Das echte Leben nach der großen Prüfung
Schule Wie fühlt es sich an, wenn man das Abschlusszeugnis in Händen hält und die große Freiheit beginnt? Wir haben drei Absolventinnen ein Jahr nach dem Ende ihrer Schulzeit befragt. Sie erzählen von Zielen, Wünschen und Erfahrungen
Landkreis Augsburg Seit einem Jahr ist Carina Reißner raus aus der Schule, aber sie vermisst sie kein bisschen. „Die wichtigen Freunde treffe ich so auch noch“, sagt sie. Carina hat 2017 ihr Fachabitur an der Fachoberschule in Neusäß gemacht und sich schon frühzeitig um eine Ausbildungsstelle beworben, weil ihr klar war, dass ein Studium für sie persönlich nicht die richtige Wahl wäre. Als die Zusage für ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin kam, war sie erleichtert.
Die Pause zwischen Schule und Ausbildung konnte sie nutzen, um einen klaren Kopf zu bekommen und um ein wenig Zeit für sich zu haben, bevor es mit ihrem nächsten Projekt weiterging. Es war aber nicht nur eine Pause, denn für die Ausbildung war die Voraussetzung ein achtwöchiges Pflegepraktikum im Zentralklinikum. Das hat sie sehr geprägt: „Ich habe in den acht Wochen sehr viele Erfahrungen gesammelt und habe auch das Gefühl, dass es mich im Leben weitergebracht hat.“
Eine persönliche Veränderung hat die 19-Jährige allerdings nicht an sich bemerkt. Aber auf jeden Fall ist sie stolz darauf, dass sie ihrem Traum durch den Ausbildungsplatz ein Stückchen nähergekommen ist. Im September hat das zweite von drei Jahren Ausbildung begonnen. „In der Schule wusste ich nie so recht, was mir all die Informationen für mein Leben bringen sollen. Aber jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich weiß, wohin mich das bringt, was ich tue und wofür ich lerne“, sagt Carina. „Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass ich am Ende meiner Ausbildung so viel mit dem Erlernten anfangen kann.“
Auch die 20-jährige Franziska Hesse wusste schon seit der neunten Klasse, was sie nach dem Abitur machen wollte. Damals hatte Franziska Hesse ein einwöchiges Schülerpraktikum in einem Hotel absolviert. Seit August 2017 macht Franziska dort, im Schwarzen Reiter in Horgau, eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Durch ihr Abitur konnte sie die Ausbildung verkürzen, indem sie direkt in das zweite Lehrjahr eingestiegen ist. Im September hat nun ihr drittes und letztes Lehrjahr begonnen und nach wie vor bereitet ihr die Ausbildung viel Spaß.
Trotzdem vermisst sie die Schule ein wenig – allerdings nur die Pausen mit ihren Freunden. Durch ihre Ausbildung lernt sie nicht nur das Fachwissen einer Hotelfachfrau, sondern hat auch persönlich einiges dazugelernt: „Auf jeden Fall fühle ich mich erwachsener, weil ich eigene Verantwortung tragen muss.“
Für ihre Zukunft hat Franziska Hesse noch keine großen Pläne. Erst einmal wolle sie natürlich die Aus- bildung beenden, sagt sie. Und was dann passiert, lässt sie auf sich zukommen. „Ich freue mich schon, dass mir nach meiner Ausbildung die Welt der Gastronomie offensteht und bleibe gespannt, wie es dann weitergeht“, sagt die 20-Jährige.
Für die zukünftige Hotelfachfrau hat sich auch privat einiges verändert, denn natürlich hat sie nicht mehr so viel Zeit wie zu Schulzeiten. Sie erklärt, dass sie ihre Freizeit mittlerweile sinnvoller nutze und die Zeit mit Freunden mehr zu schätzen wisse. Für sie ist es auch sehr erfreulich, dass sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Kollegen hat: „Es ist faszinierend, wie sehr einem Arbeitskollegen ans Herz wachsen und dass sie wie eine zweite Familie für einen werden können, obwohl man sich noch gar nicht so lange kennt.“
Auch für unserer K!ar.texterin Carmen Schwab liegt der Schulabschluss schon ein Jahr zurück. Sie berichtet von ihrer Suche nach dem richtigen Weg ins Berufsleben: „Als ich in der elften Klasse am GymnasiHesse um Königsbrunn war, habe ich mir überlegt, eine Ausbildung anzufangen. Weil ich zu diesem Zeitpunkt schon zwei Praktika in verschiedenen Büros gemacht und es mir gefallen hatte, bewarb ich mich beim Landratsamt Augsburg um eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte.“
Nach einem schriftlichen Test und einem Vorstellungsgespräch befand sich Carmen tatsächlich unter den letzten vier Bewerbern. Nach einem weiteren Tag fiel sie aber aus der Auswahl. Die Suche ging weiter.
„In der elften Klasse hatte ich auch das Profilfach Psychologie belegt, das mich wirklich begeisterte“, erinnert sich Carmen. „Ich hätte gerne Psychologie studiert, allerdings wusste ich von Anfang an, dass ich nicht als Psychiater arbeiten wollte.“Im Juli 2017 bestand Carmen ihr Abitur. Sie bewarb sich allerdings nicht für einen Psychologie-Studienplatz, da ihr Notenschnitt unter dem Numerus clausus von 1,3 lag. „Ich entschied mich dann für den Studiengang Germanistik und Iberoromanistik, da mich Sprachen interessieren und ich meine Kenntnisse und Fähigkeiten optimieren wollte.“
Heute ist Carmen 19 Jahre alt und studiert im dritten Semester diesen Zweifachstudiengang an der Universität Augsburg. „Ich bin froh, dass es so gekommen ist“, sagt sie. „Im Nachhinein war diese Entscheidung aus der Not heraus die beste Wahl.“Das Unileben habe ihr dabei geholfen, herauszufinden, in welchem Berufsfeld sie nach dem Studium arbeiten möchte: „Nach einem Praktikum und kleinen Projekten in der Redaktion der Schwabmünchner Allgemeinen bin ich mir nun sicher, dass ich einmal als Journalistin oder Redakteurin arbeiten möchte.“