Unter dem Kies liegen keine Schätze
Eine Flötenvirtuosin präsentiert in St. Ulrich Händels Werke An der Marktstraße haben Archäologen nach historischen Spuren gesucht. Dass sich trotz der Nähe zur Via Claudia nichts findet, liegt wohl an der jüngeren Stadtgeschichte
Ein intimes Konzert bei Kerzenschein in der Königsbrunner Kirche St. Ulrich erwartet die Liebhaber englischer Barockmusik rund um Georg Friedrich Händel am Samstag, 24. November. Zu erleben sind Werke, die für die königliche Kapelle am englischen Hof entstanden sind – von Händel, aber auch Henry Purcell und Matthew Locke sowie von Wahlengländern wie Francesco Geminiani und Händels geschätztem Freund Georg Philipp Telemann.
Wie andere Komponisten fand Händel in England eine Wahlheimat und in London sein musikalisches Zuhause. Als wahrer Europäer reiste er zuvor durch die Lande, um seinen Stil zu entwickeln und musikalische Freundschaften zu knüpfen. Mit seinen sakralen Kompositionen erlebte die „Chapel Royal“– englisch für „königliche Kapelle“– bis heute in London ansässig, eine Blütezeit.
Die Flötenvirtuosin Sophia Rieth (Blockflöten), Zürich/Augsburg, hat schon einige Male das Königsbrunner Publikum mit ihrer Virtuosität verzaubert. Ihre Partner sind Salome Ryser (Barockcello), aus München sowie Peter Bader (Cembalo), aus Augsburg. Auch er ist dem Königsbrunner Publikum kein Unbekannter mehr. Christoph R. Gollinger als Bariton musste seine Mitwirkung krankheitsbedingt absagen.
Die Besucher erwartet eine Stunde farbenprächtiger, inniglicher, melancholischer wie auch feierlicher englischer Barockmusik. Einlass ist ab 19.30 Uhr, der Eintritt kostet elf Euro, Schüler und Studenten neun Euro. Kinder mit Blockflöte haben freien Eintritt. (AZ)
In den letzten Tagen wurde auf der Brachfläche an der Königsbrunner Marktstraße fleißig gegraben. Mit den Bauarbeiten für das neue Gebäude der GWG hatte das allerdings nur am Rande zu tun. Ein Augsburger Team von Archäologen hat vier Tage lang auf dem Gelände nach Spuren aus der Geschichte gesucht. Mit Sensationsfunden hatte man auf dieser Fläche nicht gerechnet, ein paar Stellen wurden aber genauer begutachtet.
Dass die Archäologen trotz der Nähe des Geländes zu den Überresten der Via Claudia Augusta eher nicht mit unentdeckten Römersiedlungen oder Gräberstellen gerechnet hatten, liegt an der jüngeren Geschichte. „Dort war zuerst ein Bauernhof und dann die Kreissparkasse“, sagt Sibylle Leimer, Leiterin der Abteilung Bautechnik bei der GWG. Nichtsdestotrotz könnten sich solche Grabungen durchaus trotzdem lohnen, sagt Alexander Lebeda, Inhaber der ausführenden Firma Planateam Augsburg: „Es war nicht die gesamte Fläche bebaut. Zudem finden sich im Umfeld römischer Straßen oft Gräben, manchmal auch Brunnen, die tiefer in die Erde gehen, sodass man noch etwas findet.“
Auf der Suche nach historischen Spuren mussten die Forscher daher ein wenig graben. Konkret wurde der Boden etwa 20 bis 50 Zentimeter tief abgetragen. Danach wurde geprüft, ob sich darunter „ungestörter Boden“befindet – also Erdreich, das nicht durch die Nutzungen der letzten Jahrzehnte beeinträchtigt und damit verändert wurde. Auf Äckern gehen die Pflugscharen nicht so tief, dass historische Spuren beschädigt würden. Moderne Bebauung beinhaltet aber meist Keller oder tiefe Baugruben, die frühere Spuren menschlichen Lebens vernichten. Dies sei an der Marktstraße wohl der Fall gewesen, sagt Lebeda: „Es war schon ganz oben viel Kies zu sehen und kein Humusboden. Anscheinend wurde das Areal beim Abriss der vorherigen Bebauung schon einmal abgeräumt.“
Zwar fanden sich auf einigen Teilbereichen des Geländes Bodenspuren, die eine nähere Betrachtung rechtfertigten: „Allerdings haben sich die Pfosten und Gruben allesamt als modern erwiesen“, sagt Le- beda. Nur zwei Befunde wurden zur näheren Analyse mitgenommen, da diese möglicherweise aus dem Mittelalter stammen könnten. Eine genaue Bestimmung stehe noch aus, da die Funde nur daumennagelgroß sind.
Mit dem Abschluss der archäologischen Untersuchung ist auch sichergestellt, dass die Planungen für die neue Nutzung weiterlaufen können. Die Stadt plant im Erdgeschoß des neuen Gebäudes ein Servicezentrum für die Bürger, wo diese die wichtigsten Behördengänge an einem Ort erledigen können. Das Dienstzimmer der Polizei soll dort untergebracht werden, ebenso wie neue Räume für die Volkshochschule. In den oberen Geschoßen entstehen neue Mietwohnungen, die den Bestand der GWG vergrößern werden. Das Büro Eberle-Architekten hat bei einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag bekommen. Das Konzept wird nächste Woche vorgestellt. 2022 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.