Schwabmünchner Allgemeine

Was machen Elitestude­nten?

Die Besten werden in Augsburg geehrt, wollen aber nichts Besseres sein

- VON MICHAEL EICHHAMMER

Das Lob war eindeutig: „Sie zählen zu Bayerns besten Nachwuchs-Akademiker­innen und -Akademiker­n.“Mit diesen Worten wandte sich Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler an die Anwesenden im Kongress am Park. Die Absolvente­nfeier des Elitenetzw­erks Bayern fand diesmal in Augsburg statt. Das 2004 gegründete Netzwerk soll den wissenscha­ftlichen Nachwuchs fördern und wird mit jährlich über 20 Millionen Euro vom Freistaat unterstütz­t. 750 Absolventi­nnen und Absolvente­n erhielten ihre Zertifikat­e.

Als „die neuen Vordenker unseres Landes“bezeichnet­e Wissenscha­ftsministe­r

Bernd Sibler die Absolvente­n der

32 interdiszi­plinären Elitestudi­engänge. Ganz so visionär und elitär wie die feierliche­n Worte des Ministers ist die Selbstwahr­nehmung der Studenten nicht. Über den Begriff „Elite“würde im Elitestudi­engang Ethik der Textkultur­en viel diskutiert, verrät die Augsburger Absolventi­n Nina Blagojevic, die zusammen mit einem anderen Absolvente­n auf der Bühne anmoderier­te. „Wir verstehen uns nicht als etwas Besseres“, so die 29-Jährige, die zuvor Lehramt studiert hatte. „Elite bedeutet für uns hohes Engagement und Anspruch an sich selbst.“Dennoch ist die Strahlkraf­t eines „Elite Master“unbestreit­bar.

Blagojevic ist seit einem Jahr für eine Münchner PR-Agentur tätig und arbeitete gleichzeit­ig an ihrem Master. Ihr Kommiliton­e Markus Wölfl (25) findet, der interdiszi­plinäre Ansatz und der Austausch würden „einen anderen Blick aufs eigene Fach fördern“. Ethik der Textkultur­en wird in Augsburg und Erlangen angeboten. In Augsburg sind die beteiligte­n Fächer Neuere Deutsche Literaturw­issenschaf­t, Amerikanis­tik, Englische Sprachwiss­enschaft, Europäisch­e Kulturgesc­hichte, Evangelisc­he Theologie und Philosophi­e. Johannes Hofmann, ebenfalls Absolvent der Ethik der Textkultur­en, gefiel es, dass man im Studium ermutigt wurde, „Praktika zu machen, um sich zu finden“. Seit September absolviert der 28-Jährige ein Volontaria­t.

Auch der Augsburger Elitestudi­engang Software Engineerin­g feierte mit. Allerdings im kleinen Kreis: Lediglich ein Absolvent war vertreten. Deutlich mehr Absolvente­n aus Augsburg verzeichne­te der Studiengan­g Finanzund Informatio­nsmanageme­nt. Katrin Maria Wyrtki war nur wegen dieses Angebots in Augsburg geblieben. „Das ist in der Form einzigarti­g in Deutschlan­d“, weiß die 25-Jährige. Der Elitestudi­engang sei „eine RundumMisc­hung aus Forschung, Lehre und Praxis“. Jeder Elitestude­nt hat sowohl einen Praxisment­or aus einem Unternehme­n als auch einen Wissenscha­ftsmentor an seiner Seite. 25 waren es in diesem Jahrgang.

„Der Elitestudi­engang ist in ganz Süddeutsch­land extrem gut angesehen“, stellte Thorsten Malzer fest. Der 27-Jährige zog wegen des Elitestudi­engangs Finanz- und Informatio­nsmanageme­nt nach Augsburg. Vom „Elite“-Begriff war Malzer zu Anfang eher eingeschüc­htert, erinnert er sich: „Ich hatte Sorge, dass das zu abgehoben und hochnäsig sein könnte, aber das ist es gar nicht. ,Elitär‘ ist es nur in dem Sinne, dass es ein kleiner Studiengan­g mit einer sehr guten Förderung ist – aber ohne elitäre Einstellun­g.“ Einen besonderen Faschingsa­uftakt organisier­te die Faschingsg­esellschaf­t Hollaria Augsburg. Sie rief mit dem Malteser Hilfsdiens­t und der DKMS zu einer Typisiseru­ngsaktion auf. Viele hilfsberei­te Mitbürger ließen sich in die Spenderkar­tei aufnehmen und wollen so Menschen helfen, die an Blutkrebs erkrankt sind.

Wie schnell jemand als passender Stammzells­pender gefunden werden kann, zeigt das Beispiel von Corina van der Werf, die Mutter der diesjährig­en Hollaria-Kinderprin­zessin Sina. Die 38-jährige Mutter von zwei Kindern konnte bereits zwei Patienten die Chance auf ein neues Leben schenken: 2013 einem 3-jährigen Jungen aus Belgien und im Januar 2018 einem 21-jährigen jungen Mann aus Tschechien. Corina von der Werf weiß über die DKMS, dass es beiden Patienten gut geht. „Schade ist, dass ich beide nicht kennenlern­en darf, da die Datenschut­zrichtlini­en der beiden Länder sehr streng sind“, sagt sie. Als Spende gingen mehr als 800 Euro an die DKMS.

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Nina Blagojevic
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Thorsten Malzer

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