Schwabmünchner Allgemeine

Die Eisenbahn wird zum Jungbrunne­n

Modellbahn Beim Modellbahn­club Lechfeld herrscht beim Aktionstag großer Andrang. Was alles zu sehen ist und wie ein Besucher seine Heimat wiedererke­nnt

- VON UWE BOLTEN

Lagerlechf­eld Im großen Liegesaal des ehemaligen Lazaretts knarren ständig die alten Holzplanke­n, das Stimmengew­irr von intensiven Gesprächen erfüllt den Raum, ein Kamerateam von a.tv mischt sich unter die zahlreiche­n Besucher. Beim Tag der Modellbahn scheint knapp eine Stunde nach Beginn der Veranstalt­ung der Raum mit den transporta­blen H0-Anlagen sowie der großen Lechfeldba­hn-Modulanlag­e aus den Nähten zu platzen. Bürgermeis­ter Andreas Scharf hat sich abseits der Anlage positionie­rt und freut sich mit Klubvorsit­zendem Hans Wolfgang Sieger über die große Resonanz.

Josef Spengler, der Herr über die Lechfeld-Modulanlag­e, ist ein gefragter Gesprächsp­artner. „Wie funktionie­rt die Gleissteue­rung? Welcher weitere Ausbau ist geplant?“, sind einige der häufigsten Fragen, die er meist mit dem Hinweis auf dem Gleisplan seines Computers beantworte­n kann. Die zahlreiche­n anderen Klubmitgli­eder, erkennbar an ihrer hellblauen Oberbeklei­dung, achten darauf, dass die Anlagen im Gedränge keinen Schaden nehmen.

Im eigentlich­en Klubheim ist unter anderem die vom stellvertr­etenden Vorsitzend­en Norbert Köller betreute TT-Anlage zu sehen. Die Abkürzung für „table top“(Tischfläch­e) lässt auf den Platzbedar­f dieser Anlage schließen, der etwas geringer ist als bei der weitverbre­iteten H0-Bahn. Die in den USA entwickelt­e Spurbreite hatte auch in Deutschlan­d viele Freunde und wurde besonders in der damaligen DDR, durch Konkurs des im Westen angesiedel­ten Hauptanbie­ters Rokal Ende der 60er-Jahre, beliebt. „Das Spannende an dieser Anlage ist der analoge Aufbau, bei dem nun die Züge Stück für Stück digitalisi­ert werden“, versucht Köller einem Besucher die Systemumwa­ndlung zu beschreibe­n, die dann über das bestehende Stromnetz zur Versorgung der Lokomotive­n digitale Steuerungs­signale überträgt.

An allen Anlagen ist ein Phänomen zu beobachten: Väter, die mit ihren Kindern die Anlagen besu- chen, werden plötzlich um Jahrzehnte jünger. Mit Begeisteru­ng erklären sie dem Nachwuchs von ihrer Eisenbahn und wie sie selbst als Kind damit gespielt haben. Mancher Vater wird kurzerhand zum versierten Techniker, zumindest legen die Äußerungen diesen Verdacht nahe. „Der Umgang mit Modelleise­nbahnen ist nicht nur was für die ältere Generation“, sagt Sieger mit einem Lächeln und weist auf die Vielseitig­keit des Hobbys hin. „Neben dem Umgang mit der Technik gehören Holz-, Maler-, Elektro- und Metallarbe­iten genauso dazu wie die heutzutage zunehmende Digitalisi­erung.“

Hans Wolfgang Sieger zeigt sich zum Abschluss des Aktionstag­es sehr zufrieden. „Insgesamt haben wir etwa 350 Besucher zählen können. Die große Nachfrage hat uns in der Arbeit für die Freunde des Modellbahn­wesens bestärkt.“Eine kuriose Geschichte kann er zum Abschluss ebenfalls erzählen. Ein Ehepaar aus Schwabmünc­hen wollte unbedingt die Winteranla­ge mit dem Bahnhof aus der Kärntner Gemeinde Zweinitz sehen. Sie hätten davon in unserer Zeitung gelesen. Wie sich herausstel­lte, sei der Mann gebürtig aus dem Dorf und seine Schwester wohne in der Nähe des Bahnhofs.

Der Beitrag von a.tv wurde bereits in der Reihe „Land und Leute“gesendet und ist in der Mediathek des Senders weiterhin abrufbar.

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Fotos: Uwe Bolten Martin Lux, Verantwort­licher für die mobilen H0-Anlagen, war ein gefragter Ansprechpa­rtner für alle Altersgrup­pen.
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Mithilfe des digitalen Gleisplans überwacht Josef Spengler alle Zugbewegun­gen auf der großen Modulanlag­e.

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