Nur ein kleines Baugebiet in Radegundis
Die Frage, ob an der Wellenburger Allee Wohnhäuser entstehen dürfen, hätte für handfesten Krach im Regierungsbündnis sorgen können. Die Stadt speckt die Überlegungen ab. Eine Bebauung in Bergheim kann wohl kommen
Zwischen Radegundis und Wellenburg soll bis auf Weiteres kein größeres Wohngebiet entstehen. Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren entsprechende Überlegungen vorangetrieben. Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagte am Donnerstag im Bauausschuss des Stadtrates, dass man eine Bebauung der Felder östlich der Radegundisstraße bis auf Weiteres nicht mehr ins Auge fasse. Die Grünen hatten massiven Widerstand gegen ein derartiges Projekt nahe der Wellenburger Allee bis hin zur Unterstützung eines Bürgerbegehrens angekündigt. Das Thema hätte das Zeug zum handfesten Krach im Regierungsbündnis gehabt. „In dieser Legislaturperiode wird darüber nicht mehr diskutiert“, so Merkle.
Nach wie vor im Rennen ist eine Wohnbebauung auf dem Areal des ehemaligen Sägewerks westlich der Radegundisstraße. Die Hallen sind teilweise an Gewerbetreibende vermietet, die Anlage am Rande der Westlichen Wälder ist aber in die Jahre gekommen und gleicht teils einer Brache. Merkle spricht von einem „Missstand“. Man sei momentan mit den drei Eigentümern im Gespräch, was eine Wohnbebauung betrifft. Die Stadt könne sich am Hang zum Naturpark zwei Geschosse plus Penthouse vorstellen. Denkbar sei eine architektonisch hochwertige Bebauung mit Häusern aus Holz. Grünen-stadtrat Christian Moravcik sagte, dass eine Umwandlung von ohnehin schon überbautem Gebiet eine verträgliche Lösung darstellen könne.
Im Sommer noch hatten die Grünen mit einem möglichen Ende der Regierungskooperation gedroht, wobei ein solches nie konkret absehbar war. Anlass waren mehrere strittige Fragen zur Stadtentwicklung, darunter auch Radegundis. Inzwischen wird auch die Erweiterung des Gewerbegebiets in Lechhausen, die von den Grünen kritisch gesehen wird, nicht mehr nachdrücklich weiterverfolgt.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Wohnbebauung am Ortsrand von Bergheim – nur etwa einen Kilometer von Wellenburg entfernt – ist seit gestern hingegen gestiegen. Die CSU spricht sich seit Längerem für das Baugebiet „Am Fuggerschloss“aus, das eine schmale Hangwiese am nördlichen Ortsrand in Nähe des Waldes umfasst. Sie setzte sich damit – gegen einen Vorschlag von Baureferent Merkle – durch. Es gehe darum, Bergheim Entwicklungsmöglichkeiten zu geben, so Csu-stadtrat Leo Dietz. „Bergheim schrumpft, was auch daran liegt, dass junge Leute vielleicht zum Studieren weggehen und dann nichts finden, wenn sie zurückkommen wollen“, so Volker Schafitel (FW).
Ein Baugebiet an dieser Stelle widerspricht allerdings einem von der Stadt in Auftrag gegebenen Ortsentwicklungskonzept, das eine Bebauung an anderer Stelle positiver bewertet. Spd-stadtrat Florian Freund warf Dietz vor, lediglich Eigentümerinteressen durchsetzen zu wollen. „Wir gehören dem Teufel, wenn wir ein Entwicklungskonzept einfach so über Bord werfen. Das schafft einen Präzedenzfall.“Viel wichtiger wäre es, im Ortsinneren kleinere Wohnangebote zu schaffen. „Dann können Menschen um die 70 oder 80 Jahre, denen ihr Einfamilienhaus zu groß ist und die nur deshalb noch drin leben, weil sie nicht aus Bergheim wegwollen, umziehen.“Die großen Häuser würden dann für Familien frei.
Die Angelegenheit war bereits mehrmals Thema im Bauausschuss. Zuletzt hatte es im Sommer ein Abstimmungschaos gegeben, weil Dietz, der das Thema in der Csufraktion vorantrieb, während der Abstimmung versehentlich auf die Toilette ging, sodass am Ende widersprüchliche Beschlüsse vorlagen. Das Abstimmungsergebnis fiel am Donnerstag mit acht zu fünf Stimmen (für eine Wohnbebauung waren CSU, Pro Augsburg und Freie Wähler, dagegen SPD und Grüne) eindeutig aus. Allerdings kündigte die SPD schon an, das Thema am kommenden Dienstag in den Stadtrat bringen zu wollen. Uneinigkeit herrschte bei den Stadträten darüber, ob das zulässig ist. Beschlossen ist eine Bebauung so oder so noch nicht. Dafür müsste die Bauverwaltung erst einmal einen Bebauungsplan entwickeln, über den abermals abgestimmt werden muss. Dass das Verfahren vor der Wahl 2020 abgeschlossen ist, ist unwahrscheinlich.