Das größte Gitarrentalent unter der friesischen Sonne
Kultur Warum Otto Waalkes die Begabung Sönke Meinens hervorhebt, erlebten nun die Zuhörer in Schwabmünchen
Schwabmünchen „Er hat auch nur zehn Finger und zwei Hände wie wir alle. Doch staunen sie, was er damit alles kann.“Mit diesen Worten stimmte Hans Grünthaler in der Buchhandlung Schmid in Schwabmünchen das Publikum auf einen außergewöhnlichen Gitarrenabend ein.
Er versteht es, große Säale in aller Welt zu füllen, spielt aber auch gerne in kleinem Rahmen. So, wie zuletzt vor seiner großen China-Tournee in der Buchhandlung Schmid. Sönke Meinen ist trotz seiner erst 27 Jahre ein hoch dekorierter Gitarrist. Auch Otto Waalkes lobt ihn als das „größte Gitarrentalent unter der friesischen Sonne“. Warum? Weil er weiß, wie hoch Meinens Können einzustufen ist und der junge Mann gebürtiger Ostfriese ist.
Ihm zuzuhören ist ein Hochgenuss, im zuzuschauen ein Erlebnis der besonderen Art. Wie seine langen, feingliedrigen, schlanken Finger über den Gitarrenhals jagen, wie sie zielsicher die schwierigsten Griffe und Kombinationen treffen, wie sie dabei elegant wirken: Ein Hochgenuss, der nicht durch fratzenhafte Gesichtsakrobatik wie bei manch anderen Künstlern gestört wird. Im Gegenteil: Meinen wirkt immer nett, angenehm und locker. Seine virtuose Spielweise, die sich durch seinen ganz persönlichen Fingerstyle von fingerbrecherischer Virtuosität und spannende perkussive Elemente auszeichnet, erhöht sich noch dadurch, dass es ihm gelingt, wie ein ganzes Gitarrentrio zu klingen, mehrere musikalische Ebenen auf einmal erklingen zu lassen. Dazu kommt eine ganze Reihe von Spezialeffekten an seinem Lieblingsinstrument, das er sechs Jahre an der Musikhochschule in Dresden mit sehr großem Erfolg studiert hat. Auf seine grandiose Leistung reagierte das Publikum recht unterschiedlich: Die einen schauten ihm haarklein auf die Finger und blickten ungläubig drein, die anderen genossen den Gesamteindruck, schlossen die Augen und versetzten sich je nach Stück in eine beseelte Spezialstimmung. Egal, ob es eine Beatles- oder Jazz-Interpretation war oder eine seiner großartigen ideenreichen Eigenkompositionen. Interessant dabei ist, dass Meinen während des Schreibens seiner Stücke oft das Ziel noch nicht kennt: „Ich weiß manchmal erst im Nachhinein, was das Stück wirklich ausdrückt, wofür ich es geschrieben habe“, erzählt er und gibt dann ein paar Beispiele. Noch spannender: Der Ostfriese spielt so manche freie Interpretation und weiß erst danach, wohin sie ihn geführt hat. „Ich probiere gerne vor Publikum etwas aus und beobachte die Wirkung. Das ist toll.“So läuft der ganze Abend: Ein Blick ins Publikum und Meinen überlegt, was er ihnen als Nächstes bietet. Weil seine Gitarrenkunst noch nicht genug ist, betätigt sich Meinen auch noch als fröhlicher, lustiger, amüsanter Erzähler von besonderen Geschichten zu seinen Kompositionen, zum Beispiel: „Ich schrieb mal auf dem langen Weg ins australische Outback, wo es seit vielen Monaten nicht mehr geregnet hatte, ein Regenlied und spielte es dann. Und was soll ich sagen: Am nächsten Tag regnete es.“
Sönke Meinen hatte viel Spaß an dem Abend. Und für sein Publikum war er ein ganz besonderer Genuss. So überzeugend, dass auf die Frage, wer denn selbst Gitarrist sei, und es waren einige darunter, keiner den Finger zu heben wagte. Die überraschende Zugabe: Meinen entdeckte im Publikum einen Freund, einen begabten Gitarristen, der am 7. Februar 2019 in die Buchhandlung kommt, Lukas Häfner, und spielte ein trotz der Spontanität gelungenes Duo mit ihm.
Der 27-jährige Sönke Meinen trat in der Buchhandlung Schmid in Schwabmünchen auf.