FOS: Sanierung statt Neubau
Die Kosten für die Erneuerung von Augsburgs größtem Schulkomplex werden auf 88 Millionen Euro geschätzt. Doch schon heute ist klar, dass es teurer wird. Ein Neubau kommt aus Sicht der Stadt dennoch nicht infrage
Die Sanierung von Augsburgs größtem Schulkomplex, dem Schulzentrum mit Fachoberschule, Berufsoberschule und Reischlescher Wirtschaftsschule am Alten Postweg, wird mindestens 88 Millionen Euro kosten. Allerdings ist dieser Wert für eine minimale Bauzeit von 3,5 Jahren ab 2020 gerechnet. Weil die Stadt die 88 Millionen Euro in diesem Zeitraum nicht finanzieren könnte, wird es wohl eher auf mindestens fünf Jahre Bauzeit hinauslaufen. Somit sei heute schon klar, dass es teurer wird, so Baureferent Gerd Merkle (CSU).
An der Schule gibt es seit Jahren massive bauliche Mängel, etwa Wassereinbrüche durchs undichte Dach, die vom Hausmeister mit Kübeln aufgefangen werden müssen. Auch der Beton an dem 70er-jahrebau bröckelt. Das größte Problem sind Mängel beim Brandschutz. Damit an der mit 2600 Schülern Augsburgs größter Schule der Unterricht weiterlaufen kann, schaffte die Stadt Wetterschutzdächer an, die wie Zelte über undichten Stellen auf dem eigentlichen Dach platziert werden. Weil einige Räume nicht genutzt werden können, soll ein Containerbauwerk vor der Aula ab Ende des Jahres für Entlastung sorgen. Die Arbeiten an dem Gebäude, das zwölf Klassenzimmer beherbergen kann, beginnen kommende Woche.
Für die eigentliche Sanierung, die frühestens ab 2020 laufen könnte, müssten weitere Containergebäude geschaffen werden. Dann würden nacheinander die beiden Flügel des Komplexes saniert werden. Zu den 88,5 Millionen kommen noch weite- re 20,5 Millionen Euro für die Sanierung der Turnhalle und der Sportanlage dazu, wobei dieser Abschnitt weniger dringlich ist. Insgesamt liegen die Kosten also bei 109 Millionen Euro.
Angesichts dieser Summe stellt sich die Frage, ob es für eine Sanierung Fördermittel vom Freistaat gibt. Denn Zuschüsse fließen nur, wenn eine Sanierung günstiger ist als ein Neubau. Doch die geschätzten Sanierungskosten von 88 Millionen (davon 37 Millionen Euro gefördert) Euro liegen deutlich über einem fiktiven Neubaurichtwert – errechnet man diesen gemäß der Richtlinien des Freistaats, kommt man auf 57 Millionen Euro.
Die Stadt verweist darauf, dass dieser Wert erfahrungsgemäß nicht die Realität widerspiegelt. „Der Freistaat ist weit weg von den realen Baukosten. Die Richtwerte hinken den aktuellen Entwicklungen weit hinterher“, so Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU). In einer eigenen Berechnung geht die Stadt von 109 Millionen Euro für einen Neubau (ohne Sporthalle) aus.
Im Hochbauausschuss des Stadtrats zweifelte Fw-stadtrat Volker Schafitel die Sinnhaftigkeit einer Sanierung an. „Sie wird am Ende teurer werden, man hat die Unsicherheit, was während der Sanierung im Gebäude auftaucht und am Ende hat man immer noch einen alten Kasten.“Er halte einen Neubau für die einzig sinnvolle Lösung. Auch die Lehrerschaft hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen.
Merkle sieht das anders. Reiße man das bisherige Gebäude nach und nach ab und baue nach und nach ein neues, sei ein Unterrichtsbetrieb rund um die Baustelle aufgrund von Lärm und Erschütterung nicht mehr möglich. „Nach drei Wochen wären alle dem Wahnsinn nahe.“Und auch ein Neubau auf dem unbebauten Teil des Schulgeländes sei nicht sinnvoll. Der Neubau müsste ums Bestandsgebäude herumgebaut werden und hätte ewig lange Gänge – unpraktisch für den Schulbetrieb. Auch die Suche nach einem Alternativgrundstück mit Straßenbahnanschluss sei im ganzen Stadtgebiet vergebens gewesen. Diese Bedenken habe man auch der Regierung von Schwaben vorgetragen, die über die Zuschussgewährung entscheidet. Die Regierung würde demnach eine Sanierung mittragen. Mit der Gegenstimme Schafitels stimmte der Hochbauausschuss des Stadtrats am Donnerstag dafür, die Planungen für eine Sanierung voranzutreiben.