Was sich alles ändern könnte
Quartierentwicklung Bewohner diskutieren mit Stadtbaumeister Rainer Thierbach und Bürgermeister Bernd Müller den Stand der Planungen für Bobingens Siedlung
Bobingen-Siedlung Für die geplante Stadtsanierung in der Bobinger Siedlung hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung die Weichen gestellt. Einer Empfehlung des Bauausschusses folgend soll im Rahmen des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“mit vorbereitenden Untersuchungen begonnen werden. Um Fördermittel zu bekommen, will Bobingen außerdem ein Sanierungsgebiet festsetzen, wofür laut Stadtbaumeister Rainer Thierbach ein einfaches Verfahren ausreicht. Zuvor müssen die Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange eingeholt werden.
Damit einher gehen Treffen der Stadt mit den Siedlern. Beim jüngsten Infoabend standen Bürgermeister Bernd Müller und Stadtbaumeister Rainer Thierbach Rede und Antwort. Vor etwa 60 interessierten Siedlern stellte Rainer Thierbach die angedachten Pläne und Maßnahmen vor. Dabei wurde klargestellt, dass außer dem Einstieg in die Planungen noch keine weiteren Maß- nahmen vom Stadtrat beschlossen seien. Es laufe momentan noch eine Art „Denkphase“, während der alle Szenarien immer noch verändert oder umgestaltet werden könnten.
Um Fördergeld aus der Städtebauförderung beantragen zu können, müsse man sich jedoch an rechtliche und zeitliche Vorgaben halten. So müsse man zunächst ein konkretes „Sanierungsgebiet“festlegen. Der Umgriff dieses Sanierungsgebietes wurde erläutert: Es umfasst nun praktisch die ganze Siedlung von der Straßberger Straße bis zur Herbststraße. Das dortige Neubaugebiet bleibt dabei logischerweise ausgeklammert.
Weiterhin wurde im Rahmen des Verfahrens eine Studie zum Thema „Soziale Stadt Bobingen-Siedlung, Integriertes Handlungskonzept“erstellt, die auf der Internetseite der Stadt Bobingen abrufbar ist. Darin wird deutlich, dass es in der Siedlung einiges gäbe, auf das aufgebaut werden könne. So wird die bevorzugte Wohnlage erwähnt. Die Lage zwischen Wäldern, Feldern und Wertach biete eine hervorragende Wohnqualität. Auch besitze die bereits ein „starkes Zentrum“, wie es eigentlich nur noch bei älteren Dörfern zu finden sei.
Es wurde auch auf Schwächen hingewiesen. Zu breite Straßen und gefährliche Kreuzungspunkte würden die Nutzbarkeit für Fußgänger und Radfahrer einschränken. Auch sei eine auf Optik und praktische Nutzbarkeit zugeschnittene Aufwertung der „Vitalen Achse“nötig. Damit ist hauptsächlich der Kreuzungsbereich Winterstraße und Grenzstraße gemeint. Diskutiert und geplant wird dort im Moment ein zweigeschossiges Wohngebäude auf dem Grund der Grundschule. Davor könnte auf dem heutigen Brunnenplatz ein Wohngebäude mit vier Etagen entstehen. Dieses solle ein städtebauliches Pendant zum Kirchturm bilden und wird deshalb höher geplant. Bei einer Umsetzung dieser Planung könnte dann der bisherige Brunnenplatz „verschoben“und neu gestaltet werden.
Es wäre eine aus planerischer Sicht „reizvolle“Alternative, so Thierbach, den Brunnenplatz, eventuell mit einem neuen Brunnen, zu „verschieben“. Dabei solle dann aus dem Kirchplatz und dem Platz vor der Grundschule ein zusammenhängender, gut nutzbarer und optisch eingefasster Bereich entstehen. Die Grenzstraße würde als „verkehrsberuhigte Zone“weiter befahrbar bleiben. Pfarrer Pluta habe übrigens bereits signalisiert, dass die Kirche einer solchen Planung durchaus offen gegenüberstehe.
Ein weiterer, wichtiger Gestaltungsraum sei die Winterstraße selbst. Hier werde geprüft, ob ein Rückbau – allerdings nur in Teilbereichen – mit gleichzeitiger Neuanlage von ausgewiesenen Parkplätzen und Begrünung, eine Aufwertung für das Zentrum bringen könnte. Ebenfalls im Blickpunkt der Planung sind verkehrssichernde Maßnahmen im Bereich der gefährlichen Kreuzungspunkte zur Umgehung. Hier stehen besonders die Kreuzungen Krumbacher Straße/Weidenstraße, die Einfahrt Grenzstraße/ Straßberger Straße und die versetzte Kreuzung Winterstraße/Straßberger Straße unter Beobachtung. Momentan würden erste Planungsvorschläge erstellt. Das Sanierungskonzept umfasse auch weitere MaßnahSiedlung men wie Förderung der Kultur, Erhaltung der Siedlungsschule bis hin zu Konzepten zur Tourismusentwicklung.
Das Gesamtprojekt wirkt insgesamt ambitioniert. Bei den Fragen der Zuhörer zeigte sich, dass die Siedler dem Projekt zwar kritisch, aber durchaus nicht negativ begegnen. So wurde zum Beispiel die Planungsvariante zum neuen Brunnenplatz mit dem daneben geplanten barrierefreien Wohnungsbau von einer Siedlerin als „sehr gelungen“und „ansprechend“gelobt. Andere wiederum fürchten durch das neue Wohngebäude und den Rückbau der Winterstraße einen zu großen Parkplatzverlust. Auch gab es Bedenken, ob ein Wohngebäude mit vier Stockwerken gegenüber der Kirche wirklich einen aufwertenden Charakter hätte.
Allerdings begrüßten die Anwesenden durchweg, dass die gefährlichen Kreuzungen „entschärft“werden sollen. Da sich das ganze Maßnahmenpaket noch in der Planungsphase befindet, dürfte dieser Infoabend wohl nicht der Letzte seiner Art in der Siedlung gewesen sein.