Mit Zelt und Schlafsack zum ewigen Eis
Vortrag Die Königsbrunner Wilfried und Maya Adler berichten von ihren Reisen durch Grönland
Königsbrunn Als „All-inclusive-urlaube ohne Alkohol und ohne Duschen und WC, dafür schöne Bachläufe vor dem Zelt“, so beschreibt Wilfried Adler seine Grönlandurlaube vor rund 200 aufmerksam lauschenden Besuchern. Und beweist seine Worte mit zahlreichen Fotos und Filmsequenzen in der Mensa des Königsbrunner Gymnasiums.
Dort präsentiert er nicht nur einen Ausschnitt seiner in fast 20 Jahren gesammelten tollen Naturlandschaftsaufnahmen, sondern nimmt die Anwesenden mit auf eine Reise in Regionen der großen Insel und lässt sie an seinem Erlebten und Wissen teilhaben. Zusammen mit seiner Frau Maya hat er Grönland drei Mal besucht und das Ehepaar war tatsächlich immer mit Rucksack und Zelten unterwegs. Die Zelte wurden vom Veranstalter gestellt, doch die selbst mitgebrachten Schlafsäcke sollten am besten keine Billigware sein. Tipps dieser Art gibt Adler immer wieder beiläufig zum Besten, wobei es einen als Zuschauer schon leicht fröstelt, wenn man die auf Leinwand in Großformat riesigen Eisflächen betrachtet.
Da brauchte sich Rektorin Eva Focht-schmidt bei ihrer Begrüßung keine Sorgen machen, dass es noch keinen Schnee in unseren Breitengraden gibt. „Ich habe das Wetter eigentlich so bestellt, dass es zum Vortrag passt, aber es ist leider nichts geworden“, erklärte sie. Für einen ehemaligen Lehrer der Schule sollten die Rahmenbedingungen optimal ausfallen, den Besuchern war es jedoch ganz recht, dass es schön warm war. Da ließen sich Fotos von Schlittenhunden, die zwar kuschelig aussehen, aber in Grönland Nutztiere seien und mit den Haushunden in Deutschland nicht viel gemeinsam haben, noch viel besser genießen. Vorurteile, dass Schlittenhunde sich nicht gerne streicheln lassen, widerlegt vor allem Maya Adler, die auf den Bildern zahlreiche Welpen auf dem Arm hält.
Die Adlers fotografieren aber nicht nur fleißig, sondern machen sich auch über Land und Leute schlau und teilen dieses Wissen gerne mit den Zuhörern. Obwohl Grönland geografisch zu Nordamerika gehört, ist die Insel politisch ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark. „Nicht ganz 60 000 Einwohner zählt das Land, also zweimal die Stadt Königsbrunn“, erklärt Adler. Dabei ist die Insel 2650 Kilometer lang und 1200 Kilometer breit.
Das Ehepaar hat auf seinen Reisen den südwestlichen Teil um die Stadt Ilulissat, sowie den Teil um die Thule Airbase (im Norden) und das Gebiet um den Fjord Sermilik und der Stadt Tasiilaq im Osten erkundet. Zeitirritationen, weil es einfach im Sommer keine Nacht gibt, gehörten genauso dazu, wie mit dem Motorboot durch scheinbar endlose eisbedeckten Wasserlandschaften zu düsen, sowie das Erleben heftiger Stürme. Bei Letzterem stellte man die Zelte gar nicht auf, sondern breitete diese nur über die Menschen.
Dass sich die Einwohner Grönlands nicht gerne als Eskimos bezeichnen lassen, sondern als Inuit, was Mensch(en) bedeutet, erfuhren die Gäste in der Mensa ebenso, wie dass Iglus normalerweise nicht aus Eis gebaut wurden, sondern aus Stein, Torf oder Erde. Ausnahmen bilden nur Iglus für die Jagd oder wenn nichts anderes vorhanden war. Auch dass die Proteste in den 1970er-jahren gegen die Robbenjagd desaströse Auswirkungen für die Grönländer nach sich zogen, führte Adler aus: „Die Preise für Felle gingen in den Keller.“Perspektivlosigkeit und damit verbunden ein großes Alkoholproblem unter den Inuit waren die Folge. In den 1990er-jahren nahm sich Robert Peroni (ehemaliger Extremsportler aus Südtirol) dieser Themen an und gründete mit „Red House“ein Touristikunternehmen im Osten der Insel. Mit dieser Organisation unternahmen die Adlers ihre letzte Reise und Alkohol ist nicht mit im Buchungspaket, daher der „All inclusive Urlaub ohne Alkohol“.
Wilfried Adler bat zum Schluss, die Zuhörer mögen doch ruhig auch mal Grönland erkunden. Zumindest könnte sich Besucherin Renate Link einen solchen Abenteuerurlaub vorstellen wie sie gegenüber unserer Zeitung sagte: „Die Erfahrung, mit wenig auszukommen, würde ich gerne mal ausprobieren. Ich habe großen Respekt vor dem, was Adlers da geleistet haben“. Ob sie eine solche Reise wirklich selbst machen möchte, kann sie nicht sagen, auf alle Fälle freut sie sich sehr, dass sie an diesem Abend an den Erlebnissen des Ehepaares so intensiv und ausführlich teilhaben konnte.