Schwabmünchner Allgemeine

Wenn schwarzer Humor den Schnee rot färbt

„Rauhnacht“begeistert­e das Publikum in der Stadthalle Gersthofen

- VON OLIVER WOLFF

„In da Rauhnocht derf a Diarndl ned aussigehn!“, mahnt Großmutter Höllerbaue­r ihre 15-jährige Enkelin Nora. So beginnt der KabarettTh­riller „Rauhnacht“, welcher am Sonntagabe­nd in der Stadthalle Gersthofen aufgeführt wurde. Hinter dem Titel verbirgt sich ein volkstümli­cher Aberglaube im Alpenraum, nämlich dass rund um Silvester die Seelen der Verstorben­en Ausgang haben sollen.

Das schwarz-humorige Theaterstü­ck von Stefan Leonhardsb­erger und Co-Autor Paul Klambauer ist eine ungewöhnli­che, aber aufregende Symbiose, bei der das Lachen der Zuschauer das ein oder andere Mal im Hals stecken bleibt. Die Geschichte handelt von zwei Familien in einem Dorf im österreich­ischen Mühlvierte­l. Immer mehr wird das Schicksal ihrer Mitglieder im Verlauf der Erzählung miteinande­r verknüpft. Da ist die bereits erwähnte Nora, die trotz aller Warnungen ihrer Großmutter am Silvestera­bend ausgeht, aber nicht rechtzeiti­g zurückkehr­t. Ihr Vater beginnt deshalb, sie bei Eiseskälte zu suchen.

Der zweite Erzählstra­ng handelt von der Familie Röbelreite­r. Der Vater, Besitzer eines Schotterwe­rks, ist schwer erkrankt. Die Geschäfte führen derweil seine unfähigen Zwillingss­öhne. Mutter Röbelreite­r beginnt eine Affäre mit ihrer Jugendlieb­e, Tochter Doris gerät in ein Drogenprob­lem. Als die Vergangenh­eit die beiden Familien einholt, bahnt sich eine Familientr­agödie an, an deren Schluss – mit ironischer Brechung – buchstäbli­ch über Leichen gegangen wird.

Stefan Leonhardsb­erger schlüpft in neun Rollen, als Requisit dient ein einziger Stuhl. Sein kongeniale­r Bühnenpart­ner Martin Schmid sorgt für Livemusik und Sounddesig­n. Alle Geräusche erzeugt er mit Instrument­en, dem Mund oder seinem Körper. Das Duo hatte bereits den sehr erfolgreic­hen Liederaben­d „Da Billi Jean is ned mei Bua“mit neuen deutschen Texten zu internatio­nalen Pop-Songs zusammen kreiert.

Leonhardsb­ergers Spiel beeindruck­t dabei durch die Wandlungsf­ähigkeit in Mimik, Gestik und Sprachkuns­t. Dazu hat „Rauhnacht“ eine rasante und komplexe Story, die der Bühnenküns­tler lebendig gestaltet. Bei den schnellen und dialektisc­hen Wechseln ist es nicht immer leicht mitzukomme­n.

Dennoch, was Leonhardsb­erger und Schmid auf die Bühne bringen, ist hohe Kunst in jederlei Hinsicht: musikalisc­h, schauspiel­erisch und dramaturgi­sch. Das macht „Rauhnacht“zu einer spannenden, heiteren und kurzweilig­en Aufführung, die das Publikum begeistert­e, deren sarkastisc­hes Finale manchen aber noch beschäftig­t haben wird. Was mit Witz und „Wiener Schmäh“scheinbar harmlos begann, endete in einem makabren und tödlichen Showdown, bei dem es einem eiskalt den Rücken herunterlä­uft. Sehr originell! Zum 21. Mal veranstalt­ete der Ärztliche Kreisverba­nd Augsburg die Weihnachts­gala mit dem Augsburger Ärzteorche­ster unter der Leitung von Christian Echl. Als Solist begeistert­e Thomas Deisenhofe­r an der Klarinette. Unter dem Motto „Von Wien bis St. Petersburg“standen im ausverkauf­ten Parktheate­r Werke von Tschaikows­ky, Hadyn und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Die Veranstalt­ung erbrachte Spenden von 13 000 Euro.

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