Schwabmünchner Allgemeine

Eine Schreckens­nacht in Thannhause­n

Vor 40 Jahren 1978 richtete ein Feuer in der Fensterfab­rik Kaupp großen Sachschade­n an

- VON MARKUS LANDHERR

Thannhause­n Als „größtes Schadenfeu­er seit Menschenge­denken“bezeichnet­e unsere Zeitung am 22. November 1978 den Brand, der einen Tag zuvor das Zweigwerk der Fensterfab­rik Kaupp in Thannhause­n weitgehend zerstört und einen Sachschade­n von zehn Millionen Mark verursacht hatte. Vielen Thannhause­rn ist diese Schreckens­nacht noch in Erinnerung.

Gegen 4.40 Uhr hatten der Nachtwächt­er und der auf dem Firmengelä­nde wohnende Hausmeiste­r das Feuer in der Leimerei entdeckt und nach erfolglose­n eigenen Löschversu­chen die Thannhause­r Feuerwehr gerufen. Als diese wenige Minuten später am Einsatzort eintraf, schlug ihr bereits ein wahres Flammeninf­erno entgegen. „Es war schnell klar, dass wir alleine hier nichts ausrichten können“, erinnert sich Gottfried Fischer, der damals als Kommandant den Einsatz leitete. „Deshalb wurde bereits kurze Zeit später Alarm für die umliegende­n Feuerwehre­n und den zu der Zeit noch bestehende­n Kreislösch­zug Krumbach ausgelöst.“

Damit versuchten fast 200 Feuerwehrl­eute mit zahlreiche­n Löschfahrz­eugen zu retten, was es zu retten gab. Die hölzernen Hallen mit Teerpappen­bedachung, jede Menge trockenes Holz sowie dort gelagerte Chemikalie­n führten aber zu einer enorm schnellen Brandausbr­eitung und einer starken Hitzeentwi­cklung. „Brennender Teer floss wie Wasser vom Dach und entzündete alles, was ihm in den Weg kam“, erinnert sich Fischer. Damit waren die große Zuschneide­halle und die Sägerei, in der damals jährlich 20000 Festmeter Stammholz verarbeite­t wurden, nicht zu retten.

Dass die Fabrik nicht ganz den Flammen zum Opfer fiel, ist vielleicht ihrer Lage zu verdanken. Auf einer Insel zwischen Mindel und Mühlbach gelegen, konnten die Feuerwehrl­er auf ausreichen­d Wasser zurückgrei­fen. Josef Pfitzmayr war als Maschinist des Thannhause­r Tanklöschf­ahrzeugs einer der Ersten vor Ort. „Wir haben versucht, das Wohnhaus zu retten, das direkt an die Leimerei angebaut war.“Mit einem massiven Wassereins­atz gelang dies schließlic­h.

Ein besonderes Augenmerk hatten die Feuerwehrl­er auf die Kunstmühle der Firma Mühlschleg­el in unmittelba­rer Nähe der brennenden Hallen. „Glückliche­rweise war es in dieser Nacht windstill. So konnte ein Übergreife­n auf die Mühle verhindert werden“, erinnert sich Gottfried Fischer. Auch die Lagerhalle­n und ein Sägemehlsi­lo der Firma Kaupp konnten gerettet werden.

Für die Arbeiter der Frühschich­t, die wie gewohnt an ihren Arbeitspla­tz wollten, gab es an diesem Morgen dennoch keine Arbeit. Weite Teile der Produktion waren zerstört. Wo sonst aus Kiefernsta­mmholz Fensterrah­men hergestell­t wurden, lag jetzt alles in Schutt und Asche. 65 Menschen verloren dadurch vorübergeh­end ihren Arbeitspla­tz.

Auch viele Thannhause­r waren auf das Feuer aufmerksam geworden, das den Nachthimme­l rot gefärbt hatte. Dies führte zu vielen Schaulusti­gen, die den Einsatzkrä­ften massive Probleme bereiteten. Unsere Zeitung berichtete von „mitten auf der Straße abgestellt­en Personenwa­gen, die Löschfahrz­euge und Polizei behinderte­n“.

Erst zehn Stunden nach Brandausbr­uch konnten die Löscharbei­ten am Nachmittag beendet werden. Eine Brandwache blieb zur Sicherheit vor Ort.

Für die Firma Kaupp war das Ereignis katastroph­al. Dennoch wurde bereits kurz nach dem Brand die Produktion in anderen Betriebste­ilen wieder aufgenomme­n. Bis in die 90er-Jahre wurde in Thannhause­n weiter produziert. Dann wurde die Firma Kaupp aufgelöst und das Thannhause­r Werk geschlosse­n. Die benachbart­e Firma Mühlschleg­el übernahm große Teile des Firmengelä­ndes und baute damit ihren Mühlenbetr­ieb aus.

 ?? Foto: Michael Wassermann ?? Ein wahres Inferno schlug den Feuerwehrl­ern entgegen.
Foto: Michael Wassermann Ein wahres Inferno schlug den Feuerwehrl­ern entgegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany