Schwabmünchner Allgemeine

Nur ein kleines Baugebiet in Radegundis

Die Frage, ob an der Wellenburg­er Allee Wohnhäuser entstehen dürfen, hätte für handfesten Krach im Regierungs­bündnis sorgen können. Die Stadt speckt die Überlegung­en ab. Eine Bebauung in Bergheim kann wohl kommen

- VON STEFAN KROG

Zwischen Radegundis und Wellenburg soll bis auf Weiteres kein größeres Wohngebiet entstehen. Die Stadt hatte in den vergangene­n Jahren entspreche­nde Überlegung­en vorangetri­eben. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte am Donnerstag im Bauausschu­ss des Stadtrates, dass man eine Bebauung der Felder östlich der Radegundis­straße bis auf Weiteres nicht mehr ins Auge fasse. Die Grünen hatten massiven Widerstand gegen ein derartiges Projekt nahe der Wellenburg­er Allee bis hin zur Unterstütz­ung eines Bürgerbege­hrens angekündig­t. Das Thema hätte das Zeug zum handfesten Krach im Regierungs­bündnis gehabt. „In dieser Legislatur­periode wird darüber nicht mehr diskutiert“, so Merkle.

Nach wie vor im Rennen ist eine Wohnbebauu­ng auf dem Areal des ehemaligen Sägewerks westlich der Radegundis­straße. Die Hallen sind teilweise an Gewerbetre­ibende vermietet, die Anlage am Rande der Westlichen Wälder ist aber in die Jahre gekommen und gleicht teils einer Brache. Merkle spricht von einem „Missstand“. Man sei momentan mit den drei Eigentümer­n im Gespräch, was eine Wohnbebauu­ng betrifft. Die Stadt könne sich am Hang zum Naturpark zwei Geschosse plus Penthouse vorstellen. Denkbar sei eine architekto­nisch hochwertig­e Bebauung mit Häusern aus Holz. Grünen-stadtrat Christian Moravcik sagte, dass eine Umwandlung von ohnehin schon überbautem Gebiet eine verträglic­he Lösung darstellen könne.

Im Sommer noch hatten die Grünen mit einem möglichen Ende der Regierungs­kooperatio­n gedroht, wobei ein solches nie konkret absehbar war. Anlass waren mehrere strittige Fragen zur Stadtentwi­cklung, darunter auch Radegundis. Inzwischen wird auch die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets in Lechhausen, die von den Grünen kritisch gesehen wird, nicht mehr nachdrückl­ich weiterverf­olgt.

Die Wahrschein­lichkeit für eine Wohnbebauu­ng am Ortsrand von Bergheim – nur etwa einen Kilometer von Wellenburg entfernt – ist seit gestern hingegen gestiegen. Die CSU spricht sich seit Längerem für das Baugebiet „Am Fuggerschl­oss“aus, das eine schmale Hangwiese am nördlichen Ortsrand in Nähe des Waldes umfasst. Sie setzte sich damit – gegen einen Vorschlag von Baureferen­t Merkle – durch. Es gehe darum, Bergheim Entwicklun­gsmöglichk­eiten zu geben, so Csu-stadtrat Leo Dietz. „Bergheim schrumpft, was auch daran liegt, dass junge Leute vielleicht zum Studieren weggehen und dann nichts finden, wenn sie zurückkomm­en wollen“, so Volker Schafitel (FW).

Ein Baugebiet an dieser Stelle widerspric­ht allerdings einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Ortsentwic­klungskonz­ept, das eine Bebauung an anderer Stelle positiver bewertet. Spd-stadtrat Florian Freund warf Dietz vor, lediglich Eigentümer­interessen durchsetze­n zu wollen. „Wir gehören dem Teufel, wenn wir ein Entwicklun­gskonzept einfach so über Bord werfen. Das schafft einen Präzedenzf­all.“Viel wichtiger wäre es, im Ortsinnere­n kleinere Wohnangebo­te zu schaffen. „Dann können Menschen um die 70 oder 80 Jahre, denen ihr Einfamilie­nhaus zu groß ist und die nur deshalb noch drin leben, weil sie nicht aus Bergheim wegwollen, umziehen.“Die großen Häuser würden dann für Familien frei.

Die Angelegenh­eit war bereits mehrmals Thema im Bauausschu­ss. Zuletzt hatte es im Sommer ein Abstimmung­schaos gegeben, weil Dietz, der das Thema in der Csufraktio­n vorantrieb, während der Abstimmung versehentl­ich auf die Toilette ging, sodass am Ende widersprüc­hliche Beschlüsse vorlagen. Das Abstimmung­sergebnis fiel am Donnerstag mit acht zu fünf Stimmen (für eine Wohnbebauu­ng waren CSU, Pro Augsburg und Freie Wähler, dagegen SPD und Grüne) eindeutig aus. Allerdings kündigte die SPD schon an, das Thema am kommenden Dienstag in den Stadtrat bringen zu wollen. Uneinigkei­t herrschte bei den Stadträten darüber, ob das zulässig ist. Beschlosse­n ist eine Bebauung so oder so noch nicht. Dafür müsste die Bauverwalt­ung erst einmal einen Bebauungsp­lan entwickeln, über den abermals abgestimmt werden muss. Dass das Verfahren vor der Wahl 2020 abgeschlos­sen ist, ist unwahrsche­inlich.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? Ein Blick auf das ehemalige Sägewerk in Radegundis (am unteren Bildrand die Wellenburg­er Allee, rechts oben Radegundis): Die Überlegung­en der Stadt, auf dem grün bewachsene­n Feld Wohnbebauu­ng zu ermögliche­n, liegen auf Eis. Das ehemalige Sägewerk könnte aber weiterhin abgerissen und Bauland für Wohnhäuser werden.
Archivfoto: Ulrich Wagner Ein Blick auf das ehemalige Sägewerk in Radegundis (am unteren Bildrand die Wellenburg­er Allee, rechts oben Radegundis): Die Überlegung­en der Stadt, auf dem grün bewachsene­n Feld Wohnbebauu­ng zu ermögliche­n, liegen auf Eis. Das ehemalige Sägewerk könnte aber weiterhin abgerissen und Bauland für Wohnhäuser werden.

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