Eine Schreckensnacht in Thannhausen
Vor 40 Jahren 1978 richtete ein Feuer in der Fensterfabrik Kaupp großen Sachschaden an
Thannhausen Als „größtes Schadenfeuer seit Menschengedenken“bezeichnete unsere Zeitung am 22. November 1978 den Brand, der einen Tag zuvor das Zweigwerk der Fensterfabrik Kaupp in Thannhausen weitgehend zerstört und einen Sachschaden von zehn Millionen Mark verursacht hatte. Vielen Thannhausern ist diese Schreckensnacht noch in Erinnerung.
Gegen 4.40 Uhr hatten der Nachtwächter und der auf dem Firmengelände wohnende Hausmeister das Feuer in der Leimerei entdeckt und nach erfolglosen eigenen Löschversuchen die Thannhauser Feuerwehr gerufen. Als diese wenige Minuten später am Einsatzort eintraf, schlug ihr bereits ein wahres Flammeninferno entgegen. „Es war schnell klar, dass wir alleine hier nichts ausrichten können“, erinnert sich Gottfried Fischer, der damals als Kommandant den Einsatz leitete. „Deshalb wurde bereits kurze Zeit später Alarm für die umliegenden Feuerwehren und den zu der Zeit noch bestehenden Kreislöschzug Krumbach ausgelöst.“
Damit versuchten fast 200 Feuerwehrleute mit zahlreichen Löschfahrzeugen zu retten, was es zu retten gab. Die hölzernen Hallen mit Teerpappenbedachung, jede Menge trockenes Holz sowie dort gelagerte Chemikalien führten aber zu einer enorm schnellen Brandausbreitung und einer starken Hitzeentwicklung. „Brennender Teer floss wie Wasser vom Dach und entzündete alles, was ihm in den Weg kam“, erinnert sich Fischer. Damit waren die große Zuschneidehalle und die Sägerei, in der damals jährlich 20000 Festmeter Stammholz verarbeitet wurden, nicht zu retten.
Dass die Fabrik nicht ganz den Flammen zum Opfer fiel, ist vielleicht ihrer Lage zu verdanken. Auf einer Insel zwischen Mindel und Mühlbach gelegen, konnten die Feuerwehrler auf ausreichend Wasser zurückgreifen. Josef Pfitzmayr war als Maschinist des Thannhauser Tanklöschfahrzeugs einer der Ersten vor Ort. „Wir haben versucht, das Wohnhaus zu retten, das direkt an die Leimerei angebaut war.“Mit einem massiven Wassereinsatz gelang dies schließlich.
Ein besonderes Augenmerk hatten die Feuerwehrler auf die Kunstmühle der Firma Mühlschlegel in unmittelbarer Nähe der brennenden Hallen. „Glücklicherweise war es in dieser Nacht windstill. So konnte ein Übergreifen auf die Mühle verhindert werden“, erinnert sich Gottfried Fischer. Auch die Lagerhallen und ein Sägemehlsilo der Firma Kaupp konnten gerettet werden.
Für die Arbeiter der Frühschicht, die wie gewohnt an ihren Arbeitsplatz wollten, gab es an diesem Morgen dennoch keine Arbeit. Weite Teile der Produktion waren zerstört. Wo sonst aus Kiefernstammholz Fensterrahmen hergestellt wurden, lag jetzt alles in Schutt und Asche. 65 Menschen verloren dadurch vorübergehend ihren Arbeitsplatz.
Auch viele Thannhauser waren auf das Feuer aufmerksam geworden, das den Nachthimmel rot gefärbt hatte. Dies führte zu vielen Schaulustigen, die den Einsatzkräften massive Probleme bereiteten. Unsere Zeitung berichtete von „mitten auf der Straße abgestellten Personenwagen, die Löschfahrzeuge und Polizei behinderten“.
Erst zehn Stunden nach Brandausbruch konnten die Löscharbeiten am Nachmittag beendet werden. Eine Brandwache blieb zur Sicherheit vor Ort.
Für die Firma Kaupp war das Ereignis katastrophal. Dennoch wurde bereits kurz nach dem Brand die Produktion in anderen Betriebsteilen wieder aufgenommen. Bis in die 90er-Jahre wurde in Thannhausen weiter produziert. Dann wurde die Firma Kaupp aufgelöst und das Thannhauser Werk geschlossen. Die benachbarte Firma Mühlschlegel übernahm große Teile des Firmengeländes und baute damit ihren Mühlenbetrieb aus.