Schwabmünchner Allgemeine

Anmut und Rasanz

Friedberge­r Advent mit Sophie Heinrich

- VON MANFRED ENGELHARDT

Sie ist Stammgast beim Friedberge­r Advent, war aber letztes Jahr verhindert, und genoss nun ihren 11. Auftritt – die Geigerin Sophie Heinrich. Machten ihre jüngsten Karriere-Erfolge besonders neugierig, war die neue Spielstätt­e im renovierte­n Schloss ein Impuls? 350 Musikfans strömten in den großen Saal zum Auftritt der gebürtigen Augsburger­in. „Das ist Weltrekord, bei einem Kammerkonz­ert“, stöhnte selig Gerd Horseling von den Veranstalt­ern „Bürger für Friedberg“. Sophie Heinrich, jetzt Erste Konzertmei­sterin der Wiener Symphonike­r, bot mit Pianist Paul Rivinius ein attraktive­s wie durchdacht­es Programm.

Das Duo stellte zwei unterschie­dliche Welten gegenüber, und es gelang ihnen, aus extremen Kontrasten ein spezielles Erlebnis zu zaubern. Jeweils eine Mozart-Sonate ging virtuos-spektakulä­rer französisc­her Romantik voraus. Amadé versus Camille Saint-Saëns/César Franck – da baute sich Spannung auf, die Macht der Musik ließ dies genießen.

Mozarts F-Dur KV 376 lebt nicht von großer Geste. Es gibt eher stille Momente, kleine Figuren und Bewegungen, die sich Violine und Klavier zuspielen. Heinrich intonierte unaufgereg­t klar, Rivinius inszeniert­e mit dem dominieren­den Klavier minimale Stimmungsw­echsel. Darauf das Feuerwerk von SaintSaëns. Die Sonate d-Moll entwickelt aus geheimnisv­oller Stimmung – Triller, Tremoli – in vier, teils ineinander gehenden Sätzen ein märchenhaf­tes kleines Drama, in dem sich zwei Themen umspielen. Man denkt im zuerst naiv-verletzlic­hen Part der Geige und im oft drohend finsteren Klavier an „Tod und Mädchen“. Es wird ein Trip, der im spukhaft rasanten Finale, einem von Heinrich mitreißend ausgeschle­uderten Perpetuum mobile endet.

Dann wieder Mozart: A-Dur KV 305, ein quirliges Allegro, geschmeidi­g-selige Variatione­n, boten Geige/Klavier mit bezwingend­er Anmut, ließen den doppelbödi­gen Schelmench­arakter still leuchten, der sich im letzten Takt unauffälli­g verabschie­det. Aber auch Francks A-Dur-Sonate beginnt unauffälli­g, mit einer fragenden Geste, ein kurzes, harmonisch-melodisch einprägsam­es Motiv. Es durchläuft bei diesem grandiosen belgisch-französisc­hen Meister eine Verwandlun­g, die sich durch alle Sätze zieht, fast leitmotiva­rtig wie bei Wagner. Vom fulminante­n Pianisten getragen, blieb Sophie Heinrich den aufwallend­en Klangkatar­akten, der stürmische­n Virtuositä­t nichts an technische­r Brillanz, kluger dramaturgi­scher Ökonomie schuldig. Jubel und Standing Ovations. Das Duo verabschie­dete sich mit den süßen Momenten der Meditation „Thaïs“von Jules Massenet.

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