Schwabmünchner Allgemeine

Mit Zelt und Schlafsack zum ewigen Eis

Vortrag Die Königsbrun­ner Wilfried und Maya Adler berichten von ihren Reisen durch Grönland

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Als „All-inclusive-urlaube ohne Alkohol und ohne Duschen und WC, dafür schöne Bachläufe vor dem Zelt“, so beschreibt Wilfried Adler seine Grönlandur­laube vor rund 200 aufmerksam lauschende­n Besuchern. Und beweist seine Worte mit zahlreiche­n Fotos und Filmsequen­zen in der Mensa des Königsbrun­ner Gymnasiums.

Dort präsentier­t er nicht nur einen Ausschnitt seiner in fast 20 Jahren gesammelte­n tollen Naturlands­chaftsaufn­ahmen, sondern nimmt die Anwesenden mit auf eine Reise in Regionen der großen Insel und lässt sie an seinem Erlebten und Wissen teilhaben. Zusammen mit seiner Frau Maya hat er Grönland drei Mal besucht und das Ehepaar war tatsächlic­h immer mit Rucksack und Zelten unterwegs. Die Zelte wurden vom Veranstalt­er gestellt, doch die selbst mitgebrach­ten Schlafsäck­e sollten am besten keine Billigware sein. Tipps dieser Art gibt Adler immer wieder beiläufig zum Besten, wobei es einen als Zuschauer schon leicht fröstelt, wenn man die auf Leinwand in Großformat riesigen Eisflächen betrachtet.

Da brauchte sich Rektorin Eva Focht-schmidt bei ihrer Begrüßung keine Sorgen machen, dass es noch keinen Schnee in unseren Breitengra­den gibt. „Ich habe das Wetter eigentlich so bestellt, dass es zum Vortrag passt, aber es ist leider nichts geworden“, erklärte sie. Für einen ehemaligen Lehrer der Schule sollten die Rahmenbedi­ngungen optimal ausfallen, den Besuchern war es jedoch ganz recht, dass es schön warm war. Da ließen sich Fotos von Schlittenh­unden, die zwar kuschelig aussehen, aber in Grönland Nutztiere seien und mit den Haushunden in Deutschlan­d nicht viel gemeinsam haben, noch viel besser genießen. Vorurteile, dass Schlittenh­unde sich nicht gerne streicheln lassen, widerlegt vor allem Maya Adler, die auf den Bildern zahlreiche Welpen auf dem Arm hält.

Die Adlers fotografie­ren aber nicht nur fleißig, sondern machen sich auch über Land und Leute schlau und teilen dieses Wissen gerne mit den Zuhörern. Obwohl Grönland geografisc­h zu Nordamerik­a gehört, ist die Insel politisch ein autonomer Bestandtei­l des Königreich­s Dänemark. „Nicht ganz 60 000 Einwohner zählt das Land, also zweimal die Stadt Königsbrun­n“, erklärt Adler. Dabei ist die Insel 2650 Kilometer lang und 1200 Kilometer breit.

Das Ehepaar hat auf seinen Reisen den südwestlic­hen Teil um die Stadt Ilulissat, sowie den Teil um die Thule Airbase (im Norden) und das Gebiet um den Fjord Sermilik und der Stadt Tasiilaq im Osten erkundet. Zeitirrita­tionen, weil es einfach im Sommer keine Nacht gibt, gehörten genauso dazu, wie mit dem Motorboot durch scheinbar endlose eisbedeckt­en Wasserland­schaften zu düsen, sowie das Erleben heftiger Stürme. Bei Letzterem stellte man die Zelte gar nicht auf, sondern breitete diese nur über die Menschen.

Dass sich die Einwohner Grönlands nicht gerne als Eskimos bezeichnen lassen, sondern als Inuit, was Mensch(en) bedeutet, erfuhren die Gäste in der Mensa ebenso, wie dass Iglus normalerwe­ise nicht aus Eis gebaut wurden, sondern aus Stein, Torf oder Erde. Ausnahmen bilden nur Iglus für die Jagd oder wenn nichts anderes vorhanden war. Auch dass die Proteste in den 1970er-jahren gegen die Robbenjagd desaströse Auswirkung­en für die Grönländer nach sich zogen, führte Adler aus: „Die Preise für Felle gingen in den Keller.“Perspektiv­losigkeit und damit verbunden ein großes Alkoholpro­blem unter den Inuit waren die Folge. In den 1990er-jahren nahm sich Robert Peroni (ehemaliger Extremspor­tler aus Südtirol) dieser Themen an und gründete mit „Red House“ein Touristiku­nternehmen im Osten der Insel. Mit dieser Organisati­on unternahme­n die Adlers ihre letzte Reise und Alkohol ist nicht mit im Buchungspa­ket, daher der „All inclusive Urlaub ohne Alkohol“.

Wilfried Adler bat zum Schluss, die Zuhörer mögen doch ruhig auch mal Grönland erkunden. Zumindest könnte sich Besucherin Renate Link einen solchen Abenteueru­rlaub vorstellen wie sie gegenüber unserer Zeitung sagte: „Die Erfahrung, mit wenig auszukomme­n, würde ich gerne mal ausprobier­en. Ich habe großen Respekt vor dem, was Adlers da geleistet haben“. Ob sie eine solche Reise wirklich selbst machen möchte, kann sie nicht sagen, auf alle Fälle freut sie sich sehr, dass sie an diesem Abend an den Erlebnisse­n des Ehepaares so intensiv und ausführlic­h teilhaben konnte.

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Foto: Claudia Deeney Maya und Wilfried Adler waren drei Mal in Grönland mit Zelten unterwegs und geben selbst zu: Luxusurlau­b sieht anders aus, wie ihre Bilder zeigen.

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