Geheimzeichen im Wald
Wie sich Förster und Waldarbeiter ohne Worte verständigen und was Graffiti auf der Rinde alles verraten
Rote, gelbe und weiße Punkte, Striche, Kreise und Zeichen: Was sie im Wald zu bedeuten haben, verraten Förster. Mehr dazu lesen Sie heute auf
Landkreis Augsburg Schräge rote Striche, abfallende weiße Linien, gelbe Bänder und Punkte: Wer aufmerksam durch den Wald geht, kann die unterschiedlichsten Zeichen an Bäumen entdecken. Ist das die Geheimsprache der Förster? „So geheim ist sie gar nicht“, erklärt der Leiter des Zusmarshauser Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten, Hubert Droste. Er sagt: „Sie sind für Förster und Waldarbeiter wichtige Instrumente im Arbeitsalltag.“Silke Kettner, Revierleiterin des Forstreviers Biburg-Nord, erklärt bei einem Rundgang, was die Symbole bedeuten.
Es ist gespenstisch ruhig im großen Waldstück zwischen Biburg und Horgau. Nur das Knacken der Äste unter den Füßen ist zu hören. Der Nebel hängt in den Baumkronen und sinkt immer tiefer – wer sich hier nicht auskennt, würde sich jetzt verlaufen. Orientierung geben Spaziergängern nur die kleinen Wegweiser, die an Gabelungen aufgestellt sind. Und die Waldarbeiter? Sie suchen nach weißen Ringen. Das bedeuten sie:
● Zwei weiße Ringe Sie markieren die Grenze zwischen Waldabteilungen innerhalb eines Forstbetriebes. Abteilungen tragen Nummern und eigene Namensbezeichnungen, wie beispielsweise die Abteilung 12 Pfaffenberg im Forstrevier Biburg-Nord.
● Drei weiße Ringe Sie stehen für die Staatswaldgrenze. Hier endet die Staatswaldfläche, und Privat- oder Kommunalwald beginnt. Übrigens: Der Wald, um den sich der Forstbetrieb kümmert, erstreckt sich über eine Fläche von 14 000 Hektar in den Landkreisen Augsburg, Günzburg und Dillingen.
● Weißer Schrägstrich Diese Bäume markieren die seitliche Begrenzung einer Rückegasse. Auf dieser Spur dürfen Maschinen in den Wald fah- um Bäume zu fällen oder gefälltes Holz einzusammeln. Die Fallrichtung des Striches zeigt dabei die kürzeste Entfernung zur nächsten Waldstraße an.
● Der Specht Während sich die Striche mit der Spraydose noch leicht auf die Baumrinde sprühen lassen, ist bei diesem Symbol etwas Kunstfertigkeit gefragt: Silke Kettner zeichnet mit geschwungener Linie ein Symbol, das an einen Specht erinnert. Es markiert einen Biotopbaum – er hat eine besondere Bedeutung für den Naturschutz, beispielsweise eine Specht-Höhle. Wichtig: Der Biotopbaum darf nicht gefällt werden und verbleibt im BeDiese stand. Förster ohne künstlerische Begabung behelfen sich mit einer Wellenlinie.
Wichtig sind für Förster auch die folgenden Zeichen – sie kommen am häufigsten vor.
● Roter schräger Strich Er zeigt an, dass der Baum gefällt werden kann.
● Gelbes Band oder Farbmarkierung Dieser Baum hat eine Zukunft. Er überzeugt durch eine besonders gute Form und Wuchsleistung. Er bleibt im Bestand und wird gezielt gefördert, indem einzelne Nachbarbäume (roter Schrägstrich) gefällt werden.
● Gelber Punkt Diese gut geformten Bäume – meist Lärchen oder Douren, glasien – sollen wertvoll werden: Sie werden deshalb geastet. Das heißt: Äste werden am unteren Stamm entfernt. Die sogenannte Wertastung ist eine langjährige Handarbeit und entsprechend aufwendig.
● Roter Punkt Ihn sehen Förster gar nicht gern: Er bedeutet, dass Borkenkäfer im Baum stecken und er schnellstens aus dem Wald muss.
● Roter Kreis Er findet sich häufig im Umkreis eines Käferbaums und bedeutet: Der Baum ist noch nicht vom Käfer befallen, muss aber kontrolliert werden. Im schlimmsten Fall wird aus dem Kreis ein roter Punkt.
● Buchstaben am Stammfuß „Dgl“, „Bu“, „Ta“stehen für die Baumarten – zeitnah sollen Douglasien, Buchen oder Tannen gepflanzt und somit die nächste Waldgeneration begründet werden. Auf dem verkaufsfertig an der Waldstraße gelagerten Holz finden sich verschiedene Zahlen, die für die forstbetriebsinterne Verbuchung nötig sind. Die Buchstabenkürzel stehen für den jeweiligen Holzkäufer. An die Stirnseiten des Holzes sind oft auch Formulare getackert. Diese sogenannten Polterzettel beinhalten den internen Verbuchungsschlüssel und geben den Zielort der Stämme für den Transportdienst an.