Eigentlich bin ich ganz anders
Termine, Termine, Termine – kennt man ja. Vor allem Fußball-Stars sind überall gefragt. Da wünscht sich so mancher einen Stellvertreter, dem man die lästige Händeschüttelei übertragen könnte – ganz im Sinne von Udo Lindenberg. Im Liedtext von „Ganz anders“heißt es:
Ich hab’ so viel’ Termine/ In der Disco, vor Gericht und bei der Bank / Da schick’ ich einfach meine VizeEgos / Und das wahre ich bleibt lieber im Schrank.
Hört sich verlockend an. Doch die Chuzpe, dieses Konzept in die Tat umzusetzen, hat offenbar nur einer, der auch auf dem Spielfeld mit den besten Tricks gearbeitet hat. Der ehemalige Weltfußballer Ronaldinho schnürte am Wochenende seine Schuhe für ein PromiTurnier. Weil er wegen eines illegalen Baus in einem Naturschutzgebiet ein Problemchen mit der spanischen Justiz hat, ist Ronaldinho derzeit aber nicht sehr erpicht auf öffentliche Auftritte.
Die simple Lösung: einfach einen Doppelgänger engagieren, der sich nach Turnierende ins Getümmel mit den Fans stürzt und bereitwillig Autogramme gibt. Interviews aller Art abblocken kann schließlich auch der Fleisch gewordene Pappkamerad. Zur Krönung des Coups veröffentlichte Ronaldinho noch ein Selfie mit seinem Vize-Ego.
Das ist genial, aber eigentlich eine alte Masche. Insider wissen natürlich, dass viele Stars aus der Sportszene schon seit Jahren mit Doppelgängern arbeiten. Oder wer glaubt schon ernsthaft, dass Lothar Matthäus tatsächlich in so vielen Fußball-Talkrunden zu Gast sein kann? Und auch Boris Becker kann unmöglich diese Fülle an Gerichtsterminen alleine erledigen. Das echte Bobbele muss sich nämlich ab und zu ein neues Hüftgelenk verpassen lassen. Man sollte aber höllisch aufpassen: Gerüchten zufolge nimmt Mesut Özil seinem VizeEgo immer noch dieses Foto mit dem türkischen Staatschef krumm.
Die Deutungshoheit über die eigene Persönlichkeit sollte man tunlichst nicht aus der Hand geben – auch das wusste Udo Lindenberg: Eigentlich bin ich ganz anders/ Ich komm’ nur viel zu selten dazu