Wer lässt sich zum Vergnügen einsperren?
Freizeit Die ehemalige Diskothek in Stadtbergen wird umgestaltet. Ein Café, eine Karaokebar und ein Escaperoom sollen in die ehemaligen Räume im Virchow-Viertel einziehen
Stadtbergen Ein verschlossener Raum und nur eine Stunde Zeit, um Rätsel zu lösen, versteckte Zeichen zu finden und Hinweise zu kombinieren. Nur so können sich die Eingeschlossenen den Weg ins Freie erknobeln. Dieses Spiel nennt sich Escaperoom, in Augsburg gibt es bereits einige solcher „Fluchträume“. Jetzt soll ein solches Escapecenter auch nach Stadtbergen kommen. Das habe die Stadt in der vergangenen Bauausschusssitzung beschlossen, berichtet Stadtbaumeister Ulrich Lange.
Der Ausschuss beriet neben einigen Bauanträgen über einen Antrag zur Nutzungsänderung der ehemaligen Diskothek im Virchow-Viertel. Der Eigentümer der Immobilie plant, in den Gaststättenräumen im Keller an der Wankelstraße ein Café, eine Karaokebar und ein Escapecenter einzurichten. Ulrich Lange: „Ich habe es so aufgefasst, dass der Vorschlag bei den Mitgliedern gut ankam. Es gab schließlich auch keine Gegenstimmen.“
Der Stadtbaumeister berichtet, dass solche Escapecenter sehr gut angenommen würden. So fahren unter anderem auch Schulklassen aus dem Landkreis für Ausflüge zu den Escapecentern nach Augsburg. Dort gibt es zum Beispiel Räume mit verschiedenen Themen wie Grabkammer, Piraten, Atlantis, Mexiko und Entführung.
Neben den Angeboten in Augsburg gab es zum Beispiel im vergangenen Jahr in Diedorf zum Anlass des Reformationsjahrs vor der evangelischen Immanuelkirche einen Luther-Escaperoom. Ein umgebauter Bauwagen, der ein multimediales und interaktives Spiel zu den Themen Martin Luther und evangelische Kirche ermöglichte. Dabei wurde eine Gruppe mit bis zu fünf Personen eingesperrt, um Aufgaben zu erfüllen und Fragen zu beantworten. Dafür war der Raum mit Hinweisen und Gegenständen, Kameras und Lautsprechern ausgestattet. Erst wenn alle Rätsel gelöst waren, durften die Teilnehmer wieder nach draußen.
Mit dem Escapecenter will man laut Lange den bestehenden Anbietern zwar keine Konkurrenz machen, trotzdem sollen die leer stehenden Räume der Immobilie vernünftig genutzt werden. „Das ist ein Freizeitangebot für unsere Bürger. Man muss dann sehen, wie die Bevölkerung es annehmen wird.“
Bisher beriet der Bauausschuss lediglich über einen formlosen Antrag. „Der Betreiber wollte erst mal nachfragen, wie die Stadt zu den Plänen steht.“Im nächsten Schritt wird dann der Eigentümer einen Bauantrag zu dem Vorhaben einreichen.
Die ehemalige Diskothek im Virchow-Viertel ist bereits seit einigen Jahren geschlossen. Während des Betriebs habe es mit den Gästen immer wieder Schwierigkeiten gegeben, sagt Markus Voh, der Leiter des Ordnungsamtes Stadtbergen. Betrunkene hatten randaliert, es gab zahlreiche Fälle von Sachbeschädigungen und auf dem Parkplatz vor der Disco kam es häufig zu Ruhestörungen. Voh: „Wenn sich die neuen Angebote in die gleiche Richtung entwickeln, werden wir vom Ordnungsamt auf jeden Fall gegensteuern. Aber ich gehe erst mal völlig unvoreingenommen an die Sache heran.“Solange der Betreiber von Café, Karaokebar und Escapecenter die Geschäfte und Kunden gut im Griff habe, müsse sich das Ordnungsamt nicht einmischen.
In der ehemaligen Diskothek hatten die Gäste oft Schwierigkeiten gemacht