Ein Projekt für fünf Gemeinden
Gesellschaft „Wir daheim auf dem Lechfeld“will Menschen, Gemeinschaften und Vereine in der Region verbinden. Zwei der Organisatoren erklären, wie sie für ehrenamtliches Engagement werben und wie das Netzwerk helfen kann
Lechfeld Bei manch einem Dorffest auf dem Lechfeld sah man sie in diesem Sommer stehen: eine große, weiße Leinwand, auf der jedermann seine Wünsche, Träume und auch Beschwerden schreiben durfte. „Wenn ich König vom Lechfeld wär’“, stand auf dem Banner – und schnell füllte es sich mit Worten. Hinter dieser Leinwand verbirgt sich ein gemeinsames Projekt der Caritas und der Bürgergemeinschaft Lechfeld. Es soll Gemeinschaft stärken und Inklusion fördern.
„Wir daheim auf dem Lechfeld“heißt die Sozialraum-Initiative, die sich mit dieser Aktion erstmals den Bürgern präsentiert hat. Fünf Gemeinden nehmen teil: Obermeitingen, Untermeitingen, Kleinaitingen, Graben und Klosterlechfeld. Das Projekt besteht aus vielen Puzzleteilen, die gemeinsam ein ehrenamtliches Netzwerk bilden sollen. Eine Nachbarschaftshilfe soll in den Gemeinden entstehen, Seniorenbegleiter werden ausgebildet, und ein Fahrdienst ist geplant. Die Initiative will zudem Vereine vernetzen und Bürgern ein Forum bieten. „Das Miteinander ist mehr als die Summe von Wohngebieten“, sagt Andreas Claus, der Vorsitzende der Caritas Schwabmünchen. „Es geht darum, ein Netzwerk aufzubauen und die Menschen sichtbar zu machen, die sonst im Verborgenen bleiben.“
Doch gerade die Sichtbarkeit sei eine Herausforderung für jedes Projekt dieser Art. „Eine neue Umgehungsstraße, die sieht man sofort“, sagt Claus. Der Erfolg eines sozialen Projekts sei dagegen nicht immer sofort sichtbar. In Graben hat das Konzept dennoch schon funktioniert: Dort lief von 2013 bis 2015 der Vorläufer „Wir daheim in Graben“. Eine Nachbarschaftshilfe entstand in der Gemeinde – und das Projekt lebt weiter.
Seit der Auftaktveranstaltung im Juli nimmt auch „Wir daheim auf dem Lechfeld“Fahrt auf. 20 Menschen lassen sich derzeit zum Seniorenbegleiter ausbilden. „Die sind ganz aktiv dabei und interessiert“, sagt Laura Eder, die Leiterin des Projekts. Die Begleiter sollen Senioren im Alltag Halt bieten, vom simplen Café-Besuch bis zur Hilfe beim Einkaufen. Sie können sowohl zu Hause als auch in Seniorenheimen helfen. Im Dezember will das Projekt die ersten Teilnehmer an ihre Einsatzorte vermitteln.
Laura Eder hat sich an das Lechfeld herangetastet. Sie hat sich bei Vereinen vorgestellt und bei Festen das Projekt präsentiert. „Es wenden sich viele Menschen an mich, die mir Zuspruch geben“, sagt die Soziologin. Auch ohne Aufruf würden sich Bürger bei ihr melden, die sich zum Beispiel in der Nachbarschaftsauch hilfe engagieren möchten. Andreas Claus kann ihre Erfahrungen bestätigen: „Ich teile nicht den allgemeinen Pessimismus, dass es kein Engagement mehr gibt.“Im Stakkato erklärt er, wie man Menschen für das Ehrenamt begeistern kann: „Konkrete, vielfältige Aufgaben. Viel Wertschätzung. Keine dauerhafte Verpflichtung.“Viele der Aktionen spielen sich in einem überschaubaren Zeitraum ab. „Das ist leichtfüßiger als ein langfristiges Engagement.“
Dennoch hat sich das Projektteam viel vorgenommen. „Das Lechfeld ist weit und groß. Das ist unsere Herausforderung: Ein breites Feld auf konkrete Linien zu bringen“, sagt Eder. Dabei soll ihr auch eine Umfrage helfen. Die Fragebögen lagen im Oktober in den Briefkästen fast aller Bürger, einige Hundert kamen mit Wünschen und Anregungen zurück. Nun beginnt für Eder die Auswertung. Der direkte Draht zu den Menschen ist aus ihrer Sicht entscheidend. „Die Themen zu setzen ist nicht unser Job. Das wissen die Vereine und Bürger viel besser“, sagt die Soziologin. „Wir helfen, dass Wünsche in Aktionen übergehen.“Neben der großen Umfrage finden die Bewohner des Lechfelds seit November auch persönliche bei Eder Gehör. Sie bietet in den beteiligten Gemeinden Sprechstunden an.
Den Kontakt zu den Bürgern sucht die Initiative auch bei den örtlichen Vereinen. Eder tüftelt an Ideen für vereinsübergreifende Veranstaltungen: Vorträge und Diskussionsrunden zur Digitalisierung, zur Datenschutzgrundverordnung oder zur Mitgliederwerbung. Auch ein Internetforum mit einem gemeinsamen Kalender aller beteiligten Vereine und Gemeinden ist geplant. Aber das sei noch Zukunftsmusik, sagt Eder – schließlich hänge der Erfolg davon ab, wie das Konzept angenommen werde. Andreas Claus erklärt: „Es soll den einzelnen Vereinen keine Angst machen. Wir helfen nur, eine Plattform herzustellen.“
Laura Eder