung zur Vernissage hingerissen: Annette Weber und Konstanze Kraus erhielten für ihre Darbietung in der klanglich ungewöhnlichen Instrumentenkombination von Harfe und Akkordeon viel Applaus.
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Die Ausstellung „in personam“ist noch bis 24. Februar im Museum und Galerie der Stadt zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch von 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, an Feiertagen 14 bis 17 Uhr. An Heiligabend, Silvester und Neujahr ist geschlossen.