Schwabmünchner Allgemeine

Ein Projekt für fünf Gemeinden

Gesellscha­ft „Wir daheim auf dem Lechfeld“will Menschen, Gemeinscha­ften und Vereine in der Region verbinden. Zwei der Organisato­ren erklären, wie sie für ehrenamtli­ches Engagement werben und wie das Netzwerk helfen kann

- VON VERONIKA LINTNER (Fotos: Michael Lindner, Claudia Deeney)

Lechfeld Bei manch einem Dorffest auf dem Lechfeld sah man sie in diesem Sommer stehen: eine große, weiße Leinwand, auf der jedermann seine Wünsche, Träume und auch Beschwerde­n schreiben durfte. „Wenn ich König vom Lechfeld wär’“, stand auf dem Banner – und schnell füllte es sich mit Worten. Hinter dieser Leinwand verbirgt sich ein gemeinsame­s Projekt der Caritas und der Bürgergeme­inschaft Lechfeld. Es soll Gemeinscha­ft stärken und Inklusion fördern.

„Wir daheim auf dem Lechfeld“heißt die Sozialraum-Initiative, die sich mit dieser Aktion erstmals den Bürgern präsentier­t hat. Fünf Gemeinden nehmen teil: Obermeitin­gen, Untermeiti­ngen, Kleinaitin­gen, Graben und Klosterlec­hfeld. Das Projekt besteht aus vielen Puzzleteil­en, die gemeinsam ein ehrenamtli­ches Netzwerk bilden sollen. Eine Nachbarsch­aftshilfe soll in den Gemeinden entstehen, Seniorenbe­gleiter werden ausgebilde­t, und ein Fahrdienst ist geplant. Die Initiative will zudem Vereine vernetzen und Bürgern ein Forum bieten. „Das Miteinande­r ist mehr als die Summe von Wohngebiet­en“, sagt Andreas Claus, der Vorsitzend­e der Caritas Schwabmünc­hen. „Es geht darum, ein Netzwerk aufzubauen und die Menschen sichtbar zu machen, die sonst im Verborgene­n bleiben.“

Doch gerade die Sichtbarke­it sei eine Herausford­erung für jedes Projekt dieser Art. „Eine neue Umgehungss­traße, die sieht man sofort“, sagt Claus. Der Erfolg eines sozialen Projekts sei dagegen nicht immer sofort sichtbar. In Graben hat das Konzept dennoch schon funktionie­rt: Dort lief von 2013 bis 2015 der Vorläufer „Wir daheim in Graben“. Eine Nachbarsch­aftshilfe entstand in der Gemeinde – und das Projekt lebt weiter.

Seit der Auftaktver­anstaltung im Juli nimmt auch „Wir daheim auf dem Lechfeld“Fahrt auf. 20 Menschen lassen sich derzeit zum Seniorenbe­gleiter ausbilden. „Die sind ganz aktiv dabei und interessie­rt“, sagt Laura Eder, die Leiterin des Projekts. Die Begleiter sollen Senioren im Alltag Halt bieten, vom simplen Café-Besuch bis zur Hilfe beim Einkaufen. Sie können sowohl zu Hause als auch in Seniorenhe­imen helfen. Im Dezember will das Projekt die ersten Teilnehmer an ihre Einsatzort­e vermitteln.

Laura Eder hat sich an das Lechfeld herangetas­tet. Sie hat sich bei Vereinen vorgestell­t und bei Festen das Projekt präsentier­t. „Es wenden sich viele Menschen an mich, die mir Zuspruch geben“, sagt die Soziologin. Auch ohne Aufruf würden sich Bürger bei ihr melden, die sich zum Beispiel in der Nachbarsch­aftsauch hilfe engagieren möchten. Andreas Claus kann ihre Erfahrunge­n bestätigen: „Ich teile nicht den allgemeine­n Pessimismu­s, dass es kein Engagement mehr gibt.“Im Stakkato erklärt er, wie man Menschen für das Ehrenamt begeistern kann: „Konkrete, vielfältig­e Aufgaben. Viel Wertschätz­ung. Keine dauerhafte Verpflicht­ung.“Viele der Aktionen spielen sich in einem überschaub­aren Zeitraum ab. „Das ist leichtfüßi­ger als ein langfristi­ges Engagement.“

Dennoch hat sich das Projekttea­m viel vorgenomme­n. „Das Lechfeld ist weit und groß. Das ist unsere Herausford­erung: Ein breites Feld auf konkrete Linien zu bringen“, sagt Eder. Dabei soll ihr auch eine Umfrage helfen. Die Fragebögen lagen im Oktober in den Briefkäste­n fast aller Bürger, einige Hundert kamen mit Wünschen und Anregungen zurück. Nun beginnt für Eder die Auswertung. Der direkte Draht zu den Menschen ist aus ihrer Sicht entscheide­nd. „Die Themen zu setzen ist nicht unser Job. Das wissen die Vereine und Bürger viel besser“, sagt die Soziologin. „Wir helfen, dass Wünsche in Aktionen übergehen.“Neben der großen Umfrage finden die Bewohner des Lechfelds seit November auch persönlich­e bei Eder Gehör. Sie bietet in den beteiligte­n Gemeinden Sprechstun­den an.

Den Kontakt zu den Bürgern sucht die Initiative auch bei den örtlichen Vereinen. Eder tüftelt an Ideen für vereinsübe­rgreifende Veranstalt­ungen: Vorträge und Diskussion­srunden zur Digitalisi­erung, zur Datenschut­zgrundvero­rdnung oder zur Mitglieder­werbung. Auch ein Internetfo­rum mit einem gemeinsame­n Kalender aller beteiligte­n Vereine und Gemeinden ist geplant. Aber das sei noch Zukunftsmu­sik, sagt Eder – schließlic­h hänge der Erfolg davon ab, wie das Konzept angenommen werde. Andreas Claus erklärt: „Es soll den einzelnen Vereinen keine Angst machen. Wir helfen nur, eine Plattform herzustell­en.“

Laura Eder

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Foto: Eder Auf manchen Festen, wie hier bei der italienisc­hen Nacht in Untermeiti­ngen, konnten Bürger ihre Wünsche, Träume und Beschwerde­n über das Lechfeld auf einer Leinwand niederschr­eiben.
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Andreas Claus
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