Fastnacht: Frau im Hexenkessel verbrüht
33-Jähriger steht vor Gericht
Heilbronn Als sie an ihre Beine denkt, kommen der 18-Jährigen die Tränen. „Ich habe liebend gerne Kleider getragen“, sagt sie. Das geht nun nicht mehr: Ihre Beine sind schwer vernarbt. Seit damals, als sie über Wochen mit schwersten Verbrühungen im Krankenhaus behandelt werden musste. Erlitten hat die junge Frau die Verletzungen bei einem Fastnachtsumzug vor zehn Monaten in Eppingen bei Heilbronn. Als Hexen verkleidete Menschen heben sie im Spaß über einen Show-Kessel mit brühend heißem Wasser. Plötzlich steht sie mittendrin – und schreit vor Schmerzen.
Seit Montag steht eine „Hexe“wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht. Dass der 33-Jährige in einer Gruppe von 19 ähnlich verkleideten Hexen mit Plastikmasken der freien Gruppe „Bohbrigga Hexenbroda“damals über den Eppinger Markt zog, räumt der Angeklagte ein. Alles Weitere jedoch streitet er über seinen Anwalt Manfred Zipper ab. 43 Zeugen hat das Amtsgericht auf der Liste. Schon am ersten Prozesstag wird deutlich, wie schwierig die Suche nach dem Täter ist. Etliche Hexen auch anderer Gruppen waren nämlich auf dem Markt unterwegs.
Den 33-Jährigen kann die junge Frau vor Gericht nicht als jene Hexe identifizieren, die sie über den Kessel gehalten hat. Wie auch? Er war wie alle Hexen verkleidet. Seine Maske hat der Angeklagte zu Anschauungszwecken mit in den Saal gebracht. Dem Angeklagten drohen bei einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Das Verfahren wird am Mittwoch fortgesetzt. (dpa)