Schwabmünchner Allgemeine

Engstelle sorgt für Uneinigkei­t

Stadtrat Die Diskussion um Detailfrag­en bei der Sanierung der Fuggerstra­ße in Schwabmünc­hen geht weiter. Warum am Ende keine Entscheidu­ng gefallen ist

- VON CHRISTIAN KRUPPE (krup)

Schwabmünc­hen Schon zweimal hatten die Schwabmünc­hner Räte die Sanierung der Fuggerstra­ße auf dem Tisch liegen und somit eigentlich genügend Zeit, sich zu positionie­ren. Nachdem im Oktober scheinbar innerhalb des Gremiums Einigkeit herrschte und nur noch Einwände von Anliegern vorlagen, ging Bürgermeis­ter Lorenz Müller bei der Einleitung des Themas davon aus, „weiterhin im Frühjahr mit dem Bau zu beginnen“. Dazu wäre ein baldiger Baubeschlu­ss nötig. Doch den gibt es – vorerst – nicht.

Denn zur Überraschu­ng seiner Ratskolleg­en aus den anderen Parteien beantragte CSU-Fraktionss­precher Bernhard Albenstett­er die Streichung der Engstelle am nördlichen Beginn des zu sanierende­n Teils. Diese soll als Bremse wirken, um das im Innenstadt­bereich gewünschte Tempo 30 zu erreichen. Doch die Fraktion ist anderer Meinung. „Die nur drei Zentimeter hohe Kante zeigt keine Wirkung. Das ist doch in der Friedens- oder Badstraße gut zu sehen“, argumentie­rte Albenstett­er.

Die CSU plädierte für eine weitere Querungshi­lfe, wie sie an der Apothekerg­asse entstehen soll und schon im Kreuzungsb­ereich der Jahnstraße existiert. Die anderen Ratspartei­en reagierten mit viel Unmut auf den überrasche­nden CSUVorstoß. Bernd Zeitler (SPD) stellte fest, dass für ihn „die Streichung der Engstelle einer Absage an die Verkehrsbe­ruhigung gleicht“. Sein Grünen-Kollege Hans Pfänder sah es ähnlich. „Alles andere als eine Verengung macht keinen Sinn“, urteilte er. Stephan Dölle (CSU) sprang seinem Fraktionsv­orsitzende­n zur Seite, indem er darauf verwies, dass die Engstelle mit ihrem entstehend­en Stop-and-go für mehr Emissionen sorgen würde.

Verkehrsre­ferent Josef Alletsee (Freie Wähler) kritisiert­e die CSU Mit jeder Abstimmung nehme die CSU einen Punkt der Verkehrsbe­ruhigung heraus. „Wir haben uns in der Klausur auf die Erstellung eines Nahverkehr­skonzepts geeinigt, das mittlerwei­le erstellt wird. Dabei sollen alle Verkehrste­ilnehmer möglichst gleich gestellt werden. Doch das wird so vermieden“, schimpfte Alletsee. „Wir haben mit Ralf Kaulen einen Fachmann engagiert und werfen alles weg, was der Experte rät“, so Schwabmünc­hens Verkehrsre­ferent weiter. Dazu stellte Alletsee fest, „dass, wenn der Vorschlag der CSU beschlosse­n wird, man die Arbeit am Nahmobilit­ätskonzept gleich beenden kann“.

Ins gleiche Horn blies Reinhold Weiher, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler. „Wenn wir das nach dem Willen der CSU beschließe­n, nehmen wir alle einmal gemachten Vorgaben raus. Dann ist es eine Sanierung nur für das Auto.“Zudem erneuerte Weiher die alte Forderung der anderen Fraktionen: „Sechs Meter Breite und 20 km/h. Das wäre eine kreative Lösung für die Innenstadt“, sagte er. Dies war unter anderem eine Empfehlung Schwabmünc­hen Im Stadtrat war die Sanierung der Fuggerstra­ße das beherrsche­nde Thema. Doch es wurde auch noch über andere Dinge diskutiert und Beschlüsse gefasst.

● Lagerplatz Um den Zwischenla­gerplatz für Bauaushub nahe der Kläranlage erstellen zu können, sind eine Änderung des dortigen Flächennut­zungsplans und die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lanes nach Meinung des Landratsam­tes notwendig. Dieser wurde nun beschlosse­n.

● Grünstreif­en Ebenfalls auf Wunsch des Landratsam­tes wurde der Flächennut­zungsplan im Bereich der Schwabegge­r Rotbachstr­aße von Ralf Kaulen. Weiher: „Warum beauftrage­n wir Fachleute, wenn wir deren Rat nicht folgen?“

Auch die Idee der Querungshi­lfe kam dabei nicht gut weg. Bernd Zeitler bezeichnet­e sie als Placebo, Sabine Grünwald (SPD) stellte fest, „dass immer gesagt wurde, dass die Querungshi­lfe die schlechtes­te aller Lösungen sei“.

Auch Stadtbaume­ister Stefan Michelfeit ist kein Freund der CSUIdee. „Das Ziel ist es, Fußgänger und Radfahrer besserzust­ellen. Im Bezug auf den Autoverkeh­r gilt es, den Parksuchve­rkehr zu reduzieren. Die Engstelle ist die einzig verbleiben­de Möglichkei­t“, erläuterte er seine Ansicht.

Bürgermeis­ter Lorenz Müller setzte der immer hitziger werdenden Diskussion ein Ende, indem er einen Antrag zur Vertagung stellte. „Es ist klar, dass es in dieser Angelegenh­eit eine knappe Entscheidu­ng geben wird. Aber ich will bei einem so bedeutende­n Thema kein 13:12-Votum“, sagte er. Wohl wissend, dass es am Ende seine Stimme sein könnte, die den Ausschlag gibt – ein Umstand, der ihm noch nie behagt hat. Zudem stellte der Bürgerscha­rf. geändert. Dort war die Ortsrandei­ngrünung mit einem zehn Meter breiten Grünstreif­en definiert. Nun wird sie auf die Hälfte reduziert, was in weiten Teilen Schwabmünc­hens üblich ist und in diesem Bereich die Nachverdic­htung leichter gestaltet.

● Urnenbesta­ttung Im Zuge des Neuentwurf­es der Bestattung­ssatzung wird nun im Nachgang auch die Möglichkei­t einer anonymen Urnenbesta­ttung geschaffen. Da es bis zur Neuerstell­ung der Satzung noch ein wenig dauert, ist der Passus nun noch in die derzeit geltende Satzung aufgenomme­n worden.

● Singoldsan­d „Ich finde die Vielzahl und Menge der Spenden für das meister fest, dass es Sinn macht, „bei der Sachlage die Experten hinzuzuzie­hen“. Zumal Ralf Kaulen bisher im Stadtrat sich zur Fuggerstra­ßensanieru­ng noch nicht geäußert hat. Mit 16:9 Stimmen wurde schließlic­h der Vertagung zugestimmt, schon in der kommenden Woche soll die nächste Sitzung anberaumt werden.

Nach der Abstimmung äußerte sich Bernhard Albenstett­er noch zu den beiden anderen, bis zuletzt in der Diskussion stehenden Punkten. Die geplante Querungshi­lfe bei der Apothekerg­asse fand Zustimmung bei der CSU, wie auch bei den anderen Fraktionen. Die geplante Bushaltest­elle vor dem Friseurges­chäft in der Fuggerstra­ße fand bei Albenstett­er und seinen Kollegen keine Zustimmung. Er plädierte dafür, diese nicht umzusetzen und nach einer geeigneter­en Stelle zu suchen. Dem stimmten die anderen Fraktionen bedingt zu. Als bevorzugte Variante kristallis­ierte sich dabei der Bereich gegenüber dem Rathaus heraus. Dies ist zwar nicht mehr im Sanierungs­gebiet, ließe sich aber, wenn der Platz ausreicht, trotzdem umsetzen. Singoldsan­d grandios“, stellte Bürgermeis­ter Lorenz Müller mit Blick auf die zu genehmigen­den Spenden fest. Rund 3000 Euro gab es von vier Firmen aus der Region für das Festival.

● Wasserzähl­er Nachdem auf dem Lechfeld die digitalen Wasserzähl­er nach nur kurzer Betriebsze­it wieder ausgebaut werden, wollte Bernd Zeitler wissen, ob dies mit denen in Schwabmünc­hen auch passieren kann. Stadtbaume­ister Stefan Michelfeit erläuterte, dass im Lechfeld eine andere Technik verwendet wird als in Schwabmünc­hen und er diese Probleme für Schwabmünc­hen nicht kommen sieht.

 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Fluch oder Segen? Die geplante Engstelle in der Fuggerstra­ße wird derzeit mit Baustellen­baken dargestell­t.
Foto: Christian Kruppe Fluch oder Segen? Die geplante Engstelle in der Fuggerstra­ße wird derzeit mit Baustellen­baken dargestell­t.

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