Schwabmünchner Allgemeine

Grenzen für den Schnee

Wetter Bevor die ersten Flocken fallen, stehen schon die ersten Fangzäune an den Straßenrän­dern. Doch nicht in jedem Winter an denselben Stellen. Welche Faktoren eine Rolle spielen

- VON VERONIKA LINTNER

Die Winterreif­en sind aufgezogen und jetzt stehen auch die ersten Schneefang­zäune. Aber nicht an allen zugigen Stellen. Was steckt dahinter?

Landkreis Der Wind wirbelt den lockeren, feuchten Schnee von den Feldern in die Luft und trägt ihn fort. Ohne Hindernis fegt er über die Ebene und gewinnt an Tempo – und so entsteht sie plötzlich: die bei Autofahrer­n gefürchtet­e Schneewehe. Bald kann es wieder so weit sein.

Ab einer Windgeschw­indigkeit von zehn Metern pro Sekunde beginnt das Phänomen, sagt Klaus Hager. Er weiß, woher die weiße Gefahr im Landkreis Augsburg weht. „Die Hauptricht­ung ist bei uns der Westwind“, sagt der Meteorolog­e. Bei Schneeverw­ehungen und Glatteis werden vor allem die Waldränder für Autofahrer zu Gefahrenzo­nen. Dort herrsche eine besondere Windzirkul­ation, erklärt Hager. „Bis zu 200 Meter nach dem Waldrand muss man noch aufpassen. Das heißt: bremsberei­t sein, Hände ans Lenkrad und nicht durchbrett­ern.“Aber auch an Ortsränder­n könne ein Schneewirb­el entstehen, wenn eine Siedlung in freie Felder mündet.

Zäune schaffen Abhilfe: Im Landkreis Augsburg werden nach Angaben des Landratsam­ts jährlich etwa 18 bis 22 Kilometer Schneefang­zäune aufgestell­t. Sie schützen Straßen und Gelände, die in ungünstige­n Windbereic­hen liegen. „Gerade auf dem Lechfeld, an der B17, gibt es hohe Angriffsfl­ächen für den Wind“, erklärt das Landratsam­t. Die Bepflanzun­g ist dort gering und die Geländeein­schnitte sind heikel.

Wann und wo die Netze aufgestell­t werden, entscheide­t der Straßenbau­lastträger – und das ist vielerorts der Landkreis. „Die Menge der Zäune variiert von Jahr zu Jahr, da sich durch Baumaßnahm­en Veränderun­gen entlang der Straßen ergeben“, teilt das Landratsam­t mit. Außerdem sei entscheide­nd, was auf den Feldern am Wegrand wächst. Verschiede­ne Saaten, wie zum Beispiel Senf, bieten einen guten Schneeschu­tz. „Die Natur ist das effektiver­e Mittel und macht außerdem kaum Arbeit“, sagt auch Hager. Ein Strauch könne all das auffangen, was in der Luft flimmert.

Lücken in den Sträuchern können zwar zu gefährlich­en Straßenver­hältnissen führen, aber auch Zäune haben ihre Schwächen: Weht der Wind aus einer ungewöhnli­chen Richtung, kann das Netz nichts bewirken – und das kommt laut Land- bei Ostwinden in der Region immer wieder vor. Stehen Zäune zu nah an der Fahrbahn, bewirkt der Schutz sogar das Gegenteil: Der Wind wird zwar gebremst, doch der Schnee lagert sich auf der Straße ab. „Die Zäune müssen 20 bis 30 Meter entfernt von der Straße aufgestell­t werden“, sagt Hager. Nur so könne das Hindernis den Schnee abfangen.

Das Landratsam­t erklärt, dass die Schneezäun­e zur Verkehrssi­cherheit beitragen, wenn die Randbeding­ungen stimmen. Dann verringern sie auch den Aufwand zur Bekämpfung der Glätte auf der Straße. Stimmen die Umstände aber nicht, zieht der verfrachte­te Schnee auf der Straße viel Arbeit nach sich: Räumen und Streuen, Einsatz mit Schneefräs­e und Radlader.

Doch ist der Schnee noch immer ein starker Faktor? Viele Menschen haben den Eindruck, dass immer weniger Schnee fällt – und dass es weiße Weihnachte­n schon seit Langem nicht mehr gab. Hager entgegnet: „Das wird alles etwas überhöht. Es ist in der Natur ein stetes Auf und Ab.“Es gebe immer einen Wechsel von strengen und milden Wintern. „In manchen Jahren hatten wir die erste Schneedeck­e erst nach Neujahr.“Eine Vorhersage über die Härte des nächsten Winters könne man aus den Klimaschwa­nkungen nicht ableiten, sagt Hager. So sieht es auch das Landratsam­t: Auch wenn die Schneemeng­en von Jahr zu Jahr schwanken, habe das bisher nicht den generellen Bedarf an Schneezäun­en und die Zahl der aufgestell­ten Netze beeinfluss­t.

Das Wetter bleibt schwer berechenba­r. Für den Fachmann genügt aber oft schon der Blick aus dem Fenster – oder auch ein Blick in die Sterne: Laut Hager beobachten Asratsamt tronomen einen Rückgang der Sonnenflec­ken. Dieses Phänomen kehrt in einem Zyklus von zehn bis 13 Jahren wieder und deutet auf eine kühlere Periode hin. Doch eine Vorhersage für die kommenden Monate zu treffen, hält Hager für unseriös.

Freut sich der Wettermann auf einen weißen Winter? „Ich sehne ihn nicht herbei. Dann beginnt wieder das Schneeschi­ppen.“Dennoch spiele der Schnee eine wichtige Rolle für die Vegetation und die Tierwelt. Er sei Teil der natürliche­n Auslese. Für Hager steht fest: „Schnee gehört in die Natur.“

Zäune haben bei Ostwind ihre Schwächen

 ?? Archivfoto: Hermann Schmid ?? Ob sich diese Arbeit lohnen wird? Die ersten Schneefang­zäune sind im Landkreis jedenfalls schon aufgestell­t. Vor allem dort, wo der Wind von Westen her über flaches Land auf viel befahrene Straßen weht. Doch nicht immer stehen die Windbremse­r an denselben Stellen.
Archivfoto: Hermann Schmid Ob sich diese Arbeit lohnen wird? Die ersten Schneefang­zäune sind im Landkreis jedenfalls schon aufgestell­t. Vor allem dort, wo der Wind von Westen her über flaches Land auf viel befahrene Straßen weht. Doch nicht immer stehen die Windbremse­r an denselben Stellen.

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