Festtag zeigt Kirche im Wandel
25 Jahre Maria unterm Kreuz: Das war am Sonntag in Königsbrunn auch Anlass für eine Betrachtung von Aufbruch, Umbruch und Zukunft. Geburtstagsgeschenke: eine Komposition und eine Monstranz
Königsbrunn Vor 25 Jahren wurde die katholische Kirche Maria unterm Kreuz geweiht und das feierte die Kirchengemeinde am Sonntag mit einem Festgottesdienst, mit besonderer Musik und mit besonderen Gästen. Dabei habe das Ganze mit einem Konflikt begonnen, erzählte Pfarrer Christian Hartl, der die Festpredigt hielt. Hartl war bei der Kirchweihe am ersten Advent 1993 mit dabei und das Ganze sei eine Geschichte zum Schmunzeln, wie er betonte: Der damalige Bischof Viktor Josef Dammertz sei als Benediktiner sehr liturgietreu gewesen und wollte, dass die Priester die in der Adventszeit übliche Bußfarbe Violett trugen. Damit war der damalige Pfarrer Anton Siegel nicht einverstanden. Er habe auf das feierliche Rot bestanden, sonst würde es in seinen Augen wie auf einer Priesterbeerdigung ausschauen. „Und die Pfarrei ist eine sehr selbstbewusste Pfarrei“, bescheinigte Hartl der Gemeinde. So wollte Bischof Dammertz nicht, dass die Frage nach der Kleiderfarbe das Fest überschattet.
25 Jahre später gliederte Hartl seine Predigt in fünf Abschnitte: Aufbruchzeit, Umbruchzeit, ungewisse Zeit, gemeinsame Zeit und Adventszeit.
Als Maria unterm Kreuz geweiht wurde, gab es in der katholischen Kirche eine Aufbruchzeit. Es wurden Kirchen und Kirchengemeinden gegründet und das Priesterseminar von hundert Seminaristen besucht. Bereits elf Jahre später gab es eine Zeit des Umbruchs, in der die drei Königsbrunner Pfarreien zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammengeschlossen wurden. Hartl sprach auch den Missbrauchsskandal an und den Missbrauch von zu großer Macht. Für viele Menschen würde das Thema aber keine Rolle spielen, weil sie sich weit von Kirche und Glauben entfernt haben. „Wie geht es weiter mit dem Glauben, wenn die Elterngeneration nicht mehr in ihm verwurzelt ist?“, fragte Hartl und wünschte sich „einen Geist des Zusammenhalts“.
Pfarrer Bernd Leumann begrüßte die Kirchengemeinde und die Festgäste, darunter Bürgermeister Franz Feigl, die evangelische Dekanin Doris Sperber-Hartmann sowie Josef Hauber. Hauber komponierte zur Kirchweih eine MagnificatMesse für die neue Kirche, die am Sonntag wieder aufgeführt wurde. Christoph R. Gollinger dirigierte den Projektchor und die Musiker vom Königsbrunner Blasorchester. An der Orgel saß Ansgar Kirchgässner.
Sperber-Hartmann gratulierte der katholischen Kirchengemeinde Jubiläum und unterstrich die Verbundenheit beider christlichen Gemeinden. Über den Namen der Kirche war sie am Anfang verwundert, wie die Dekanin erzählte, da er ihr außerhalb von Königsbrunn noch nirgends begegnet sei. Aber er gefalle ihr, wie Sperber-Hartmann betonte. Maria als trauernde und besorgte Mutter, die unter dem Kreuz aber nicht stehen bleibt. Schließlich sprach der ehemalige Pfarrer Anton Siegel. Unter seiner Amtszeit wurde die Pfarrgemeinde gegründet und die Kirche gebaut: „An dieser Kirche hängt mein Herz.“Als Geburtstagsgeschenk brachte Siegel eine kleine Monstranz aus seinem persönlichen Besitz mit. Es sei sehr schön, wieder einzum mal in Königsbrunn zu sein, erzählte Siegel nach dem Gottesdienst. Ihm sei wieder bewusst geworden, dass Maria unterm Kreuz als achteckiger Kirchenbau etwas ganz Besonderes ist, weil sich hier alle um den Altar versammeln, sonst seien Kirchen ja meist als Langhaus gebaut. Alle Gläubigen waren im Anschluss des Gottesdienstes noch zu einem kleinen Imbiss unter den Arkaden beim Pfarrzentrum eingeladen. Pfarrer Siegel war dort die meiste Zeit von Menschen umringt, die mit ihm ein paar Worte wechseln wollten oder einfach nur die Hand schütteln, und Pfarrer Siegel strahlt: „Ich kenne hier noch so viele Leute – wenn auch nicht mehr alle mit Namen.“