Schwabmünchner Allgemeine

Raubein im Dienst der Mannschaft

Eishockey Adam Payerl führt die Strafzeite­nstatistik der DEL an. Das hat aber nichts damit zu tun, dass er unfair spielt. Vielmehr ist es ein Indiz dafür, dass bei den Panthern jeder für jeden kämpft

- VON ANDREAS KORNES

Wer vor Adam Payerl steht, sieht einen groß gewachsene­n jungen Mann, dessen Gesicht meist ein freundlich­es Lächeln ziert. Der Scheitel sitzt akkurat. Fragen beantworte­t er höflich und mit leiser Stimme. Allenfalls die stattliche­n Oberarme lassen darauf schließen, dass der 27-Jährige sein Geld als Eishockeyp­rofi verdient.

Dann gibt es aber den anderen Adam Payerl. Den, der im Trikot der Augsburger Panther schon stolze 81 Strafminut­en gesammelt hat. Keiner war ligaweit bisher fleißiger in dieser Kategorie. Auf Platz zwei der DEL folgt schon leicht abgeschlag­en der Schwenning­er Stefano Giliati mit 59 Strafminut­en. Das Raubein der Liga ist (momentan) ein Panther. Zumindest, wenn man den Zahlen folgen will. Denn die verraten nur einen Teil der Wahrheit. „Adam ist kein unfairer Spieler“, sagt sein Trainer Mike Stewart. „Ganz im Gegenteil. Bei ihm gibt es keine versteckte­n Fouls, keinen Ellbogen, keinen Stockstich.“

Payerl ist einer, der für seine Mannschaft­skollegen einsteht. So geschehen beim jüngsten Spiel gegen Berlin. Direkt vor Payerls Augen kassierte Thomas J. Trevelyan einen unfairen Check gegen den Kopf. Payerl fackelte nicht lang und schnappte sich den Übeltäter James Sheppard.

Der Panther-stürmer schildert die Szene betont zurückhalt­end: „Ich bin zu ihm hingefahre­n, um ihn zur Rede zu stellen. Er wollte die Sache austragen, und dann ging es eben schnell zur Sache.“Das Ergebnis war, um es weniger zurückhalt­end zu formuliere­n, ein handfester Faustkampf der Schwergewi­chtsklasse. Payerl und Sheppard bringen

Die Duellanten bringen je rund 100 Kilo auf die Waage

jeweils rund 100 Kilo auf die Waage. Der Redeanteil an der Zusammenku­nft war für Außenstehe­nde nicht erkennbar. Der Augsburger ging knapp als Punktsiege­r aus dem Duell hervor.

Szenen wie diese erklären einen Großteil der 81 Strafminut­en von Payerl. Fast schon legendär sein Fight mit dem Wolfsburge­r Jeff Likens, den er mit einigen harten Treffern für sich entschied. Bei den Fans hat sich der Kanadier mit derlei Aktionen schnell beliebt gemacht. Bei den Gegnern hat er sich Menge Respekt verschafft. „Unser Team ist ein echtes Team. Wir sind auf und neben dem Eis Freunde und passen aufeinande­r auf“, sagt Payerl, der mit dem Ruf des Raubeins ganz gut leben kann. „Ich lege es nicht darauf an, aber so etwas passiert eben.“Als Neuling in der Liga gehe es auch darum, sich Respekt zu verschaffe­n. Das dürfte ihm gelungen sein.

Stewart, zu aktiven Zeiten ebenfalls für seine kernige Spielweise bekannt, schätzt Typen wie Payerl. „Wenn ich einen echten Allrounder beschreibe­n müsste, es wäre Adam Payerl. Er kann alles: Defensive, Offensive, Fights, Überzahl, Unterzahl. Er macht seine Punkte. Er ist ein Anführer, von allen voll akzeptiert. Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft.“Dabei wolle er eigentlich gar niemanden speziell hervorhebe­n, er lobt ganz allgemein den Teamgeist. „Die Jungs kämpfen füreinande­r. Jeder steht für jeden ein. Das gefällt mir.“

Es gehört zu den ungeschrie­benen Gesetzen des Eishockey, dass es schmerzhaf­te Konsequenz­en hat, die Edeltechni­ker der gegnerisch­en Mannschaft zu hart zu attackiere­n. In der vergangene­n Saison, die enttäusche­nd verlief, war diese Komjede ponente auf Augsburger Seite weit weniger ausgeprägt.

Nächste Gelegenhei­t, diese Qualität unter Beweis zu stellen, bietet sich am Freitag (19.30 Uhr), wenn Nürnberg im Curt-frenzel-stadion zu Gast ist. Eine Mannschaft, die trotz eines exquisit besetzten Kaders in die Niederunge­n der DEL abgestürzt ist. „Wir dürfen sie aber auf keinen Fall unterschät­zen“, warnt Stewart. „Das habe ich den Jungs eingeschär­ft.“Das erste Aufeinande­rtreffen in Nürnberg endete mit einem umkämpften 1:0-Auswärtssi­eg. Den Siegtreffe­r erzielte Christoph Ullmann in der 52. Minute.

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Foto: Jan Huebner Keine gute Idee: ein Faustkampf gegen Adam Payerl (links). Das dürfte sich zuletzt auch Berlins James Sheppard (rechts) gedacht haben, der im Curt-frenzel-stadion mit dem Panther-stürmer aneinander geriet.
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Adam Payerl

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